Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 540† Domhof, Andreaskapelle (1552)

Beschreibung

Grabschrift für den Dompropst Christoph von Trenbach1), zur Zeit Kricks bereits nicht mehr vorhanden2).

Text nach Krick, Domstift.

  1. Christophorus cubat hic a Trenbach, nobilis Heros,Praepositus templi, urbs o Patavina, tui.Vir non majorum solum splendore et honestisE longe et late notus in imaginibus,Sed virtute bonisque animi tam notus in urbe hac,Quam Aristides vixit in urbe sua.Justitiam coluit summe, dans cuique paratoPectore, quod proprium cuiquae sciebat, ovans.Quantus et in studio servandae religionisExtiterit, facile hoc inde patere potest.Quod multos aluit juvenes doctosque bonosqueEt foris atque domi sumptibus ipse suis.Pauperie oppressos, fortuna humilique jacentesMunifica est solitus saepe levare manu.Mortuus est vero sic, ut qui non moriturusUnquam est: vivit enim cum genitore Deo.Corpus in hac urna mortis ludibria passumDormit, in hunc ipsum scilicet usque diem,Quo caro resurget rursus mortalis, et anteConfluet aetherei Judicis ora sui.

Übersetzung:

Christoph von Trenbach liegt allhier, ein edler Held, Propst deiner Kirche, o Stadt Passau! Er war ein Mann, der nicht allein durch den Glanz seiner Vorfahren und durch ehrwürdige (Ahnen-) bildnissen weithin bekannt war, sondern aufgrund seiner Tugend und der Güter seiner Seele in dieser Stadt hier so berühmt war, wie Aristides in seiner lebte. Der Gerechtigkeit galt sein höchstes Streben, indem er, was er einem jedem zustehen sah, bereitwillig und freudig gewährte.

Wie sehr er sich im Eifer um die Bewahrung der Religion bewährte, wird leicht aus folgendem deutlich: Viele gebildete und edle Jünglinge versorgte er nämlich bei sich zuhause und andernorts aus seinem eigenen Vermögen; von Armut Niedergedrückte, durch ein erniedrigendes Schicksal Dahingeworfene pflegte er oft mit freigebiger Hand zu unterstützen. Verstorben ist er zwar, doch wird er niemals sterben; er lebt nämlich mit Gott, seinem Schöpfer. Sein Körper, der dem Spiel des Todes unterlag, schläft in dieser Urne hier, jedoch nur bis zu jenem Tag, an dem das sterbliche Fleisch wieder aufstehen und vor dem Angesicht seines himmlischen Richters wieder Gestalt annehmen wird.

Versmaß: Distichen.

Kommentar

Zum Inschriftenträger bzw. zur Inschriftenart vgl. Einleitungskapitel S. LX.

Anmerkungen

  1. Zu Christoph von Trenbach vgl. auch die vorhergehende Nummer.
  2. Vgl. Einleitung S. XXXI f.

Nachweise

  1. Krick, Domstift 265 Nr. 129 b).

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 540† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0054009.