Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 367† St. Nikolai 1637

Beschreibung

Gemälde, wohl nachträglich in das Epitaph für den Pfarrer Heinrich Bolte eingefügt. Im 18. Jahrhundert im Chor oder Chorumgang angebracht, 1839 an einem südlichen Langhauspfeiler.1) Das Epitaph ging während der Auslagerung im Zweiten Weltkrieg verloren.2) „Portrait eines Predigers im Brustbilde, vor sich ein Buch haltend. Hierunter auf einer Tafel“ die Inschriften.3)

Inschriften nach Hs. 303.

Maße: H. 180 cm, Br. 110 cm (LAKD/AD, Akten Stralsund).

  1. A

    Conditur hic rever(endus) M(agister)a) Henricus Boltenius Hervordiensis Westphalus theologus eximius ecclesiae huius ad Annos XXX Archidiaconus vigilantissimus totiusq(ue)b) venerandi Ministerii senior dignissimus vir judicii accurati laboris indefessi vitaeq(ue) maxime inculpatae absoluto cum fructu sacro officio ad Coelestia migravit Anno salvatoris M D CXXXVII aetatis suae 66c) Parenti desideratissimo P(osuerunt) Lib[e]rid)

  2. B

    Z(acharias) Maus P(inxit)e)

Übersetzung:

(A) Hier ruht der ehrwürdige Magister Heinrich Bolte aus Herford, Westfale, ungefähr dreißig Jahre lang hervorragender Theologe an dieser Kirche, höchst fürsorglicher Archidiakon, sehr verdienter Senior des gesamten, ehrwürdigen (Geistlichen) Ministeriums. Der Mann von treffender Urteilskraft, unermüdlicher Ausdauer und völlig unbescholtenem Lebenswandel trat ein in den Himmel, nachdem er seine heilige Pflicht erfolgreich erfüllt hatte, im Jahr des Erlösers 1637, im 66. Lebensjahr (im Alter von 66 Jahren). Dem sehnlich vermissten Vater ließen die Kinder dieses (Epitaph) errichten.

(B) Zacharias Maus hat es gemalt.

Kommentar

Die Beschreibung des Epitaphs bei Weinreich (Hs. 303) lässt vermuten, dass es ähnlich wie die Denkmäler für Georg Zeämann und Arnold Stolterfot (Kat.-Nr. 358, 380) gestaltet war. Die Malersignatur, Inschrift B, legt nahe, dass das Porträt noch zu Lebzeiten Boltes entstand. Zu Zacharias Maus († 1654) vgl. Kat.-Nr. 315. Heinrich Bolte aus Herford (Westfalen) wurde Inschrift A zufolge 1571 oder 1572 geboren. Seit 1596 studierte er in Rostock, wo er 1607 den Magistergrad erwarb.4) Bis 1601 war er Frühprediger im mecklenburgischen Ribnitz (Ldkr. Vorpommern-Rügen), danach (oder erst seit 1606) Diakon, seit 1621 Archidiakon von St. Nikolai in Stralsund. Seine Ehefrau Anna war eine Tochter des Superintendenten Konrad Schlüsselburg (Kat.-Nr. 235) und wurde am 30. September 1629 in St. Nikolai bestattet. Bolte starb am 6. Dezember 1637 und wurde am 10. Dezember beigesetzt.5) Während seiner Amtszeit an der Nikolaikirche (1607–1637) wurde eine neue Kanzel errichtet (Kat.-Nr. 280).

Textkritischer Apparat

  1. M(agister)] Fehlt Dähnert.
  2. totiusq(ue)] Fehlt Dähnert; dulciusq(ue) Hs. 303, Hs. 88.
  3. aetatis suae 66] aetatis 66 Dähnert; der folgende Setzungsvermerk fehlt.
  4. Lib[e]ri] Libri Hs. 303; Liberi auch Hs. 245, Dähnert, Hs. 88.
  5. P(inxit)] Fehlt Hs. 245.

Anmerkungen

  1. StA Stralsund, Hs. 245, S. 165; StA Stralsund, Hs. 303, Bl. 70v; StA Stralsund, Hs. 88, S. 3.
  2. Vgl. LAKD/AD, Akten Stralsund, St. Nikolai, Mappe 1 (1896–1946), Bl. 157: Abschrift der Empfangsbestätigung für Kunstgegenstände aus St. Nikolai, die am 12. Mai 1942 in das Schloss Putbus ausgelagert wurden.
  3. StA Stralsund, Hs. 303, Bl. 70v.
  4. Matrikel Rostock 2, S. 253, 377.
  5. Bestattungsdaten nach PfA St. Nikolai, R 33a (o. S.). Weitere biografische Daten, wo nicht anders nachgewiesen, nach Heyden, Wolgast, S. 113, 119. Zu Heinrich Bolte vgl. auch StA Stralsund, Rep. N, Nachlass Berchmeyer, Nr. 2 (1628–1639), 20 (1625–1640; nach Archivverbund Mecklenburg-Vorpommern, Online-Recherche Ariadne, 6.5.2015).

Nachweise

  1. StA Stralsund, Hs. 245, S. 39 Nr. 44.
  2. Dähnert, Denkmale, S. 323 (A).
  3. StA Stralsund, Hs. 303, Bl. 70v–71v.
  4. StA Stralsund, Hs. 88, S. 3 (A).

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 367† (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0036700.