Inschriftenkatalog: Stadt Bonn

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 50: Bonn (2000)

Nr. 127 Schwarzrheindorf, St. Maria und St. Clemens 1620

Beschreibung

Grabplatte für Jodoca von Kalle, vor dem Eingang aufgestellt. Trachyt mit großen, z. T. ausgebrochenen Sanidin-Einsprenglingen. Inschrift umlaufend zwischen Linien, in der Plattenmitte fortgesetzt. Die äußere Rahmenlinie ist in den Ecken zu Pfeilblättern ausgeformt. In der Mitte ein ovales, eingetieftes Medaillon mit Vollwappen, in den Ecken innerhalb des vom Schriftband eingerahmten Feldes ebensolche Medaillons mit Wappenschilden.

Ergänzungen nach Clemen.

Maße: H. 255, B. 117, Bu. 5,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/1]

  1. ANNO · 1620 · 6 · MAIJa) · OBIJTa) · IN / CHR(IST)O · REVERENDA · ET · NOBILISSIMAb) VIRGO · IODOCA · AB · [K]ALL ET · FILIA · IN / D[HALE HVIVS] COLLEGIATAE / EC[CLESIAE VA]C[ANTIS] ABBATIAE · LOCVM · TENE[N]S · ET · SENIORISSA · CVIVS A(N)I(M)A / CVIVS · ANIMAc) · RE[Q]VIES/CATd) · IN · SANCTA · PACE ·

Übersetzung:

Im Jahre 1620 am 6. Mai starb in Christus die ehrwürdige und hochadlige Jungfrau Jodoca von Kalle und Tochter in Dahl, Statthalterin der vakanten Abtei dieser Kollegiatkirche und Seniorin, deren Seele in heiligem Frieden ruhen möge.

Wappen im Mittelfeld:
Kalle,1) Torck2)

Kommentar

  
Wappen in den Ecken:
KalleTorck
Düding zu Altenhagen (?)3)unbekannt.4)

Die Worttrennung erfolgt durch Dreispitze. Jodoca von Kalle ist seit 1579 als Kanonisse in Schwarzrheindorf belegt.5) Nach dem Ableben der Äbtissin Margaretha Elisabeth von Manderscheidt (1598–1604)6) wurde sie als älteste Kanonisse zur Verwalterin der vakanten Abtei bestellt und übte diese Aufgabe bis zu ihrem Tode aus.7) Die Herren von Kalle stammen aus Iserlohn und gelangten 1519 durch Heirat in den Besitz des Hauses Dahl (heute Stadt Hagen/Westfalen).8) Jodoca war vermutlich eine Tochter des Dael von Kalle und der Jost von Torck.9)

Textkritischer Apparat

  1. Ligatur in Form eines Y.
  2. Zweites I in den Winkel des L eingestellt.
  3. Sic!
  4. Vom Q ist nur der obere Teil erkennbar, bestehend aus einer Haste und einem links daran anschließenden Bogen. Es hat sich also offenbar um ein Minuskel-Q gehandelt.

Anmerkungen

  1. Balken, in drei Reihen geschacht.
  2. In geteiltem Schild unten sieben (4:3) Würfel.
  3. Balken (vgl. Alter Siebmacher 1, 1605, Tf. 191).
  4. 3 Balken.
  5. Riefenstahl, S. 87.
  6. Bereits die Wahlkapitulation dieser Äbtissin hatte Jodoca von Kalle als erste Kanonisse unterzeichnet (HStAD, Stift Schwarzrheindorf, A. 3 I, Bl. 20r.)
  7. Bier, Schwarz-Rheindorf, S. 91; HStAD, Stift Schwarzrheindorf, A. 2.
  8. W. K. B. Holz, Ein Jahrtausend Raum Hagen, Hagen 1947, S. 61.
  9. Ebd.

Nachweise

  1. Clemen, KDM, S. 363.

Zitierhinweis:
DI 50, Bonn, Nr. 127 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di050d004k0012709.