Inschriftenkatalog: Stadt Bonn

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 50: Bonn (2000)

Nr. 421 Küdinghoven, St. Gallus 2. H. 17. Jh.

Beschreibung

Grabplatte für Michael Krahe und seine Frau Anna Nolden mit Auftraggeber- und Grabinschrift (A) sowie Namensinitialen als Wappenbeischrift. Ursprünglich in den Fußboden des Kircheninnenraumes eingelassen. Nach der Erneuerung des Fußbodens zunächst hinter dem Chor gelagert, 1990 gereinigt, gehärtet und an der östlichen Außenmauer der Kirche befestigt.1) Latit oder Andesit,2) stark abgetreten. Umlaufend eine erhabene, gestufte Randleiste. Inschrift A zeilenweise im oberen Teil des Mittelfeldes. In der unteren Hälfte ein erhabenes Rundmedaillon, darin eingehauen ein Wappen über den Initialen des Verstorbenen (B). Darunter Totenschädelrelief mit gekreuzten Knochen.

Maße: H. 184, B. 98, Bu. 4,3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/1]

  1. A

    MICHAEL · KRAHE · SCEFFENa) ·/ DES · BOT · AMBTS · DOLLE/NDORF · ANNA · N[O]LDEN ·/ EHELEVTH · LEGTEN ·/ DIESEN · GRABSTEIN · / GOT · ZV · EHREN · IHREN · / LEIBE[.]b) · ZVR · ZIREN · IHREN / SEHLEN · ZV · T[ROST]c)

  2. B

    M(ICHAEL) K(RAHE)

Wappen:
Krahe.3)

Kommentar

Alle O sind sehr schwach eingehauen, während die Bögen bei anderen Buchstaben nicht schwächer gehauen sind als die Schäfte und Balken. Die Worttrennung erfolgt durch Dreispitze. Die Schrift der Platte weist deutliche Unterschiede zu der des Grabkreuzes für Servatius Nolden auf (Nr. 273), stammt daher wohl kaum von derselben Hand.

Der Text weicht auffällig vom üblichen Formular der Inschriften auf Grabplatten ab. Ein Sterbevermerk oder eine Grabbezeugung fehlt, ebenso eine Fürbittformel. Es handelt sich hier vielmehr um eine Stifter- bzw. Auftraggeberinschrift ( LEGTEN DIESEN GRABSTEIN), die zugleich Elemente einer Widmungsinschrift ( GOT ZV EHREN) in sich birgt und sicher zu Lebzeiten des Ehepaares angefertigt wurde. Zweifellos war die Platte aber für das Grab der Auftraggeber gedacht (IHREN LEIBE[.] ZVR ZIREN) und bezeugt deren Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod. 1666 ließ Michael Krahe ein Grabkreuz für seinen Schwiegervater Servatius Nolden errichten (vgl. Nr. 273). Vielleicht erfolgte der Auftrag für die eigene Grabplatte unter dem Eindruck der Pestwelle dieses Jahres,4) die in kürzester Zeit ganze Familien hinwegraffte, so daß eine Sorge für die Grabstätte durch die Angehörigen keineswegs gewährleistet war. Doch auch eine spätere oder sogar frühere Anfertigung der Platte ist nicht auszuschließen.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. LEIBEN Molberg.
  3. ANNO 1[..]6 fügt Molberg hinzu. Heute sind keine Schriftreste mehr erkennbar.

Anmerkungen

  1. Stadt Bonn, Untere Denkmalbehörde, Akte Küdinghoven Friedhof.
  2. Zur Materialbestimmung siehe die Einleitung, S. XXVf.
  3. Wappenbild: Hausmarke (Anhang Nr. 34).
  4. Dann könnte die von Molberg gelesene Jahreszahl zu 1666 zu ergänzen sein.

Nachweise

  1. Molberg, Grabkreuze Küdinghoven, S. 20, Nr. 1.

Zitierhinweis:
DI 50, Bonn, Nr. 421 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di050d004k0042102.