Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Nagelkapelle im Dom zu Bamberg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DIO 5: Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom (2015)
Nr. 39 Dom, Nagelkapelle 1574
Beschreibung
Figurale Metallplatte mit Stifterinschrift mit Sterbevermerk für den Dompropst Michael von Lichtenstein. Westwand, 14. Denkmal von Norden, in einem verputzten Ziegelrahmen. Bestattung ursprünglich in der siebten Gruft der zweiten Reihe1). Eine Reinigung und Restaurierung erfolgte zuletzt 19862).
Unter einem reich verzierten Rundbogen steht die Ganzfigur des Verstorbenen nach rechts gewendet. Sie ist mit einer Dalmatik über Amikt und Albe mit Parura bekleidet, am rechten (!) Arm den Manipel. Das Haupt bedeckt ein Birett. Mit seiner rechten Hand weist er auf das geschlossene Buch hin, das er in der linken hält. Über seiner linken Schulter erscheint das Jerusalemkreuz.
Auf halber Höhe der Pfeiler ist eine Platte mit achtzeiliger Inschrift vorgesetzt, deren Umrahmung ebenso wie die Pilaster und Zwickel des Architekturrahmens plastische Verzierungen zeigen. Auf den Sockeln und Kapitellen der Pilaster stehen Vollwappen.
Metall.
Maße: H. 187 cm, B. 100 cm, Bu. 2,5 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
REVERENDO DOMINO DOMINO MICHAELI / AB LICHTENSTEIN P(RE)POSITO ET CANO=/NICO BABENBERGENSI · NEC NON HER=/BIPOLENSI CANONICO ET PREPOSITO / NOVI MONASTERY HAEREDES INSTITVTI / FIERY CVRARVNT OBYT ANNO D(OMI)NI / M · D · LXXIIII · DIE MARTY XXVIIIa) / AETATIS VERO SVAE XLVIa)
Übersetzung:
Dem hochwürdigen Herrn, Herrn Michael von Lichtenstein, Propst und Kanoniker zu Bamberg, Kanoniker zu Würzburg und Propst zu Neumünster3) haben die eingesetzten Erben dies machen lassen. Er verstarb im Jahre des Herrn 1574, am 28. März, seines Alters 46.
Lichtenstein4) | Förtsch von Thurnau5) |
Grumbach6) | Stein zu Altenstein7) |
Textkritischer Apparat
- Zeile zentriert.
Anmerkungen
- StA Ba B 86, Nr. 250 p. 161.
- Zur Restaurierung vgl. Jung, Vorwort 5f.; Baumgärtel, Nagelkapelle 19-22; Restaurierungsbericht 1986.
- Neumünster, Kollegiatsstift St. Johannes, Maria und Kilian, Würzburg. Vgl. Wendehorst, Stift Neumünster 317.
- Bay 45.
- BayA1 70.
- BayA1 41.
- Bay 58.
- Dehio, Franken 107.
- Zur Person vgl. Wachter, Schematismus Nr. 6144 (hier bereits 1557 zum Dompropst gewählt); Kist, Domkapitel 220f.; Kist, Matrikel Nr. 3941.
- Vgl. SB Bamberg HV Msc. 456 p. 113 zum verlorenen Wappen am Haus Obere Karolinenstraße 6 und a.a.O. und Kdm NF OF V, III, 2 (Immunitäten der Bergstadt 2) 600, zum verlorenen Wappen am Haus Sutte 10.
- Vgl. dazu Schneider, Peregrinatio Hierosolymitana 206-214, besonders 212f. Zum Jerusalemkreuz und seiner Verwendung vgl. auch Ganz, Abzeichen 31-37 und Cramer, Ritterorden 55f.
- Vgl. Jürgensen, Bibliotheca Norica II, 1240.
Nachweise
- StA Ba B 86, Nr. 250 p. 161; SB Ba HV.Msc. 195 p. 151; AEB Rep. I, Nr. 1309 p. 151; BNM Bibl. 1088 fol. 251v; SB Ba HV.Msc. 456, p. 111-113; SB Ba HV.Msc. 212 fol. 9v; SB Ba JH.Msc.Hist. 10c Nr. 14; SB Ba HV.H.Bbg. 261a Nr. 76.
- Rothlauf, Verzeichnis II 172f.; Pfister, Dom 52; Bellendorf, Grabplatten 2 BaNk14; Kdm NF OF IV, II, 1 (Domstift 2) 1555f.
Zitierhinweis:
DIO 5, Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom, Nr. 39 (Julia Karg, Christine Steininger, Ramona Baltolu, Tanja Kohwagner-Nikolai.), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio005m001k0003904.
Kommentar
Die Metallplatte wird stilkritisch in die Nähe der Werkstatt des Sebastian Reichbrunn eingeordnet8). Ähnliche Buchstabenformen zeigen sich auch in den Inschriften der Denkmäler für Johann Philipp von Seckendorff (1573, Nr. 38) sowie für Konrad, Georg und Kaspar von Würtzburg ( Nr. 37), die beide von Reichbrunn signiert wurden.
Michael von Lichtenstein war der Sohn des Valentin und der Felicitas, geb. Förtsch von Thurnau. Er wurde 1549 Domherr in Bamberg, er studierte in Heidelberg und Ingolstadt. 1561 wurde er zum Dompropst gewählt, er war außer in Bamberg auch Domherr und Scholaster in Würzburg sowie Propst bei Neumünster in Würzburg9). Das Jerusalemkreuz, das Michael auf allen von ihm gestifteten Denkmälern anbringen ließ10), ist ein Hinweis auf eine Pilgerfahrt ins Hl. Land, bei der Michael vielleicht den Titel eines Ritters vom Hl. Grab verliehen bekam11). Die Reise Michael von Lichtensteins ist durch einen heute unauffindbaren handschriftlichen Reisebericht belegt. Dieser Bericht war Bestandteil der Bibliotheca Ebneriana, einer nürnbergischen patrizischen Gelehrtenbibliothek, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts verkauft wurde. Sie ist im Auktionskatalog genannt und trug den Titel Rays in das heilig Land, als Mitverfasser ist ein Johann Fuchs genannt, datiert wurde das Manuskript in das Jahr 155112).