Inschriftenkatalog: Stadt Bonn

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 50: Bonn (2000)

Nr. 379 Mehlem, Kapelle zu den Sieben Schmerzen Mariens 1683

Beschreibung

Altar mit Stiftungsinschrift. Holz. In einer von gedrehten Säulen flankierten Muschelnische eine vollplastische Holzskulptur Mariens mit dem Leichnam Christi. Im gesprengten Giebel des Aufsatzes zwischen ionischen Säulen ein kleines Ölgemälde: Um die von sieben Flammen umgebene Taube im Zentrum sind fünf Herzen mit den Wunden Christi angeordnet, die durch ein verschlungenes Seil miteinander verbunden sind. Inschrift auf der Predella in eingetiefter Kartusche, Schrift eingeschnitten und grau ausgemalt. Der Altar wurde 1981 umfassend restauriert.1)

Maße: H. ca. 500, B. 210, Bu. 3,2 cm.

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

  1. AD · GLORIAM · DEI · ET · B(EATAE) · MARIAE · VIRGI/NIS · SEPTEM · DOLORVM · HOC · ALTARE · PI/E · DEDICAVIT · IOHANES · LACROIX · ET · CVNI/VXa) EIVS · ELISABET · KOPMAN · AN(N)Ob) · 1683

Übersetzung:

Zum Ruhme Gottes und der seligen Jungfrau Maria der Sieben Schmerzen hat diesen Altar fromm gestiftet Johannes Lacroix und seine Ehefrau Elisabeth Kopman im Jahre 1683.

Kommentar

Die Schrift weist eine Reihe von typischen Merkmalen der sog. frühhumanistischen Kapitalis auf: A mit gebrochenem Querbalken, offenes kapitales D und retrogrades N. Die Stifterinschrift stellt damit ein seltenes und zudem außergewöhnlich spätes Beispiel dieser Schriftart in Bonn dar. Die Worttrennung erfolgt durch Quadrangeln.

Der Franzose Johannes Lacroix war nach Aussage des Löwenburger Gerichtsschreibers Ley „ein nach Mehlem gezogener abgedankter Soldat, der in Mehlem eine Wittib geheiratet hatte und immer mit den Franzosen Compagnie machte“.2) 1689 verhalf Lacroix den französischen Truppen zur Einnahme Rhöndorfs.3) Aus seiner Ehe mit Elisabeth Kopman gingen zwischen 1676 und 1697 neun Kinder hervor.4)

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Kürzungszeichen fehlt.

Anmerkungen

  1. PfA St. Severin/Mehlem, Nr. 581.
  2. Zitiert bei Wiedemann, S. 156. Die aus mehreren Blättern bestehenden Aufzeichnungen des aus Mehlem stammenden Ley befinden sich in Privatbesitz (Glauner, Bilder 1995, S. 162).
  3. Glauner, Bilder 1992, S. 136ff.; ders., Bilder 1995, S. 164.
  4. StA Bonn, KB Mehlem II, S. 18, 24, 38, 43, 60, 71, 81, 90a, 103.

Nachweise

  1. Wiedemann, S. 155.
  2. Weisgerber, Kapelle, S. 50.

Zitierhinweis:
DI 50, Bonn, Nr. 379 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di050d004k0037900.