Inschriftenkatalog: Stadt Bonn

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 50: Bonn (2000)

Nr. 191a Münster, Kreuzgang 1638 oder später

Beschreibung

Grabplatte für einen Priesterkanoniker Leonard mit Grabschrift und Bibelzitat. In die Südwand des Kreuzgangs eingelassen, stammt wohl aus dem Kircheninnenraum.1) Trachyt, stark abgetreten und im Bereich der oberen Randleiste abgewittert. Im leicht eingetieften, von einer breiten, unverzierten Randleiste eingefaßten Mittelfeld oben eine Rollwerkkartusche mit dem gänzlich abgetretenen Wappen des Verstorbenen. Über der Kartusche ein Kelch zwischen geflügelten Engelsköpfen, unter ihr ein Totenschädel. Im Zentrum eine hochrechteckige, mit Rollwerk gerahmte Schrifttafel mit der achtzeiligen Inschrift A. Im unteren Bereich der Platte eine weitere Rollwerkkartusche mit Inschrift B und bekrönendem geflügeltem Engelskopf.

Maße: H. 231, B. 115, Bu. 4,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/1]

  1. A

    A(NN)O [- - -]a) / OB[- - -]a) / LEONA[RD]VS [. . . . . . . / H]VI(VS)b) ARCHIDIAC(ONALIS) AC / S(ANCTI) PETRI IN DIETKIRENc) / ECCL(ESI)ARVM CANONIC(VS) / PRAESBYTER CVI(VS) A(N)I(M)A / AETERNA PACE FRVATVR

  2. B

    BEATI MORTVI / QVI IN D(OMI)NO / MORIVNTVR2)

Übersetzung:

Im Jahre ... starb ... Leonard ... Priesterkanoniker dieser Archidiakonatskirche und der Kirche des hl. Petrus in Dietkirchen, dessen Seele in den Genuß des ewigen Friedens kommen möge! (A)

Selig sind die Toten, die im Herrn sterben. (B)

Kommentar

Die Grabplatte ist ihrer Gestaltung nach zu urteilen im Laufe des 17. Jh. entstanden. Im 17. Jh. sind drei Kanoniker des Cassiusstiftes bekannt, die den Vornamen Leonard trugen. Leonard Ingerae ist bis 1684,3) Leonard Mestorff d. J. bis 16454) als Kanoniker nachweisbar. Leonard Mestorff d. Ä., seit 1580 Kanoniker des Cassiusstiftes, verstarb 1638 (vgl. Nr. 94) und wurde in der Münsterkirche in der Nähe des Maria-Magdalena-Altars bestattet.5) Die Gestaltung der Wappenkartusche mit geflügelten Engelsköpfen und Kelch erinnert an die Grabplatte für den 1624 verstorbenen Dechanten Johannes Hartmann (vgl. Nr. 141), der derselben Generation angehörte wie Mestorff d. Ä. Diese Übereinstimmungen sprechen dafür, daß die Grabplatte für Leonard Mestorff d. Ä. angefertigt wurde. Die stilistischen Argumente sind allerdings nicht stichhaltig genug, um eine spätere Anfertigung auszuschließen, etwa für Leonard Mestorff d. J., der ebenfalls Priesterkanoniker war, dessen Todesjahr (1645 oder später) jedoch nicht bekannt ist.

Textkritischer Apparat

  1. Lücke von ca. 12 Buchstaben.
  2. Kürzungszeichen nicht (mehr) erkennbar.
  3. Sic!

Anmerkungen

  1. Pick, Bonner Zeitung 1869, Nr. 174.
  2. Apc 14,13.
  3. Höroldt, St. Cassius, S. 275.
  4. Ebd., S. 273.
  5. PfA St. Martin 228–1, S. 372f.

Zitierhinweis:
DI 50, Bonn, Nr. 191a (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di050d004k00191a7.