Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 385 St. Nikolai 1640, 1702

Beschreibung

Grabplatte für Ursula Hagen (A) und Bartholomäus Horn (C). Kalkstein. Im Scheiteljoch des Chorumgangs.1) Im oberen Bereich der hochrechteckigen Platte die später ausgemeißelte Inschrift A. Darunter die zugehörige Inschrift B, beide in zentrierten Zeilen, und ein ebenfalls ausgemeißeltes Wappen, umgeben von einem Blattkranz. Dessen untere Hälfte überlagernd Inschrift C. Alle Inschriften sind eingehauen. Inschrift B mit Virgel, die als Komma wiedergegeben wird.

Maße: H. 200 cm, Br. 112 cm. Bu. ca. 6 cm (A), 5 cm (B), 6,5–9 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur und Kapitalis mit Versalien (A, C), Fraktur (B).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    Dieser Stein Vnd Begrebnis ‎/ Gehöret. ‎/ S(eligen) Johannes Prellen seiner ‎/ Frauwen Vrsula Hagens ‎/ Vnd Jhren Erben AN(N)O 1640. ‎/ Den 13. OCTOBER.

  2. B

    Jch Geleübe eine Aufferstheung des ‎/ Fleisches, vnd ein Ewiges Leben.2)

  3. C

    Dieser Stein Vnd Begräbnus ‎/ Nebst den drey Fliesen Gehören ‎/ H(ER)N D(OCTOR) BARTHOLOMAEO ˑ ‎/ HORN ˑ Vnd seinen Erben ˑ ‎/ ANNO ˑ 1702 ˑ DEN ˑ 30 ˑ IUNIUS ˑ

Kommentar

Ursula Hagen hatte Anfang 1629 den Apotheker Johannes Preller geheiratet.3) Da nach dem Abzug der schwedischen Truppen 1628 in Stralsund die Pest ausgebrochen war und Heilkundige dringend gebraucht wurden, hatte der spätere Schwiegervater des Johannes Preller, Zacharias Hagen, ebenfalls Apotheker, dafür gesorgt, dass der Gewürzhändler Preller die Lizenz erhielt, Heilmittel herzustellen und zu vertreiben. Später betrieb er die sog. ‚neue Medicinal-Apotheke‘.4) Im Jahr 1638 war er an der Errichtung des Epitaphs für den Superintendenten Georg Zeämann beteiligt (Kat.-Nr. 358). Johannes Preller wurde am 29. September 1639 in St. Nikolai bestattet.5) Seine Witwe Ursula Hagen erwarb wahrscheinlich dafür die hier behandelte Grabplatte. Am 30. November 1641 wurde sie mit Bartholomäus Horn (1614–1694), später Doktor der Medizin, getraut.6) Dieser stammte aus Greifenberg in Pommern (Gryfice, Woiwodschaft Westpommern, Polen), hatte in Greifswald studiert und 1641 das Stralsunder Bürgerrecht erworben.7) Sein Onkel war der Kaufmann Johannes Horn (Kat.-Nr. 398). Bei dem in Inschrift C genannten jüngeren Dr. med. Bartholomäus Horn, dem 1702 die Grabplatte gehörte, muss es sich um einen Nachfahren handeln.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 174.
  2. Aus dem Glaubensbekenntnis.
  3. Schubert, Trauregister 6, S. 6 (Nr. 158).
  4. Biografische Informationen nach Osterloh, Arzt, S. 144.
  5. PfA St. Nikolai, R 33a (o. S.).
  6. Schubert, Trauregister 6, S. 4 (Nr. 97).
  7. Zur Vita des Arztes Bartholomäus Horn († 1694) vgl. Osterloh, Arzt, passim.

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 385 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0038508.