Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 377 Schiffer-Compagnie (Frankenstr. 9) 1639

Beschreibung

Amtslade der Schiffer-Compagnie.1) Holz mit Eisenbeschlägen, bemalt. Auf der Innenseite des äußeren Deckels zunächst Inschrift B, dazu vier Wappenschilde: Die Wappen 1 und 3 mit Marken (H119, H120) werden von Engeln gehalten, 2 und 4 sind als Vollwappen gestaltet. Im Bereich des zweiten und vor allem des dritten Wappens sind Konturen zweier älterer Wappenbilder und -beischriften zu erkennen (A). Im Truheninneren ein großes Fach mit einem zweiten abschließbaren Deckel. Auf der Innenseite dieses Deckels Inschrift C in demselben Schriftduktus wie die übrigen Inschriften, in der Farbe jedoch weniger nachgedunkelt. An der Stirnseite der Lade ein moderner Erneuerungsvermerk.2) Alle Inschriften sind gemalt.

Maße: Br. 149 cm, H. 60 cm, T. 60 cm. Bu. 1,2–2,8 cm (A), 2,5 cm (B), 2,5–2,8 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur (C) und humanistische Minuskel mit Versalien (A, B).

Jürgen Herold [1/4]

  1. A

    Der. Alterleut. ‎// Henrich Bergman. ‎// Peter Blume. ‎/ Atmiral. ‎// Claß Schicke. ‎/ 1639. ‎// Christof Boeÿken: ‎/ Captain

  2. B

    [Claß Schic]ke ‎// [Peter] B[lume] Atmiral ‎/ 1639

  3. C

    Schaffers. ‎/ Marcus Heideman. Merten Galle. ‎/ Claß Bahresel. Merten Pÿck.

Wappen:
BergmannBlumeSchickBoeyken

Kommentar

Durch die heute sichtbare Inschrift A wurde die stellenweise noch durchscheinende Inschrift B, entstanden vor A im selben Jahr, ersetzt. Auf dem Truhendeckel waren zuerst nur die Wappen und Namen von Klaus Schick und Peter Blume als Vorsteher der Schiffer-Compagnie zu sehen; danach wurden die Positionen korrigiert und die Wappen und Namen von Heinrich Bergmann und Christoph Boeiken hinzugefügt.

Ein Heinrich Bergmann (Barchmann, A) erwarb im Jahr 1601 das Bürgerrecht.3) Die Namen der beiden folgenden Älterleute, des Kapitäns Christoph Boeiken (Boeke) und des Klaus Schick, werden bereits auf dem 1627 angefertigten Becher der Schiffer-Compagnie genannt (vgl. Kat.-Nr. 314). Der vierte Altermann Peter Blume (Blome), von der Insel Rügen stammend, wird zuerst 1628 als Admiral der Ostseeflotte Wallensteins greifbar, trat aber nach seiner Gefangenschaft 1629 in schwedische Dienste. Am 29. Januar 1628 heiratete er Margareta Berens.4) Seit 1634 war Blume Vize-Admiral und bis zu seinem Tod Befehlshaber der schwedischen Flotte in Stralsund. Im Jahr 1642 geadelt, waren seine Leistungen vor allem zwischen 1643 und 1645 während des Seekriegs vor Dänemark von Bedeutung.5) Blume wurde am 3. Januar 1650 in einem ‚hohen Sarg‘, wohl einem Sarkophag, bestattet.6)

Zwei Kinder des Marx (Markus) Heidemann, der 1630 das Bürgerrecht erhalten hatte, wurden in den Jahren 1631 und 1645 in St. Nikolai bestattet.7) Am 17. Oktober 1649 fand in seinem Haus eine Trauung statt.8) Merten Galle (C), Stralsunder Bürger seit 1630, wurde am 10. Dezember 1649 mit Maria Möller getraut.9) Dabei handelte es sich bereits um seine zweite Ehe; seine erste Ehefrau war am 29. Mai 1649 in St. Nikolai bestattet worden.10)

Anmerkungen

  1. Dauerleihgabe des Stralsund Museums, Inv.-Nr. 1880:0275.
  2. In lateinischer Schreibschrift: Alterleute der Löbl(ichen) SchifferCompag(nie) / H. Peters, J. D. Wolter, I. Riedel, P. H. Wolter, / Renovatum Anno 1821.
  3. Nach Stadtarchiv Stralsund, Online-Recherche (13.5.2015).
  4. Schubert, Trauregister 6, S. 13 (Nr. 448).
  5. Biografische Angaben nach G. Jacobson, ‚Peter Blume‘, in: Svenskt Biografiskt Lexikon (online, 4.12.2014).
  6. PfA St. Nikolai, R 33a (o. S.).
  7. Bürgerrechtserwerb nach Stadtarchiv Stralsund, Online-Recherche (hier und im Folgenden 18.5.2015); Bestattungen der Kinder nach PfA St. Nikolai, R 33a, o. S. (7. Dezember 1631, 17. Januar 1645).
  8. Schubert, Trauregister 6, S. 33 (Nr. 1344).
  9. Bürgerrechtserwerb nach Stadtarchiv Stralsund, Online-Recherche; Trauung nach Schubert, Trauregister 6, S. 34 (Nr. 1351).
  10. PfA St. Nikolai, R 33a (o. S.).

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 377 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0037706.