Inschriftenkatalog: Stadt Bonn

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 50: Bonn (2000)

Nr. 139 Graurheindorf, St. Margaretha 1623

Beschreibung

Große Margarethenglocke mit Glockenspruch und Meisterinschrift. Einzeilige Umschrift A am Hals zwischen Rundstegen, umgeben von Zierfriesen: oben ein schmaler Rankenfries, unten ein breiterer Fries mit Ranken, Fruchtgehängen und Engelsköpfen. Inschrift B unterhalb des Wortes SCHON der Inschrift A zeilenweise angeordnet und von Ranken umgeben. Darunter in einem rechteckigen Feld Kreuzigungsrelief mit Maria und Johannes. Unterhalb des Halses an anderer Stelle ein ovales Medaillon (H. 10,2 cm, B. 8,2 cm) mit Halbbild Mariens mit dem Kind. Auf der Flanke verteilt vier Rundmedaillons (Dm. 4,5 cm) mit Autorenbildern der Evangelisten Matthäus und Markus sowie zwei unkenntlichen Darstellungen (vermutlich Lukas und Johannes).1) Sechsblättrige Rosetten als Verstrenner.

Maße: H. 99, Dm. 99, Bu. 1,8 (A), 0,8 (B) cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    GOTT VND SEIM HEILLIGEN EVANGELION ·VND SANCT MARGARETA DER KIRCHPATRON ·ZV EHRN WARD ICH GEGOSSEN SCHON ·

  2. B

    IOHAN / REVTTER / VO(N) MEINTZ / GOSS MICH / IN COLLN2) / A(NN)O 16233)

Versmaß: Deutsche Reimverse (A).

Kommentar

Die erhabene Kapitalis ist flächig gestaltet, die linksschrägen Schäfte sind verstärkt. R hat eine geschwungene Cauda. Johann Reutter war von 1606 bis 1636 Kölner Artillerie- und Rüstmeister.4) Neben der Erledigung seiner städtischen Aufträge führte er eine Reihe anderer Gußarbeiten aus; u. a. goß er 1623 neben der Margarethenglocke, der größten der Graurheindorfer Glocken, auch die Bernhardsglocke (vgl. Nr. 140) sowie eine Glocke für das nahegelegene Hersel (Rhein-Sieg-Kreis). Vgl. auch die 1607 für die Muffendorfer Martinskirche gegossene Marienglocke (Nr. 103).

Anmerkungen

  1. Schaeben vermutet, daß die Medaillons aus denselben Modeln gegossen wurden wie die auf einer Glocke des Hans Henschel von Mainz für die Jesuitenkirche in Münstereifel (HAEK, Nachlaß Schaeben 2308, vgl. Schaeben, Glocken, S. 17f.).
  2. Vgl. die wörtlich übereinstimmende Angabe von Gießer und Gußort auf der Graurheindorfer Bernhardsglocke (Nr. 140) und zwei Glocken in Köln, St. Johann Baptist (1620) bzw. Maria Himmelfahrt (1631) (Merlo, Nachrichten, S. 345).
  3. Unteres Schaftende der 1 gespalten. 2 und 3 spitz.
  4. W. Baumeister, Der Kölner Büchsengießer Johann Reutter, JbKGV 6/7, 1925, S. 210–226.

Nachweise

  1. Pick, Grau-Rheindorf, S. 412.
  2. Clemen, KDM, S. 296.
  3. Walter, Glockenkunde, S. 348.

Zitierhinweis:
DI 50, Bonn, Nr. 139 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di050d004k0013906.