Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 373 Heilig-Geist-Spital, Kirche vor 1516/1529

Beschreibung

Grabplatte für den Spitalpfleger Melchior Perl, an der Südwand, fünfte von Westen. Rotmarmor. In der unteren Hälfte der Platte Wappen in Vierpass. Wappen leicht beschädigt.

Maße: H. 234 cm, B. 120 cm, Bu. 9 cm.

Schriftart(en): Gotico-Antiqua.

© Universität Passau Lst. f. mittelalterliche Geschichte [1/1]

  1. An(n)o D(omi)nia) · 15⟨29⟩ an ⟨suntag vo(r) / lorenz(ius)⟩ Starb Der Ersam vn(d) / weis Melchior perl purger zu / passaw vnd pfleger zum heilig(en) /geist ligt hie begrab(e)n got gnad / seiner sel vn(d) allen(n) gelaubig(e)n seln · A(men)

Datum: 1529 August 08.

Wappen:
unbekannt1).

Kommentar

Die Platte stammt von Jörg Gartner. Sie gehört bereits in seine Spätphase, auch wenn hier der strenge Schriftcharakter der Spätzeit noch nicht so sehr gegeben zu sein scheint. Das nachgetragene Datum stammt wahrscheinlich aus der Werkstatt des Zimbstyps. Dadurch, dass das g und auch das a ziemlich abgetreten sind, können die Buchstabenformen nicht mehr genau identifiziert werden2).

Melchior Perl stammte vermutlich von auswärts, denn er erhielt erst 1478 anlässlich seiner Heirat mit Afra Furter, der Witwe des Malers Ruprecht Furter (oder Furtrer), das Passauer Bürgerrecht. 1491 besaß er ein Eckhaus in der Michaeligasse und ein halbes Haus im Schergengaßl. Von Beruf war er Goldschmied. 1496–1499 bekleidete er das Amt des Hauptmanns in der Altstadt, 1516 das des städtischen Zeugmeisters, 1499–1529 das des Pflegers zum Hl. Geist. 1478, 1486 und 1496 gehörte er dem Rat der Stadt an. In den Jahren 1512 und 1521 war er Verweser des Bürgermeisteramts3). 1516 wird sein Wappen um je einen fünfzackigen Stern in den oberen Ecken, wohl anlässlich seiner Bestellung zum städtischen Zeugmeister, vermehrt. Das auf der Grabplatte dargestellte Wappen zeigt diese Vermehrung noch nicht. Die Platte dürfte also vorher entstanden sein, wohl im Zusammenhang mit der Errichtung seines Testaments am 04. September 1515. Perl starb aber erst 15294).

Textkritischer Apparat

  1. Worttrenner in Form eines nach links bogenförmig ausgezogenen Quadrangels auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. Drei Wolfsangeln pfahlförmig.
  2. Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. XLVIII.
  3. Loibl, Passaus Patrizier 87, weist ihn 1511 als Bürgermeister nach.
  4. Vgl. SAP Zettelkartei Schmid, Kasten 2, einige Angaben zusätzlich aus dem Manuskript Högg.

Nachweise

  1. SASR HV NL Wimmer 14b; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 187; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 187; Kdm Passau 467; Högg, Gartner 58.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 373 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0037300.