Inschriftenkatalog: Stadt Bonn

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 50: Bonn (2000)

Nr. 471 Rhein. Landesmuseum 17.–18. Jh.

Beschreibung

Zehntstein mit Rechtsinschrift (ohne Inv.-Nr.). Kalkstein. Der Stein ist vorne und an beiden Seiten bearbeitet und oben abgerundet. Einer offenbar im 19. Jh. nach dem Übergang des Steines ins Museum angebrachten Beschriftung zufolge stammt er aus der Nordstraße. Unter den Initialen WW befindet sich ein erhabener, nach links gerichteter Pfeil, darunter der restliche Text.

Maße: H. 83, B. 21, Bu. 4,3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/3]

  1. WW / ZEHNEN/FREY

Kommentar

Das verschränkte W ist zwar tief, aber nachlässig eingehauen. Der Rest des Textes hingegen ist gleichmäßig und qualitätvoll gearbeitet. Die Buchstabenhasten enden in sorgfältig gehauenen Sporen. Beide Hasten des asymmetrischen Y sind gebogen, über dem Buchstaben ersetzen zwei parallele Striche die Punkte. Die Cauda des R und der untere Schrägbalken des K sind geschwungen. Die Mittelbalken des E und der untere Balken des F sind verkürzt. Die Schrift, insbesondere das Y, verweist den Stein ins 17. oder 18. Jh. Eine genauere Einordnung wäre nur möglich, wenn die Initialen (mit Hilfe einer genaueren Fundortangabe) aufgelöst werden könnten.

Die Inschrift wies offensichtlich auf ein Gebiet hin, das in der durch den Pfeil angegebenen Richtung lag und von dem kein Zehnt zu entrichten war. Die Initialen dürften sich auf den Besitzer des betreffenden Landes beziehen. Ein entsprechender Stein mit anderen Initialen befindet sich heute am Forsthaus Schönwaldhaus in Wachtberg-Villiprott.1)

Anmerkungen

  1. Fuchs interpretiert die Initialen N. B. auf diesem zweiten Stein als „Neubruch“ und schließt, daß von dem entsprechenden Gebiet kein Novalzehnt zu entrichten war (Grenzsteine, S. 119 f.). Der Vergleich mit dem Stein im Rhein. Landesmuseum spricht gegen diese Interpretation, zumal die Bezeichnung „Neubruch“ im regionalen Sprachgebrauch eher ungewöhnlich war.

Zitierhinweis:
DI 50, Bonn, Nr. 471 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di050d004k0047102.