Inschriftenkatalog: Stadt Wiesbaden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 51: Wiesbaden (2000)

Nr. 121 Wiesbaden-Biebrich, Am Schloßpark 129 1696

Beschreibung

Bauinschrift (A) auf querrechteckiger Inschrifttafel aus rotem Sandstein, darüber hochrechteckige Wappentafel mit Beischrift (B), reliefiertem Wappen und Jahreszahl; das Wappen durchschneidet die Inschrift teilweise. Die Tafeln sind zwischen den Erdgeschoßfenstern an der Fassade des giebelständigen Fachwerkhauses angebracht. Neuer roter Farbanstrich.

Maße: H. 39,5, B. 69 cm (A); H. 57, B. 49 (B), Bu. 3-4,5 cm (A, B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Yvonne Monsees) [1/1]

  1. A

    STRVXERAT HAS AEDES ABBAS / ALBRICVS IN ANNIS, /QVEIS MAVORS TOTO SAEVIT IN / ORBE FERVS.

  2. B

    ALBERI/CUSa) // AB//BASb) / EBER//BAC(ENSIS)c) / 16//96

Übersetzung:

(A) Diese Gebäude ließ Abt Alberich in den Jahren erbauen, als der wilde Mars auf der ganzen Erde wütete. – (B) Alberich, Abt von Eberbach.

Versmaß: Chronostichon.

Wappen:
Kloster Eberbach/Abt Alberich Kraus.1)

Kommentar

Die Inschrift zeigt eine sauber eingehauene Kapitalis mit zeittypischer Verwendung des U im Namen des Abtes. Das A trägt meist einen gebrochenen Mittelbalken, kommt aber auch mit geradem Balken vor; das M hat einen bis zur Mittellinie reichenden Mittelteil, die Cauden bei R und Q sind geschwungen und stark hochgebogen. Die Ziffer 1 ist unten gespalten, das obere Bogenende der 6 ist stark zurückgebogen.

Das bis 1896 als Pfarrhaus der evangelischen Hauptkirche dienende Gebäude2) gehörte ursprünglich zu den Mosbacher Liegenschaften des Klosters Eberbach, dem auch die alleinige Unterhaltspflicht für das Pfarrhaus oblag.3) Der zum Jahr 1696 genannte Bauherr Abt Alberich Kraus amtierte in Eberbach von 1667 bis 1702.4) Pfarrer in Mosbach war seit 1694 Gottfried Martin Weinrich aus Löhnberg. Mit dem tobenden Mars in Inschrift (A) ist auf die kriegerischen Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit den Reunionskriegen König Ludwigs XIV. angespielt, als Mainz belagert und die Umgegend in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Textkritischer Apparat

  1. CUS links in zweiter Zeile.
  2. Rechts oben.
  3. EBER links in dritter Zeile, BAC rechts in gleicher Zeile unter dem Abtsstab weitergeführt.

Anmerkungen

  1. Quadriert, mit Herzschild belegt; Herzschild: Alberich Kraus (drei 2:1 gestellte Kreuzchen); 1,4: Eberbach, 2,3 Zisterzienserorden. Schild bekrönt von Mitra und schräglinks hinterlegt von Abtsstab.
  2. Vgl. Dehio. Das Pfarrhaus wurde zu dieser Zeit von den Eltern des 1833 geborenen späteren Philosophen Wilhelm Dilthey († 1911) bewohnt, der dort auch aufwuchs, vgl. Faber, Moskebach 80-82; es wird heute als Gaststätte genutzt.
  3. Vgl. Ecclesia in Mussebach 61.
  4. Vgl. Die Zisterzienser und Kloster Eberbach 44.

Nachweise

  1. (Unbekannt:) Zum Pfarrhaus in Mosbach o.S.
  2. Nachlaß Kraus Nr. 141 Bl. 18.
  3. Dehio Hessen (1982) 87 (nur Jahreszahl).
  4. Ecclesia in Mussebach 62.
  5. Faber, Moskebach 41.

Zitierhinweis:
DI 51, Wiesbaden, Nr. 121 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di051mz05k0012103.