Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 380(†) St. Nikolai 1639

Beschreibung

Gemälde, möglicherweise nachträglich in das Epitaph für den Pfarrer Arnold Stolterfot eingefügt. Tempera auf Holz. Heute an der Nordseite der südlichen Turmhalle angebracht, um 1900 am zweiten südlichen Langhauspfeiler, im 18. Jahrhundert an einem Pfeiler der Nordseite in der Nähe der Kanzel.1) Das Epitaph besteht aus einer Bildtafel und einer darunter angebrachten Schrifttafel. Die Bildtafel wurde mit Ausnahme der linken unteren Ecke übermalt, die Schrifttafel zu einem unbekannten Zeitpunkt neu angefertigt.2) Der bärtige Geistliche in Halbfigur steht an einem Tisch und ist bekleidet mit einem offenen, pelzbesetzten Mantel und einer Halskrause. Die rechte Hand liegt auf einem aufgeschlagenen Buch, in der anderen hält er eine Blume. Unterhalb dieser Bildtafel eine Schrifttafel, darauf Inschrift A und die zentrierte Inschrift B, beide erneuert. Auf einer Buchseite C in schwarzen Buchstaben, auf der gegenüberliegenden Seite hebraisierende Schriftzeichen. Alle Inschriften sind gemalt, nur C ist im ursprünglichen Zustand erhalten.

Inschrift B ergänzt nach Hs. 245.

Maße: H. 180 cm, Br. 111 cm. Bu. 1,7–2,0 cm (A), 2 cm (B, C).

Schriftart(en): Humanistische Minuskel und Kapitalis, beide mit Versalien (A), Kapitalis mit Versalien (B, C).

Jürgen Herold [1/3]

  1. A

    EFFIGIES. ‎/ Rever(endissimi) clarissimi atque doctissimi Viri D(omi)n(i) M(agistri) ARNOLDI STOLTERFOT. ‎/ Lubecensis Stralsundi quondam in aed(e) (1. Mari(ae) per octen(nium) cum semestri ‎/ 2. Nicolait(ana) per nouem cum sem(estri))a) Ecclesiastae fidelissimi.b) dignissimi. meritis=‎/simique. qui A(nno) C(hristi) 1639 d(ie) 11 Martii aetatis vero 43 in Domino et redemp=‎/torec) Jesu Christo placide obdormivit.

  2. B

    POST VARIOS CASUS, POST TOT DISCRIMINA RERUM ‎/HIC IN PACE SITUS NUNC REQUIESCO BONA. ‎/ OCTO PER ET DENOS ANNOS INSERVIO SUNDI ‎/ CHRISTICOLIS, LAETUS NUNC SUPRAd) ASTRA VEHOR ‎/ DISCE MEO EXEMPLO, LECTOR, CONTEMNERE VITAM ‎/ PRAESENTEM, ET COELI SCANDERE REGNA. [VALE]e)

  3. C

    MORIENDO ‎/ RENAS‎/COR

Übersetzung:

(A) Bildnis des hochverehrten, hochberühmten und hochgelehrten Mannes, des Herrn Magisters Arnold Stolterfot aus Lübeck, in Stralsund einst 1. in der Kirche St. Marien achteinhalb Jahre hindurch, 2. in der Kirche St. Nikolai neuneinhalb Jahre hindurch allertreuester, höchst würdiger und sehr verdienter Prediger, der im Jahr Christi 1639 am 11. März, im 43. Lebensjahr (im Alter von 43 Jahren), im Herrn und Erlöser Jesus Christus friedlich entschlief.

(B) Nach manchen Wechselfällen, nach so vielen Gefahren in dieser Welt liege ich jetzt hier in gutem Frieden und ruhe mich aus. Achtzehn Jahre hindurch diente ich in Stralsund den Christgläubigen, froh werde ich jetzt über die Sterne getragen. Leser, lerne an meinem Beispiel, das gegenwärtige Leben zu verachten und in das Himmelreich aufzusteigen. Lebe wohl!

(C) Indem ich sterbe, werde ich wiedergeboren.

Versmaß: Elegische Distichen (B).

Kommentar

Arnold Stolterfot aus Lübeck wurde Inschrift A zufolge 1596 oder 1597 geboren. Sein 1615 begonnenes Studium in Rostock schloss er 1619 mit dem Magistergrad ab.3) Seit 1621 war er Frühprediger an St. Marien in Stralsund, seit 1629 Frühprediger und Diakon an St. Nikolai. Im Jahr 1638 wurde er zum Archidiakon ernannt, starb jedoch bereits am 11. März 16394) und wurde am 14. März in St. Nikolai bestattet,5) wo ein Erbbegräbnis eingerichtet wurde (Kat.-Nr. 382).

Textkritischer Apparat

  1. (1. Mari(ae) ... sem(estri))] Klammern so in der Inschrift.
  2. fidelissimi] Danach isd(?) etiam Hs. 245.
  3. redemp=‎/tore] Danach suo Hs. 245.
  4. SUPRA] Wohl statt SUPER.
  5. [VALE]] Fehlt heute auf dem Epitaph, für den abschließenden Pentameter jedoch erforderlich.

Anmerkungen

  1. StA Stralsund, Hs. 245, S. 164; Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 518; Hagemeister, Nikolaikirche, S. 35.
  2. Weinreich zufolge war die Inschrift vollkommen zerstört: „Die (...) Inschrift ist, durch vorgenommene Reinigung, gänzlich ruinirt, so daß auch der Name nicht mehr zu entziffern ist, neuerdings aber nach einer alten Copie erneuert“ (StA Stralsund, Hs. 303, Bl. 71v). Bestätigung dieses Befundes durch Burkhard Kunkel, Stralsund, 16.6.2011.
  3. Matrikel Rostock 3, S. 17, 33.
  4. Biografische Daten nach Heyden, Wolgast, S. 113, 119, 132; vgl. auch Lobes, Reformations-Werck, S. 61, 67, 68.
  5. PfA St. Nikolai, R 33a (o. S.).

Nachweise

  1. StA Stralsund, Hs. 245, S. 30 Nr. 36 (A, B).
  2. Dähnert, Denkmale, S. 321f. (A, B).
  3. LAKD/AD, Fotosammlung.

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 380(†) (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0038003.