Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Nagelkapelle im Dom zu Bamberg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 5: Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom (2015)

Nr. 48 Dom, Nagelkapelle 1604

Beschreibung

Metallplatte mit Stifterinschrift und Sterbevermerk für den Domherrn Alexander von Jarsdorff. Westwand, achtes Denkmal von Norden, in einem verputzten Ziegelrahmen. Bestattung ursprünglich in der vierten Gruft in der zweiten Reihe1). Eine Reinigung und Restaurierung erfolgte zuletzt 19862).

Oben von zwei Engelshermen flankierte Wappendarstellung, bei der ein Vollwappen von vier Agnatenwappen umgeben ist. Darunter ist eine Schriftplatte mit neunzeiliger Inschrift in einem mit Blättern, Blüten, Früchten und Engelsköpfen verzierten Rahmen angebracht. Der obere Abschluss der Grabplatte fehlt und ist nur durch eine Beschreibung Schramms überliefert3). Landgraf und Heller nennen diese Bekrönung nicht mehr4).

Metall.

Maße: H. 165 cm, B. 82,5 cm, Bu. 3 cm.

Schriftart(en): Humanistische Minuskel.

© Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (E. Lantz) [1/1]

  1. Deo Optimo Maximo. / Pijsa) Admodum Reverendi / et Nobilis Domini Alexandri / â Iarsdorff huius Ecclesiae / Scholastici et Herbipolensis / Canonicib) manibus. Execu=/tores testamenti posuerunt / Obiit 4. Idus Februarij. / Anno. M DC IVc)

Übersetzung:

Gott dem Allmächtigen und Allgütigen geweiht.

Dem frommen Angedenken des überaus hochwürdigen und edlen Herrn Alexander von Jarsdorff, Scholasters dieser Kirche und Kanonikers zu Würzburg, haben die Testamentsvollstrecker (dieses Denkmal) gesetzt; er starb am 4. Tag vor den Iden des Februar im Jahre 1604.

Datum: 1604 Februar 11.

Wappen:
Jarsdorff5).
Jarsdorff5)Neiperg6)
Stain zum Rechtenstein7)Stockheim8)

Kommentar

Die Schrift hat Gemeinsamkeiten mit der auf den Grabdenkmälern des Michael Groß von Trockau, genannt Pfersfelder († 1614, Nr. 51), und des Martin von Schaumberg († 1613, Nr. 50). Die Inschrift zeigt einen eher gestreckten Mittellängenbereich, die hochovalen Bögen der Buchstaben b, d und p durchschneiden die Schäfte, der Bogen des h reicht unter die Grundlinie. Die Gestaltung des Buchstaben a sowie die unterschiedlichen Darstellungen der Schäfte sind ebenso auch in den Schriften auf den oben genannten Denkmälern zu sehen. Die beiden Vergleichsinschriften enthalten darüber hinaus ein rundes g. Auffällig ist auch, dass alle u mit diakritischen Zeichen in Form eines Circumflex versehen sind.

Alexander von Jarsdorff, Sohn des Hans Diepold und der Magdalena, geb. von Neiperg, erhielt 1571 ein Domkanonikat in Würzburg, 1580 trat er auch in das Bamberger Domkapitel ein. Zeitweilig hatte er auch eine Domherrenpfründe in Augsburg inne9). Er wurde auch als Bauherr eines Domherrnhofes tätig10).

Textkritischer Apparat

  1. Es folgt ein Doppelpunkt als Hinweiszeichen auf den Beginn von Titulatur, Namen und Amtsbezeichnung.
  2. Es folgt ein Doppelpunkt als Hinweiszeichen auf das Ende von Titulatur, Namen und Amtsbezeichnung.
  3. Am Ende Quadrangel auf der Grundlinie mit rechts ansetzendem eingerollten Zierstrich.

Anmerkungen

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 154.
  2. Zur Restaurierung vgl. Jung, Vorwort 5f.; Baumgärtel, Nagelkapelle 19-22; Restaurierungsbericht 1986.
  3. SB Ba HV.Msc. 456 p. 263f. Schramm beschreibt den oberen Abschluss als „Hauptgesims“, in dessen Mitte auf einem Postament eine „Sanduhr mit einem Perpendikel“ stand, die auf beiden Seiten von je einer brennenden Ampel auf einem „Kragstein“ begleitet wurde.
  4. Landgraf, Dom 91; SB Ba JH.Msc.Hist. 10c Nr. 8.
  5. BayA1 114.
  6. Nö1 165.
  7. Bay 58.
  8. SiSu7 24.
  9. Zur Person vgl. Wachter, Schematismus Nr. 4821; Salver, Proben 450f. Zu Augsburg vgl. Haemmerle, Canoniker Nr. 519.
  10. Domstraße 11, ehem. Erthalshof, vgl. Dehio, Franken 112.

Nachweise

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 154; SB Ba HV.Msc. 195 p. 218; AEB Rep. I, Nr. 1309 p. 218; BNM Bibl. 1088 fol. 303v; SB Ba HV.Msc. 456 p. 263f.; SB Ba HV.Msc. 212 fol. 6v; SB Ba JH.Msc.Hist. 10c Nr. 8; SB Ba HV.H.Bbg. 261a Nr. 91.
  2. Rothlauf, Verzeichnis III 15f.; Pfister, Dom 52f.; Bellendorf, Grabplatten 2 BaNk08; Kdm NF OF IV, II, 1 (Domstift 2) 1562f.

Zitierhinweis:
DIO 5, Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom, Nr. 48 (Julia Karg, Christine Steininger, Ramona Baltolu, Tanja Kohwagner-Nikolai.), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio005m001k0004806.