Inschriftenkatalog: Stadt Bonn

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 50: Bonn (2000)

Nr. 217 Graurheindorf, Estermannstr./
An der Rheindorfer Burg
vor 1653 (wohl 1. H. 17. Jh.)

Beschreibung

Heiligenhäuschen mit Widmungsinschrift. Stein (Trachyt?),1) verputzt und weiß und grau gestrichen. Nach oben durch einen Rundbogen abgeschlossen, auf dem sich ein Kreuz erhebt. In einer mit einem Gitter verschlossenen Rundbogennische eine Pietà aus gebranntem Ton. Darunter ein gerahmtes Schriftfeld mit der eingehauenen Inschrift. Das 1653 erstmals erwähnte Heiligenhäuschen2) markierte früher zugleich die Grenze des Bonner Banns.3) Im Zuge einer Restaurierung wurde 1969 auch die Inschriftplatte gereinigt, gehärtet, beigearbeitet und ausgemalt.4)

Maße: H. 312 (ohne Kreuz), B. 148, Bu. 4,2–5,2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. [E]XTRVCTM AD HON/OREM DI OPIMI MXSIa) [.]/QVEb) MATRSc) / [D]OLOROSAE

Übersetzung:

Errichtet zu Ehren des besten, höchsten Gottes und der schmerzensreichen Mutter.

Kommentar

Zur Formel DEO OPTIMO MAXIMO siehe Nr. 124. Die zahlreichen Entstellungen des gängigen Textformulars5) weisen auf einen leseunkundigen Steinmetzen hin. Die Lesung der Inschrift wird durch Ausbrüche aus dem Stein zusätzlich erschwert. Beide Faktoren mögen dazu beigetragen haben, daß der Endbuchstabe des Wortes HONOREM kaum entzifferbar ist: Das M ähnelt einem retrograden N, an das ein vom unteren Ende der rechten Haste ausgehender, nach rechts oben gezogener Bogen angefügt wurde. Zum oberen Ende der linken Haste führt zudem eine kurze Schräghaste. Der Steinmetz hat das M ansonsten mit schrägen Außenhasten und kurzem Mittelteil gestaltet. Das X hat eine geschwungene Schrägrechtshaste, das I trägt einen i-Punkt.

Das Heiligenhäuschen ist sowohl aus stilistischen als auch aus frömmigkeitsgeschichtlichen6) und philologischen Gründen7) ins 17. Jh. zu datieren.

Textkritischer Apparat

  1. Sic! Richtig: EXTRVCTVM AD HONOREM DEI OPTIMI MAXIMI.
  2. Vom ersten Buchstaben ist nur ein linksschräger Schaft erkennbar. Gemeint ist wohl ATQVE.
  3. Sic! Richtig: MATRIS.

Anmerkungen

  1. Gesteinsart unter dem Putz nicht mehr erkennbar. Zahlreiche Ausbrüche sprechen allerdings dafür, daß es sich um Trachyt handelt.
  2. StA Bonn, Ku 40/2.
  3. Hoch, Grau-Rheindorf, S. 162.
  4. StA Bonn, N 41/779.
  5. Dietz bezeichnet die Inschrift in seinem Denkmälerverzeichnis als unleserlich (StA Bonn, Kleinere Denkmäler, Nr. 188). Hoch bietet einen völlig anderen Text (Grau-Rheindorf, S. 162).
  6. Siehe dazu die Einleitung, S. XXXVIII f.
  7. Die Verwendung der Formel DEO OPTIMO MAXIMO an einem Objekt, das Ausdruck der Volksfrömmigkeit ist, ist vor dem 17. Jh. wohl nicht denkbar.

Zitierhinweis:
DI 50, Bonn, Nr. 217 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di050d004k0021708.