Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig. Kloster Riddagshausen und eingemeindete Dörfer

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 7: Stadt Braunschweig III (2023)

Nr. 12 Stöckheim, Kirche 1459

Beschreibung

Relief. Stein. An der östlichen Außenwand der Apsis, heute eingerahmt durch ein Gefallenendenkmal des Ersten Weltkrieges.1) Das hochrechteckige Relief zeigt im oberen Bereich Christus am Kreuz mit Maria und Johannes. Unterhalb der Darstellung die vertieft eingehauene Inschrift.

Maße: H. 165 cm, B. 59,5 cm. Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Niedersächsische Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Anna Weissmüller) [1/2]

  1. anno ˑ d(omi)ni ˑ mo ˑ cccco ‎/ lixoa) ˑ co(m)pletu(m) ˑ est ˑ olr[.] ‎/ [..]eab) ˑ ded(i)tc) ˑ ha(n)cd) pictu(r)a(m) ‎/ i(n) me(m)oria(m) ˑ passio(n)is ˑ ch(rist)ie) ˑ ‎/ [or]ate ˑ pro ˑ datore

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1459 ist (diese Kirche) vollendet worden. (...) stiftete dieses Bild in Erinnerung an die Leiden Christi. Betet für den Stifter.

Kommentar

Unregelmäßig gestaltete gotische Minuskel. Die Buchstaben stehen ausschließlich im Mittelband. Bei dem durchgängig verwendeten doppelstöckigen a ist der linke Teil des gebrochenen oberen Bogens geschwungen nach innen geführt. Das o ist rautenförmig. Der Balken des e ist zu einem rechtsschräg verlaufenden Strich reduziert, der unten umgebogen ist. Die Fahne des r besteht aus einem Quadrangel mit angesetztem Zierhäkchen. Das x in der Jahreszahl ist auf die gleiche Weise wie das r gestaltet; das x in chr(ist)i hat anstatt des Zierhäkchens einen den senkrecht gestellten Linksschrägschaft durchschneidenden Haarstrich. Schaft-s und c sind gleich gestaltet.

Das in der Inschrift angegebene Datum bezeugt die Erweiterung des ursprünglich frühromanischen Kirchenbaus.2)

Aus dem 15. bzw. frühen 16. Jahrhundert sind ähnliche Kreuzigungsreliefs aus Weddel, Cremlingen, Erkerode, Berklingen sowie Lehndorf und Waggum überliefert.3)

Textkritischer Apparat

  1. lixo] IIX Voges, NLA WO, 126 Neu, Nr. 693; lxx Bornstedt, Zehfuß.
  2. olr[.] ‎/ [..]ea] Befund unklar. olr(icus) usle(v)a Kdm., olric sica Voges.
  3. ded(i)t] t kleiner und hochgestellt.
  4. ha(n)c] Der Bogen des h ist im Unterlängenbereich durch einen Zierstrich angedeutet.
  5. chr(ist)i] Befund xpi; pi kleiner.

Anmerkungen

  1. Die Apsis wurde erst bei Umbauarbeiten 1823 an den Chorraum angefügt; vgl. Bornstedt, Chronik von Stöckheim, S. 154f. sowie Zehfuß, Kirche in (Klein-)Stöckheim, S. 7. Laut des Corpus Bonorum von Stöckheim (1764) befand sich das Relief ursprünglich jedoch an ähnlicher Stelle: in der Kirchenmauer außerhalb gegen Osten; vgl. NLA WO, 126 Neu, Nr. 693 (Corpus Bonorum Klein Stöckheim und Melverode), S. 1.
  2. Zur Baugeschichte der Kirche siehe Bornstedt, Chronik von Stöckheim, S. 151–163.
  3. Vgl. Kdm. Kreis Braunschweig, S. 28 (Erkerode), 62 (Cremlingen) u. 225 (Weddel); Kdm. Kreis Wolfenbüttel, S. 159 (Berklingen). Zum Lehndorfer Relief siehe Kat.-Nr. 19. Die Inschrift auf dem Waggumer Kreuzigungsrelief, das sich heute im Inneren der Kirche befindet, hat sich nicht erhalten, vgl. Kdm. Kreis Braunschweig, S. 223.

Nachweise

  1. NLA WO, 126 Neu, Nr. 693 (Corpus Bonorum Klein Stöckheim und Melverode), S. 1.
  2. Voges, Dorfkirchen im Kreise Wolfenbüttel, 1875, S. 173.
  3. Kdm. Kreis Braunschweig, S. 201f. (mit Abb.).
  4. Bornstedt, Chronik von Stöckheim, S. 155.
  5. Zehfuß, Kirche in (Klein-)Stöckheim, S. 4.

Zitierhinweis:
DIO 7, Stadt Braunschweig III, Nr. 12 (Anna Weissmüller), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio007g003k0001201.