Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 529 Domhof, Ortenburgkapelle 1551

Beschreibung

Grabinschrift für den Kanoniker Georg Reichart auf der Grabplatte für Hertnid von Lampoding (Nr. 32), an der Ostwand südlich neben der Tür zur Sakristei. Drittverwendung der Platte. Inschrift entsprechend der ursprünglichen Ausrichtung der Platte in der oberen Hälfte des Feldes, über dem Wappen, heute gestürzt eingebaut, daher kopfstehend in der unteren Hälfte der Platte. Weitere Beschreibung siehe Nr. 32.

Maße: Bu. 6,5 cm.

Schriftart(en): Gotico-Antiqua.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/2]

  1. Anno d(omi)ni 1551 die 26 Januarya) / O(biit) Reuerend(us) ac Egregi(us) Vir / d(omi)nus Georgius Reichart v(triusque)b) / J(uris) doctor Patauien(sis) ac Ol=/mucen(sis) Eccl(es)iarum Canonic(us) / Prothonotarius Ap(osto)licus / Cuius a(n)i(m)a deo viuat

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1551, am 26. Tag des Januar, starb der hochwürdige und hervorragende Mann, Herr Georg Reichart, Doktor beider Rechte, Kanoniker der Kirchen zu Passau und Olmütz, Apostolischer Protonotar. Seine Seele lebe bei Gott.

Wappen:
unbekannt1).

Kommentar

Die Schrift gehört dem Brunhofertyp an2).

Georg Reichart soll angeblich aus Sachsen stammen3). Jedenfalls fungierte er einige Male als Prokurator der sächsischen Nation an der Wiener Universität. Er hatte den akademischen Grad des Doktors beider Rechte erworben. Im Sommersemester 1544 und im Wintersemester 1547 war er Dekan der juristischen Fakultät, 1531 (Sommersemester) Rektor der Universität4). Er ist als Passauer Kanoniker 1533 urkundlich belegt. Ob er ein Bruder des Passauer Küchen- und Hausmeisters Hans Reichart war, ist nicht bekannt. Er war Kollegiatskanoniker in Brünn5) (ab 1531), Kanoniker in Olmütz6) (ab 1536) und Wien (ab 1528), dort auch Domcustos. Reichart übte 1533–1547 das Amt des passauischen Offizials für das Land unter der Enns aus7) und war Apostolischer Protonotar. Er soll ab 1533 bis 1543 Pfarrer von Freistadt8) gewesen sein, von 1545 bis 1549 war er Pfarrer in Petronell9).

Textkritischer Apparat

  1. y reicht über die Begrenzungslinie hinaus in das Schriftband der Umschrift (Nr. 32).
  2. Punkt als Kürzungszeichen auf Schriftband der Umschrift.

Anmerkungen

  1. Schrägbalken mit drei Muscheln belegt.
  2. Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. L.
  3. Zu Reichart vgl. Krick, Domstift 61 und Göhler, Wiener Kollegiatskapitel 515–517.
  4. Szaivert/Gall, Matrikel 3.1.2.,49.
  5. Brno/Tschechische Republik, Kollegiatsstift, später Kathedrale St. Peter und Paul.
  6. Olomouc (Olmütz)/Tschechische Republik, Kathedrale St. Peter.
  7. Vgl. Krick, Domstift 218.
  8. Freistadt/OÖ.
  9. Petronell, Pol. Bez. Bruck a.d. Leitha/NÖ.

Nachweise

  1. BZAR Gen. 1279, Heft 1 p. 19; SASR HV NL Wimmer 14b; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 131; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 131; Kdm Passau 156f.; Krick, Domstift 265 Nr. 127.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 529 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0052903.