Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 703 Niedernburg, Klosterkirche 1594

Beschreibung

Wappengrabplatte für die Äbtissin Kunigunde von Puchberg, im nördlichen Seitenschiff an der Nordwand, sechste von Westen. Rotmarmor. Im oberen Teil der Platte Schriftfeld in Rollwerkrahmen mit Inschrift (I), unmittelbar darunter Inschrift (II), darunter in Kreismedaillon in einem mit Beschlagwerk verzierten Rahmen Äbtissinnenstab mit Velum, links und rechts davon ein Wappenschild. An den Rändern ohne Verlust beschädigt. Laut StBP Hist. eccl. 130 VII gr 1881 im Domkreuzgang1).

Maße: H. 193 cm, B. 94 cm, Bu. 3 cm (I), 6 cm (II).

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. I.

    ADMODVMa) VENERABLISa) AC NOBILISa) / DOMINA · KVNEGVNDISa) A PVECHPERGa) / ABBATISSAa), CELEBERRIMI, ET CAESA=/REIa) HVIVS COENOBIIa) SANCTAEa) CRV=/CISa) · VIXITa) ANNOS · LVI · QV(OR)VM PRAEFVIS=/SET PROVIDE · XXXViiib) ANNISa), PRAEDI=/CTVMQVE SACRVMa) COENOBIVMa) / RVINOSVM, OPTIMIS ET NECESSARYS / RESTITVISSET AEDEFITYS, TANDEM PLA=/CIDEc) OBDORMIVIT IN DOMINOa) · ANNOa) / INCARNATI FILY DEI MD · LXXXXIIII / MENSE NOVEMB(RIS)a) DIE · XXII · HIC / TVMVLATA · CVIVS ANIMA DEOa) VIVATd) .

  2. II.

    SPES VNICA CHRISTVSe) .

Übersetzung:

Die hochehrwürdige und edle Frau Kunigunde von Puchberg, Äbtissin dieses hochberühmten, kaiserlichen Klosters zum Hl. Kreuz, lebte 56 Jahre, von denen sie 38 Jahre fürsorglich Äbtissin war und das vorgenannte heilige Kloster stellte sie, da es verfallen war, mit sehr geeigneten und notwendigen Gebäuden wieder her. Schließlich entschlief sie sanft im Herrn im Jahre nach der Fleischwerdung des Gottessohnes 1594, im Monat November, am 22. Tag. Sie wurde hier begraben. Ihre Seele lebe bei Gott. (I) Christus ist die einzige Hoffnung2). (II)

Wappen:
Puchberg3), unbekannt4).

Kommentar

Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. LIV.

Kunigundes Vater war der Vilshofener Pfleger Veit von Puchberg zu Winzer und Grattersdorf, die Mutter Anna Giesser von Oberwinzer5). Kunigunde wurde 1539 geboren und legte 1551, noch nicht zwölfjährig, die Profess ab6). Mit 18 Jahren wurde sie 1557 Äbtissin des Klosters. Unter ihrer Regierung schmolz der Konvent nach einem Katalog vom 10. Dezember 1581 auf drei Chorfrauen und drei Novizinnen zusammen. Die Klosterdisziplin ließ sehr zu wünschen übrig, wie die Umstände zeigen, unter denen Kunigunde zur Profess gelangt war. In ihrer Regierungszeit kam das Gnadenbild, das der Domdekan Bernhard Schwarz in Augsburg hatte anfertigen lassen, nach Niedernburg.

Textkritischer Apparat

  1. Vergrößerter Anfangsbuchstabe.
  2. Sic, iii in kleinerer Schrift.
  3. Trennstriche auf dem Rahmen.
  4. Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte, nach VIVAT auf der Grundlinie.
  5. Vergrößerte Anfangsbuchstaben, Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Grundlinie.

Anmerkungen

  1. Eine Anmerkung von anderer Hand in StBP Hist. eccl. 130 VII gr besagt, dass die Grabplatte ursprünglich vor dem Altar der Hl. Walburga in der Niedernburger Klosterkirche lag. Sie ist aber auch in Kdm Passau (1919) für den Domkreuzgang belegt; dort wird allerdings darauf hingewiesen, dass die Platte aus Niedernburg stammt.
  2. Vermutlich der Wahlspruch der Kunigunde von Puechberg. Vorbild kann der Vers „Ave crux, spes unica“ aus dem Hymnus Vexilla regis des Venatius Fortunatus gewesen sein, für den vielfache liturgische Adaptionen überliefert sind.
  3. Si3 120.
  4. Eine rechte Hand, mit einem Kreuz belegt, von Kdm als Klosterwappen bezeichnet; StBP Hist. eccl. 130 VII gr benennt das Wappenbild Hl. Kreuz, was auf das Patrozinium der Klosterkirche hinweist.
  5. Vgl. Krick, Stammtafeln Nr. 140 B, 307.
  6. Auf Anstiften der Nonnen wurde sie durch Vorspiegelung eines falschen Alters, 16 Jahre, so früh schon zur Profess zugelassen, vgl. Krick, Klöster 210, Anm. 4.

Nachweise

  1. SASR HV NL Wimmer 14b; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 221; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 221; Kdm Passau 109.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 703 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0070304.