Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 432 St. Johanniskloster (Stadtarchiv) 1.H.17.Jh.

Beschreibung

Archivschrank der Kalands-Bruderschaft.1) Holz, bemalt. Im Jahr 1863 dem Stralsunder Museum übergeben, vorher im Rathaus. Hinter zwei Türen bietet er Platz für sechzig Schubfächer, von denen 57 zum Zeitpunkt der Aufnahmearbeiten (Juni 2014) vorhanden waren.2) Die wohl erneuerte Inschrift A an der Außenseite der rechten Tür über einer Darstellung eines weltlich gekleideten Mannes mit offenem, längeren Haar. Unter einem knielangen offenen Mantel trägt er ein Wams und eine knielange Pluderhose sowie Kniegamaschen mit Strumpfbändern. In seiner rechten Hand hält er eine Rute, die andere liegt auf zwei Seiten eines aufgeschlagenen Buches, das von einem Knaben gehalten wird. Auf der Außenseite der linken Tür Christus mit der Weltkugel, am unteren Rand das zerlegte Stralsunder Wappen. An den Innenseiten beider Türen ornamentale Malerei. Auf die Schubladen mit ringförmigen Griffen sind Signaturen aufgemalt (B). Diese bestehen aus einzelnen Majuskel- und Minuskelbuchstaben sowie arabischen Ziffern und werden entsprechend der alphabetischen bzw. numerischen Reihenfolge wiedergegeben.

Maße: H. 205 cm, Br. 186 cm (geschlossen), T. 31 cm. Bu. 2,3 cm (A), 4,2–4,5 cm (B).

Schriftart(en): Humanistische Minuskel mit Versalien (A); Kapitalis und Fraktur (B).

  1. A

    Fraternitas Calandjar(um)a)

  2. B

    A. B. C. D. E. F. G. H. I. K. L. M. N. O. P. Q. R. S. T. V. W. X. Y. Z. A. b. c. [d.]b) e. f. g. h. i. k. l. m. n. o. P. p. q. r. s. t. v. w. y. z. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. [8.] [9.] 10. 11. 12.

Übersetzung:

(A) Bruderschaft der Kalandsherren.

Wappen:
Stralsund III

Kommentar

Das Kapitalis-Alphabet der Signaturen ist vollständig, das Fraktur-Alphabet weist zwei Majuskeln (A, P) auf. Die übliche Datierung des Schranks ins 17. Jahrhundert3) lässt sich aufgrund der Kleidung der beiden dargestellten Personen, besonders des Lehrers, auf die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts eingrenzen.4) Zwar wurde der Kaland ebenso wie die übrigen geistlichen Bruderschaften Stralsunds 1566 aufgelöst, sein Vermögen wurde jedoch danach und bis 1953 in einem eigenen städtischen Fonds verwaltet.5) Die Unterrichtsszene mit Lehrer und Schüler weist wohl darauf hin, dass „die städtischen Pädagogen (...) in nachreformatorischer Zeit unter anderem aus dem Vermögen der geistlichen Bruderschaften unterhalten“6) wurden.

Textkritischer Apparat

  1. Richtig Calandar(um), j wohl später irrtümlich hinzugefügt. Zweites a verbessert aus e.
  2. Zu den ergänzten Buchstaben bzw. Ziffern vgl. Anm. 2.

Anmerkungen

  1. Stralsund Museum, Inv.-Nr. nicht bekannt.
  2. Ein Foto des Jahres 2006 zeigt 59 Schubladen (Fircks, Paramentenschatz, S. 23). Die Schubladen mit dem Buchstaben d und der Ziffer 8 fehlen heute, die Schublade 9 fehlte offenbar bereits im Jahr 2006.
  3. Vgl. Fircks, Gewänder, S. 22.
  4. Für Hinweise zur Kleidung danke ich Birgit Dahlenburg, Kustodie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, und Jutta Zander-Seidel, Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg (Juli und August 2014).
  5. Fircks, Gewänder, S. 17.
  6. Fircks, Gewänder, S. 22.

Nachweise

  1. Fircks, Gewänder, S. 21f. (mit Abb.).
  2. Fircks, Paramentenschatz, S. 23 (Abb., B), S. 26 (A).

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 432 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0043202.