Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Nagelkapelle im Dom zu Bamberg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DIO 5: Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom (2015)
Nr. 38 Dom, Nagelkapelle 1573
Beschreibung
Figurale Metallplatte mit Sterbe- und Stiftervermerk für den Domherrn Johann Philipp von Seckendorff und Künstlersignatur des Sebastian Reichbrunn. Ostwand, zweites Denkmal nördlich neben der südlichen Tür, in einem verputzten Ziegelrahmen. Bestattung ursprünglich in der 27. Gruft in der vierten Reihe1). Eine Reinigung und Restaurierung erfolgte zuletzt 19862).
Das Bildfeld zeigt zwischen reich verzierten Pilastern die frontal stehende Ganzfigur des Domherrn, vor einer Rundbogennische, in Dalmatik über Amikt und Albe mit Parura, an seinem rechten (!) Arm den Manipel. Um den Hals trägt er eine kleine Halskrause. Ein Barett bedeckt das Haupt. Mit seiner linken Hand hält er ein geschlossenes Buch, das er mit der rechten berührt. Zwei Vollwappen stehen an den Basen der Pfeiler, zwei weitere auf deren Kapitellen.
Auf halber Höhe der Pilaster ist eine Schriftplatte mit Rollwerkrahmen vorgesetzt. Darin achtzeilige Inschrift mit verkleinertem Auftraggebervermerk in einer weiteren, anschließenden Zeile (I), darunter Künstlerinschrift (II).
Die Oberfläche der Schrifttafel ist vor allem im rechten oberen und linken unteren Bereich leicht abgetreten. Metall.
Maße: H. 193 cm, B. 101,5 cm, Bu. 2,4 cm (I), 1,5 cm (II).
Schriftart(en): Kapitalis (I), Fraktur (II).
- I.
ANNO DOMINI · MILLESIMO · QVINGENTESIMO / SEPTVAGESIMO SECVNDO ∙ DIE VERO IOVIS / SEXTA MENSIS MARTII · EXTREMAM VITAE / SVAE CLAVSIT DIEM · REVERENDVS ET NO/BILISa) DOMINVS IOANNES PHILIPPVS A SEC/KENDORFa) ∙ CATHEDRALIS ECCLESIAE BAM=/BERGENSIS CANONICVS ET SENIORb) / CVIVS ANIMA REQVIESCAT IN PACE / TESTAMENTARII POSVERVNTc)
- II.
S(ebastian) R(eichbrunn) gegossen in Vorcheim · 1 · 5 · 73d)
Übersetzung:
Im Jahre 1572, und zwar am Donnerstag, dem 6. März, beschloss der hochwürdige und edle Herr Johann Philipp von Seckendorff, Kanoniker und Senior der Bamberger Kathedralkirche den letzten Tag seines Lebens, dessen Seele in Frieden ruhe. Die Testamentsvollstrecker haben (diese Grabplatte) gelegt. (I)
Seckendorff3) | Venningen4) |
Mannsberg5) | Windeck6) |
Textkritischer Apparat
- Kein Trennungszeichen erkennbar.
- Rest der Zeile frei.
- Zeile in verkleinerter Schrift (1,5 cm) und links eingerückt.
- Künstlersignatur rechtsbündig.
Anmerkungen
- StA Ba B 86, Nr. 250 p. 260.
- Zur Restaurierung vgl. Jung, Vorwort 5f.; Baumgärtel, Nagelkapelle 19-22; Restaurierungsbericht 1986.
- Bay 22.
- Bay 61.
- WüA 13.
- Si2 134.
- Sitzmann, Künstler 472; Thieme/Becker, Künstler 28, 101; falsche Zuschreibung an Sebastian Roth bei: Pfister, Dom 49.
- Zur Person vgl. Kist, Matrikel Nr. 5820; Rechter, Seckendorff IV,1 50 (Systematik VII/1).
Nachweise
- StA Ba B 86, Nr. 250 p. 260; AEB Rep. I, Nr. 1309 p. 89; SB Ba HV.Msc. 195 p. 89; BNM Bibl. 1088 fol. 175v; SB Ba HV.Msc. 456 p. 258; SB Ba HV.Msc. 212 fol. 13r; SB Ba JH.Msc.Hist. 10c Nr. 44.
- Rothlauf, Verzeichnis II 139f.; Pfister, Dom 49; Weimar, Monumental-Schriften Tf. XLIII, 65; Bellendorf, Grabplatten 2 BaNk39; Kdm NF OF IV, II, 1 (Domstift 2) 1554f.
Zitierhinweis:
DIO 5, Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom, Nr. 38 (Julia Karg, Christine Steininger, Ramona Baltolu, Tanja Kohwagner-Nikolai.), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio005m001k0003808.
Kommentar
Die Metallplatte wurde von dem Forchheimer Glocken-, Stück- und Kunstgießer Sebastian Reichbrunn signiert (II)7). Die Inschrift, die ebenso Linksschrägenverstärkungen aufweist, zeigt ähnliche Buchstabenformen, wie sie auf der ebenfalls von Reichbrunn signierten Platte der Domherren Konrad, Georg und Kaspar von Würtzburg (Nr. 37) zu sehen sind; die nahezu kreisrunde Gestaltung von C, O und Q, der lange, leicht nach oben gebogene untere Balken des E, das schmale N, der auffallend lange Balken des T und die stachelförmige Cauda des R. Zudem fällt im Wort BAMBERGENSIS eine leicht konische Form des M auf.
Johann Philipp von Seckendorff war der Sohn des Joachim aus der Linie Obersteinbach und der Anna, geb. von Venningen. Er war ein Neffe der Domherren Christoph und Sebastian von Seckendorff (Nr. 33). Er erhielt 1525 ein Kanonikat in Bamberg, er studierte in Ingolstadt und Mainz. Bei seinem Tod war er Senior des Kapitels8).