Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 392 Heilgeistkirche und -hospital 1643

Beschreibung

Portal. Sandstein mit geringen Resten der Farbfassung, zwischen dem früheren Hospitalgebäude und dem Ostteil der Kirche. In den frühen 90er Jahren des 20. Jahrhunderts konserviert und restauriert.1) Im spitzbogigen Tympanon in einer großen Kartusche, umgeben von Knorpelwerk, die erhaben ausgehauenen Inschriften A und B.2) Darüber zwei geflügelte Putten und die Taube des Heiligen Geistes. In Inschrift A Virgeln, die als Kommata wiedergegeben werden. Die Personennamen, die das Ende von Inschrift B bilden, dienen auch als Beischriften für drei Vollwappen, die unten im Tympanon in kleinen, runden Kartuschen zu sehen sind. Die Inschrift in der linken Kartusche ist nur teilweise erhalten, das Wappen zerstört.

Inschrift B ergänzt nach Haselberg.

Maße: H. 417 cm, Br. 230 cm. Bu. ca. 4,5 cm (A), ca. 3 cm (B).

Schriftart(en): Fraktur und Kapitalis mit Versalien.

Jürgen Herold [1/2]

  1. A

    PSALM. 50. V. 15. 16.a) ‎/ Opffere Gott Danck, ‎/ Vnd bezahle dem Höchsten deine Gelübde. ‎/ Vohb) ruffe mich an in der Noth, so wil ich dich ‎/ Eretten v(nd) soltu mich Preisen.3)

  2. B

    AN(N)O 1643. Haben ‎// diesen Giebell vnd ‎/ angesatzte ‎// Wonungen zu ‎/ erbawen befodert: ‎// [IOACHIMUSc) P]ANSOW ‎// H(ER) IOHAN BUCHOW. ‎// MARTINUS KLINCKOW.

Wappen:
BuchowKlinkow II

Kommentar

Das ehemalige Hospitalgebäude wurde in späterer Zeit zum Wohntrakt für Bedürftige umgebaut; zu den Bauinschriften an Heilgeist vgl. auch Kat.-Nr. 361. Zu Johann Buchow († 1645) vgl. Kat.-Nr. 384. Martin Klinkow (* 12. Dezember 1613) war ein Sohn von Joachim († 1629) und Maria, Tochter des Ratsherrn Martin Andreae. Seit 1637 war Martin Klinkow mit Maria von Scheven († 1676) verheiratet; das Ehepaar hatte mindestens zwölf Kinder. Zwischen 1639 und 1645 war er Provisor von Heilgeist, Achtmann seit 1659, Altermann des Gewandhauses seit 1661, Ratsherr seit 1663. Er wohnte in der Semlowerstraße und wurde am 15. Oktober 1663 in St. Nikolai bestattet.4) In der Kirche von Steinhagen (Ldkr. Vorpommern-Rügen), seinem Erbsitz, wurde ein Holzepitaph für ihn und seine Ehefrau errichtet.5) Ihre Söhne wurden mit dem Namen Klinkowström in den schwedischen Adelsstand erhoben. Zu Joachim Pansow († 1659) vgl. Kat.-Nr. 370.

Textkritischer Apparat

  1. PSALM. 50. V. 15. 16.] Zu dieser Bibelstellenangabe vgl. Anm. 3.
  2. Voh] So statt Soh.
  3. IOACHIMUS] Inschrift ab hier bei Haselberg wiedergegeben.

Anmerkungen

  1. Dazu LAKD/AD, Restaurierungsdokumentationen, Nr. 528: Thomas Schubert, Gutachten über den Zustand der Reliefs aus Gotland-Sandstein am Heilig-Geist-Spital und an der Heilig-Geist-Kirche in Stralsund mit Vorschlägen für deren Restaurierung, [Berlin o. J.].
  2. Zu diesem Portal auch Römer, Renaissanceplastik, S. 57f.
  3. Ps. 50,14f.
  4. Biografische Angaben, wo nicht anders nachgewiesen, nach StA Stralsund, Hs. 360 (Dinnies, Verzeichnis 2), S. 374; StA Stralsund, Hs. 365 (Dinnies, Stammtafeln 2), S. 69a–70. Der Bestattungstag nach PfA St. Nikolai, R 33a (o. S.).
  5. Dazu Schumann, Epitaph, S. 44; Haselberg, Kreis Franzburg, S. 58.

Nachweise

  1. Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 380 (B).

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 392 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0039208.