Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig. Kloster Riddagshausen und eingemeindete Dörfer

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 7: Stadt Braunschweig III (2023)

Nr. 17 Mascherode, Kirche um 1500, 1636, 1642

Beschreibung

Kelch mit Patene. Silber, vergoldet. Der Kelch steht auf einem runden Fuß mit profilbegrenzter Zarge. Auf der Fußoberseite der Stiftervermerk A, unterbrochen von einem griechischen Kreuz in schraffiertem Rundfeld und einem gegenüberliegenden Wappen. Links und rechts vom Wappen die Initialen und Jahreszahl B. Der Nodus ist mit graviertem Maßwerk versehen, an einer Stelle herausgebrochen. Ober- und unterhalb des Nodus runde, profilbegrenzte Schaftstücke mit Inschrift C; die Inschrift beginnt am unteren Schaftstück und wird auf dem oberen fortgeführt. Die schlichte Kuppa ist trichterförmig. Unterhalb des Fußes die Gewichtsangabe D. Die Patene mit flachgewölbtem Vierpass-Spiegel. Die Stifterinschrift E verläuft entlang der Fahne, unterbrochen von einem Kreuz in schraffiertem Rundfeld. Auf der Unterseite der Patene in einem der Zwickel des Vierpasses die Gewichtsangabe F. Die Inschriften A, B und D–F sind eingraviert, Inschrift C erhaben vor schraffiertem Grund.

Maße: H. 15,9 cm, Dm. 9,9 cm (Kuppa), 11,5 cm (Fuß), 15,1 cm (Patene). Bu. 0,4 cm (A), 0,2–0,3 cm (B), 0,8 cm (C), 0,2 cm (D, F), 0,9 cm (E).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (C); Kapitalis (A, B, E); Kursive (D, F).

Niedersächsische Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Anna Weissmüller) [1/11]

  1. A

    IOHAN ˑ ‎// LINNEMAN ˑ VORERDT ˑ DISEN KE‎//LCH ˑ DER ˑ KIRCHEN ˑ ZV ˑ ‎/ MASCERO(DI)

  2. B

    MA ‎// PSP ‎/ 16 ‎// 36a)

  3. C

    maria hilf ‎// vnde ber(at)1)

  4. D

    16 1/2 Loht ‎/ Sigwb)

  5. E

    HARMEN ‎// HVNHOLDT ˑ VOREHERDT ˑ DISE ˑ SCHVSSEL ˑ DER ˑ KIRHEN ˑ ZV ˑ MASCERODI ˑ 1ˑ6ˑ4ˑ2 ˑ

  6. F

    7 1/2 Loht

Wappen:
?2)

Kommentar

Im Gegensatz zu der sorgfältig gestalteten Inschrift B und dem dazugehörigen Wappen sind die Inschriften A und E von weniger guter Qualität. Die unregelmäßig gestalteten Buchstaben sind oftmals nachkorrigiert. Die Balken, Schäfte und Bögen setzen nicht immer bündig aneinander an; die Bögen wirken oftmals eckig. Die Cauda des R ist weit ausgestellt und reicht unter die Grundlinie. Z mit Mittelbalken. Die Eins ist konturiert mit beidseitig gebogenen Konturschäften. Sporen an den Schaft-, Balken- und Bogenenden. Als Worttrenner dienen Andreaskreuze.

Inschrift C zeigt eine dem Idealtyp entsprechende gotische Minuskel. Brechungen sind durch Einkerbungen plastisch hervorgehoben. Der zum Zierstrich reduzierte Balken des e ist senkrecht bis zum gebrochenen unteren Bogenabschnitt geführt. An der zum Quadrangel reduzierten Fahne des r sowie am Balken des f ein Zierstrich.

Inschrift C verweist auf eine Entstehung des Kelches um 1500. Ob die später angebrachten Stifterinschriften auf eine Erneuerung des Kelches verweisen oder nach dem Ankauf des Kelches entstanden sind, muss offenbleiben.

Textkritischer Apparat

  1. 16 ‎// 36] über die 36 wurde die Zahl 42 grob eingraviert.
  2. Sigw] unsichere Lesung.

Anmerkungen

  1. Kurzform des häufigen Glockengebets Hilf Gott, Maria berat. Vgl. DI 64 (ehemaliger Lkr. Querfurt), Nr. 84. ‚berat‘ heißt ‚beschirme‘; vgl. Lexer, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, Bd. 1, Sp 190 s. v. „beretten“.
  2. Wappen ? (drei vom Mittelpunkt ausgehende Schlangenhälse).

Nachweise

  1. NLA WO, 126 Neu, Nr. 839 (Corpus Bonorum Mascherode), S. 5 (A, E).
  2. Kdm. Kreis Braunschweig, S. 97 (A–C, E).
  3. Habekost, Kirche in Mascherode, S. 132 (A–C).
  4. Habekost, Chronik Mascherode, S. 260 (A–C).
  5. LAW, Kunstgutkartei von Martin Wandersleb s. v. Ev-luth. Kirchengemeinde Mascherode, Nr. 1 (A–C, E).

Zitierhinweis:
DIO 7, Stadt Braunschweig III, Nr. 17 (Anna Weissmüller), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio007g003k0001706.