Inschriftenkatalog: Stadt Bonn

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 50: Bonn (2000)

Nr. 160 Münster, Kreuzgang 1630

Beschreibung

Grabplatte für Johannes Grewel mit Grabschrift (A), Gebet (B) und Mahnspruch (C). Seit der Mitte des 19. Jh. in die Ostwand des Kreuzgangs eingelassen, stammt aus dem Kircheninnenraum.1) Basaltlava. Platte in der unteren Hälfte schräg durchgebrochen. Inschrift A am Rand zwischen Linien umlaufend, an der rechten Randleiste stark abgetreten. Mittelfeld leicht eingetieft mit Flachrelieffüllung: oben eine querrechteckige, rollwerkgerahmte Schrifttafel mit Inschrift B; im Zentrum das Vollwappen des Verstorbenen in einem ovalen Medaillon, von dessen kurzen Spiralausläufern unten rechts und links jeweils ein Band mit Quaste herabhängt; Bänder auf halber Höhe mit gekreuzten Fackeln belegt. Dazwischen eine querformatige, rollwerkgerahmte Kartusche mit Inschrift C, bekrönt von einem geflügelten Totenschädel. Inschriften eingehauen.

Maße: H. 198, B. 104, Bu. 6 (A), 4,5 (B, C) cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/1]

  1. A

    A(NN)Oa) 1630. 4. DECEMBRIS OBIJTb) / R[......Sc) IO(HANN)ES GREWEL]d) HVIVS COLLEG(IATAE) / ECCLESIAE S(ANC)TIe) CASSIJb) / CANONICVS CVIVS ANIMA REQVIESCAT IN PACE

  2. B

    PARCE OPERI / MANVVM TVARVM D(OMI)NEf) ET MISERERE2)

  3. C

    PVLVIS ET / VMBRA SV=/MVS3)

Übersetzung:

Im Jahre 1630 am 4. Dezember starb [der hochwürdige Herr Johannes Grewel], Kanoniker dieser Kollegiatkirche des hl. Cassius, dessen Seele in Frieden ruhen möge! (A)

Verschone, Herr, das Werk deiner Hände und erbarme dich! (B)

Staub und Schatten sind wir. (C)

Wappen:
Grewel.4)

Kommentar

In den Quellen des Cassiusstiftes ist Johannes Grewel von 1591 bis zu seinem Tode 1630 als Kanoniker bezeugt.5) Für den Winter 1617/18 wurde er „ob graviter laesum pedem“ von der Teilnahme an der Matutin befreit.6) 16197) und 16278) wurde Grewel zum Kellner gewählt, zählte demnach bereits 1619 zu den Senioren.9) Als „Diaconus et Senior“ wird er anläßlich seines Todes in den Kapitelsprotokollen bezeichnet.10) Bei der Gestaltung der Grabplatte dominiert wie in der Inschrift des von Johannes Grewel gestifteten Epitaphs für seine Familie (Nr. 143) das Motiv der Vergänglichkeit, das in der Symbolik und im Horaz-Zitat der Inschrift C Ausdruck findet.

Textkritischer Apparat

  1. Endbuchstabe hochgestellt.
  2. Ligatur in Form eines Y.
  3. Zu ergänzen wohl REVERENDVS DOMINVS (mit Kürzungen).
  4. Ergänzung nach Pick.
  5. TI hochgestellt.
  6. DXE Pick.

Anmerkungen

  1. Pick.
  2. Der Text lehnt sich an Ps 137,8 an: „opera manuum tuarum ne despicias“.
  3. Hor., carm. 4. 7. 16.
  4. Zackenkreuz.
  5. Höroldt, St. Cassius, S. 272.
  6. PfA St. Martin 228, Bl. 10r (1617 Dez. 5).
  7. Ebd., Bl. 79r (1619 Sept. 30).
  8. PfA St. Martin 228–1, S. 81 (1627 Sept. 30).
  9. Höroldt, St. Cassius, S. 99.
  10. PfA St. Martin 228–1, S. 175 (1630 Dez. 9).

Nachweise

  1. Pick, Bonner Zeitung 1869, Nr. 174.
  2. Clemen, KDM, S. 105.

Zitierhinweis:
DI 50, Bonn, Nr. 160 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di050d004k0016004.