Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig. Kloster Riddagshausen und eingemeindete Dörfer

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 7: Stadt Braunschweig III (2023)

Nr. 23 Timmerlah, Kirche 1.V.16.Jh., 1650

Beschreibung

Kelch mit Patene. Silber, vergoldet. Der Kelch steht auf einem runden Fuß mit profilbegrenzter Zarge und Perlstabfries. Auf der Fußoberseite aufgesetzter Sechspass, der in den Schaft übergeht. In den Zwickeln graviertes Blattwerk. Auf einem Pass ist eine Darstellung des Gekreuzigten ohne Kreuz mit Maria und Johannes auf kleinen Konsolen aufgelegt. In den beiden Zwickeln neben der Kreuzigung je ein Wappen; das heraldisch rechte zur Hälfte abgebrochen. Beide Wappen sind mit eingravierten Beischriften versehen; das heraldisch rechte Wappen mit Inschrift A, das heraldisch linke Wappen mit Inschrift B. Der spätgotische Nodus ist mit graviertem Maßwerk versehen; an den sechs rautenförmigen Rotuli erhaben vor schraffiertem und mit dunkelblauer Emaille ausgelegtem Hintergrund Inschrift C.1) Ober- und unterhalb des Nodus sechsseitige Schaftstücke mit den Inschriften D (oben) und E (unten), glatt erhaben vor schraffiertem Grund. Große glockenförmige Kuppa mit verstärktem Lippenrand. Die Patene ist mit einem flachgewölbten Spiegel ausgestaltet. Auf der Fahne ein griechisches Tatzenkreuz vor schraffiertem Grund. Beidseitig des Kreuzes die zweizeilige punktierte Inschrift F.

Maße: H. 21,7 cm, Dm. 14,1 cm (Fuß), 13 cm (Kuppa), 14,4 cm (Patene). Bu. 0,1 cm (A, B), 0,7 cm (C), 1,1 cm (D, E), 0,5 cm (F).

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis (C, D, E); Kapitalis (A, B, F).

Niedersächsische Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Anna Weissmüller) [1/13]

  1. A

    CVRDT ˑ V(ON) ˑ HO[‒ ‒ ‒]a)

  2. B

    DOROTIA V(ON) RETEMS ˑ S(EINE) ˑ N(ACHGELASSENE) ˑ WIT(WE)

  3. C

    I H E S V S

  4. D

    IHESVS

  5. E

    S MARIA

  6. F

    CVRDT : VON ˑ ‎// ˑ HOREN SEHLICH ˑ ‎/ VNDT : DOROTEA ˑ ‎// ˑ VON RETTEN S(EINE) N(ACHGELASSENE) WIT(WE) ‎/ 16‎//50

Wappen:
Horn, Rethem

Kommentar

Die Wappenbeischriften A und B sind zum Teil konturiert und mit Sporen an den Schaft-, Balken- und Bogenenden ausgeführt. Die in frühhumanistischer Kapitalis ausgeführten Inschriften C bis E sind durch ausgeprägte gegabelte Sporen charakterisiert. Schrifttypische Formen sind das epsilonförmige E, Nodi am Schaft des I, Ausbuchtung am Balken des H, keilförmig verbreiterte Schrägschafte beim V und A mit Deckbalken und gebrochenem Mittelbalken. Das S in Inschrift E ist mit eingerollten Bogenenden ausgestaltet. Byzantinisches M in MARIA. Die an der Patene angebrachte Stifterinschrift F mit Sporen an den Schaft-, Balken- und Bogenenden. A mit geknicktem Mittelbalken. Der obere Bogenabschnitt des C in CVRDT ist nach innen eingerollt. Der geschwungene Schrägschaft des N ragt über die senkrechten Schäfte hinaus.

Die Schriftmerkmale der Inschriften C bis E weisen auf eine Entstehung des Kelches im frühen 16. Jahrhundert hin. Die Wappen auf dem Fuß wurden bei der Neustiftung 1650 angebracht, ebenso vermutlich die große Kuppa. Ob der Kelch schon vor 1650 der Gemeinde in Timmerlah gehört hat, muss offenbleiben.2)

Curd von Horn wurde als Sohn von Gerd von Horn und seiner Frau Lucia von Damme geboren.3) Er war Zehnmann in Braunschweig und seit 1608 mit Dorothea von Rethem, einer Tochter des Tobias von Rethem († 1605) und seiner zweiten Frau Dorothea Knickebein, verheiratet. Am 03. Januar 1624 wurde ihr gemeinsamer Sohn Julius geboren († 28.09.1680). Die gemeinsame Tochter Katharina war seit 1634 mit Simon Meyburg (1598–1667), Dekan des St. Cyriakusstifts in Braunschweig, verheiratet.4) Curd von Horn verstarb 1630, seine Frau Dorothea im Jahr 1653.5)

Textkritischer Apparat

  1. HO[‒ ‒ ‒]] HORN oder HOREN.

Anmerkungen

  1. Die Emaille ist zu einem großen Teil herausgebrochen.
  2. Im Corpus Bonorum von Timmerlah (1766) ist der Kelch nicht verzeichnet.
  3. Sein Bruder Adrian von Horn (1571–1640) war Ratsherr und Bürgermeister von Braunschweig. Zu diesem siehe DI 56 (Stadt Braunschweig II), Nr. 735.
  4. Vgl. Roth, Leichenpredigten, Bd. 1, Nr. 712 (Leichenpredigt für Simon Meyburg).
  5. Biographische Angaben nach Roth, Leichenpredigten, Bd. 1, Nr. 48 (Leichenpredigt Julius von Horn) und Reidemeister, Genealogien Braunschweiger Patrizier- und Ratsgeschlechter, S. 119.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Braunschweig, S. 296.
  2. LAW, Kunstgutkartei von Martin Wandersleb s. v. Ev.-luth. Kirchengemeinde Timmerlah, Nr. 1.

Zitierhinweis:
DIO 7, Stadt Braunschweig III, Nr. 23 (Anna Weissmüller), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio007g003k0002308.