Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 348 Stralsund Museum 1634

Beschreibung

Pokal der Bader und Wundärzte.1) Silber, vergoldet. Der Pokal steht auf einem schmalen Fuß mit zwei Wülsten und einem mehrfach gegliederten Schaft. Auf der Becherwandung drei Medaillons mit Darstellungen von Einhorn, Wolf(?) und Hund, Beschlagwerk und Früchtedekor. Der Deckel zeigt drei sich verjüngende Wülste, als Dekor unten eine Landschaftsszene und Fruchtgirlanden, oben Beschlagwerk. Auf der silbernen Bekrönung eine stehende weibliche Gestalt.2) In den Händen hält sie ein Schwert, auf beiden Seiten der Klinge die eingravierte Inschrift A; ebenso einen herzförmigen Schild, auf dessen Außenseite die Jahreszahl B1 und das Vollwappen des Stifters, auf der Innenseite sein Name (B2), darunter eine vierteilige Blüte. Über dem Kopf der Figur weht ein Banner. Das Augsburger Beschauzeichen und das Meisterzeichen des Goldschmiedes Hans Arnold (M20) auf dem Standring des Pokalfußes,3) auf der Fuß-Unterseite eine flüchtig gravierte Hausmarke (H115) sowie die Buchstaben C und D. Das Stralsunder Meisterzeichen des Joachim Voigt auf dem Deckelrand (M21) lässt auf eine spätere Reparatur schließen.4) Die Inschriften A und B sind graviert, C und D geritzt.

Maße: H. 57 cm (mit Deckel), Dm. 12,5 cm (oben, unten). Bu. 0,2 cm (A), 0,2–0,3 cm (B), 0,8 cm (C, D).

Schriftart(en): Kapitalis (A, C, D) mit Versalien (B).

Jürgen Herold [1/8]

  1. A

    DER MAN IST EHREN WEHRT. ‎// DER ˑ S(EIN) ˑ BROT GE : M : Da) : SCHWERT5)

  2. B1

    16‎//34

  3. B2

    DAVIT SCHWAN ‎/ GENERALb) FELT=‎/SCHERER ˑ BADER ‎/ V(NDT) WVNDARTZ

  4. C

    M V W

  5. D

    GRU[..]

Versmaß: Deutsche Reimverse (A).

Wappen:
Schwan

Kommentar

Dieser zweite Pokal der Bader wurde beschafft, weil man den älteren (Kat.-Nr. 301) für verloren hielt. David Schwan und Hans Ulrich Uhl hatten sich 1630 in Stralsund niedergelassen und die Neugründung ihrer Zunft nach der katastrophalen Pestepidemie 1629 betrieben.6) Als Älterleute legten sie 1634 auch ein neues Amtsbuch an.7) Weiterhin musste in diesem Jahr außer dem neuen Pokal, für den David Schwan den Deckel stiftete (B), auch eine neue Amtslade angefertigt werden; vgl. dazu und zu den genannten Personen Kat.-Nr. 346.

Textkritischer Apparat

  1. Vgl. Anm. 5.
  2. Hier deutliche Kratzspuren, vielleicht ein Versuch, das Wort zu tilgen.

Anmerkungen

  1. Stralsund Museum, Inv.-Nr. U94.
  2. Nach Buchholz, Barbiere, S. 142, handelt es sich um eine Personifikation der Fortuna.
  3. Die Variante des Augsburger Beschauzeichens, ein Pinienzapfen, lässt sich nicht eindeutig identifizieren; vgl. Seling, Augsburger Goldschmiede 3, S. 39–41. Zu dem Meister Hans Arnold († 1596) vgl. ebd., S. 102 Nr. 778.
  4. Die Marke des Stralsunder Goldschmieds Joachim Voigt ist seit den 1730er Jahren nachzuweisen; vgl. Scheffler, Goldschmiede, S. 522 Nr. 934a; StA Stralsund, N Adl 54 (Adler, Goldschmiedemeister).
  5. Bedeutung des zweiten Verses unklar, das Sprichwort ist in dieser Fassung nicht nachweisbar. Bei Buchholz werden die Kürzungen aufgelöst zu ‚gewinnt mit dem‘.
  6. Vgl. zur Neugründung Buchholz, Barbiere, S. 130–133.
  7. StA Stralsund, Rep. 14 Nr. 6, Amtsbuch der Bader und Wundärzte in Stralsund, begonnen von dem Altermann David Schwan und dem Amtsbruder Hans Ulrich Uhl (nach Stadtarchiv Stralsund, Online-Recherche, 22.10.2014).

Nachweise

  1. Buchholz, Barbiere, S. 142 (A, B2).

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 348 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0034805.