Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig. Kloster Riddagshausen und eingemeindete Dörfer

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 7: Stadt Braunschweig III (2023)

Nr. 25† Riddagshausen, Klosterkirche 1553

Beschreibung

Kenotaph für den Abt Lambert von Balven. Der ursprüngliche Standort des bereits 1747 nicht mehr erhaltenen Grabdenkmals ist nicht überliefert.1) Es zeigte den Verstorbenen und eine aus vier Strophen bestehenden Inschrift.2)

Inschrift nach Meibom (1605).

  1. Praefuit hic quondam summo Lambertus honore Abbas a Baluen vir pietatis amansDestruitur viuo viuo reparatur eodem Hic locus heu Saxum nunc pia membra tegit

Übersetzung:

Mit höchster Ehre stand hier einst der Abt Lambertus von Balven vor, ein Mann, der die Frömmigkeit liebte. Dieser Ort wurde zu seinen Lebzeiten zerstört und zu seinen eigenen Lebzeiten wiederhergestellt. Ach, dieser Stein bedeckt nun die frommen Gebeine.

Versmaß: Elegische Distichen.

Kommentar

Lambert von Balven wurde um 1495 in Balve (Westfalen) geboren. Zu welchem Zeitpunkt er in das Kloster Riddagshausen eintrat, ist nicht bekannt; bei seiner Immatrikulation an der Universität Leipzig im Sommersemester 1520 ist er bereits als frater aufgeführt.3) Um 1530 wurde er zum Hofkaplan des Herzogs Heinrich II. d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel (reg. 1514–1568) ernannt, in dessen Gunst er stand. Durch den Einfluss des Herzogs wurde er 1536 zum Abt des Klosters Riddagshausen gewählt. Nachdem er 1540 in Leipzig die Würde eines Licentiaten der Theologie erworben hatte, bekannte sich Lambert offen zur evangelischen Lehre, widerrief dies jedoch wenig später, um nicht die Gunst des altgläubigen Herzogs zu verlieren. In der Folgezeit trat er an der Seite des Herzogs entschieden als Widersacher der Reformation auf, wodurch das Kloster wiederholt zum Ziel von Verwüstungen und Plünderungen wurde, um dessen Wiederaufbau er sich vergeblich bemühte. Als er sich am Hof des Herzogs Heinrich d. J. in Wolfenbüttel befand, verstarb Lambert schließlich am 06. November 1553 und wurde in Wolfenbüttel beigesetzt.4)

Anmerkungen

  1. Vgl. Knittel, Lambert von Balven, Sp. 1654. Das Grab Lamberts befand sich in Wolfenbüttel, siehe Meibom, Chronicon Riddagshusense (1605), S. 85.
  2. Meibom, Chronicon Riddagshusense (1605), S. 85.
  3. Matrikel Leipzig, Bd. 1, S. 574.
  4. Biographische Angaben nach Rückling, Familienbuch, S. 15f. sowie ADB, Bd. 2, S. 35–36 (Ludwig Ferdinand Spehr).

Nachweise

  1. Meibom, Chronicon Riddagshusense (1605), S. 85.
  2. Meibom, Chronicon Riddagshusense (1688), S. 385.
  3. Knittel, Lambert von Balven, Sp. 1654 (nach Meibom).
  4. NLA WO, 11 Alt Ridd, Nr. 630 (Monumenta Sepulcralia), S. 20, Nr. 14 (nach Meibom).
  5. Kdm. Kreis Braunschweig, S. 170 (nach Meibom).
  6. Zimmermann, Kloster Riddagshausen, S. 45 (nach Meibom).

Zitierhinweis:
DIO 7, Stadt Braunschweig III, Nr. 25† (Anna Weissmüller), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio007g003k0002506.