Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 325 St. Nikolai 1630

Beschreibung

Epitaph für Margarete Lüdeke. Sandstein und Marmor, farbig gefasst. An der Ostseite des ersten nördlichen Langhauspfeilers. Im Mittelfeld des Epitaphs, flankiert von zwei Halbsäulen, die hochrechteckige, nach unten halbrunde, marmorne Schrifttafel.1) Auf den Seitenstücken in Medaillons Brustbild-Reliefs der Verstorbenen rechts und ihres Ehemannes links. Auf dem Unterhang ein Totenschädel und zwei Puttenköpfe. Die Darstellungen der Personen und Todessymbole sind von Knorpelwerk umgeben. Oberhalb der Schrifttafel ein flachrunder, darüber ein teilweise beschädigter gesprengter Giebel sowie ein Äskulapstab und eine beschädigte Figur des auferstandenen Christus. Die Inschrift ist zentriert eingehauen.

Maße: Br. 140 cm, H. 250 cm. Bu. 2,5–3,5 cm.

Schriftart(en): Humanistische Minuskel, teilweise rechtsgeneigt, und Kapitalis, beide mit Versalien.

Jürgen Herold [1/2]

  1. Jn Memoriam ‎/ MARGARETAE, ‎/ D(omi)n(i) NICOLAI SIMONI, ‎/ Phÿs(ici) et ANNAE DOMANNAE ‎/ Filiae, A(NN)O M. DC. I. natae, ac 23. ‎/ Iul(ii) A(NN)I M. DC. XXIIX. denatae, ‎/ relictis post se parvulis ‎/ SOPHIA (et)a) DOROTHEA. ‎/ Quae ubi in Conjugio trienniu(m) ‎/ exegisset, DEO animam, ma=‎/rito desiderium, filiab(us) amore(m), ‎/ amicis memoriam, transeunti=‎/bus ideam reliquit. ‎/ P(osuit) Maritus ‎/ MICHAEL LÜDECUS ‎/ MED(ICINAE) D(OCTOR) ‎/ 1630.b)

Übersetzung:

Zum Gedenken an Margarete, Tochter des Arztes Herrn Nikolaus Simon und der Anna Domann, im Jahr 1601 geboren, am 23. Juli des Jahres 1628 gestorben, die Kleinkinder Sophia und Dorothea zurücklassend. Nachdem sie drei Jahre im Ehestand gelebt hatte, hinterließ sie bei Gott ihre Seele, bei ihrem Ehemann Sehnsucht, bei den Töchtern Liebe, bei den Freunden Erinnerung und bei den (an diesem Epitaph) Vorübergehenden ihr Abbild. Errichtet hat es der Ehemann Michael Lüdeke, Doktor der Medizin, 1630.

Kommentar

Die erste und die vierte Zeile von unten sind in rechtsgeneigter humanistischer Minuskel mit einzelnen kursiven Elementen ausgeführt; der Kapitalisteil zeigt rundes Ü (LÜDECUS). Es handelt sich um das einzige datierte Stralsunder Beispiel für humanistische Minuskel in Stein.

Das Epitaph wird dem Bildhauer Hans Lucht zugeschrieben.2) Margarete Simon war die erste Ehefrau des Arztes Michael Lüdeke († 1673),3) die 1601 geboren wurde und im Alter von 26 oder 27 Jahren verstarb. Am 2. November 1625 war das Paar getraut worden.4) Nach ihrem Tod heiratete Lüdeke am 4. Februar 1629 Eva Reutz, Tochter des Hermen (vgl. Kat.-Nr. 85), am 5. September 1648 Regina Möller.5)

Textkritischer Apparat

  1. Kursive et-Ligatur.
  2. A(nn)o MDCXXX Hs. 245.

Anmerkungen

  1. Zum Epitaph vgl. auch Römer, Renaissanceplastik, S. 56f.
  2. Nach Römer, Renaissanceplastik, S. 56f.
  3. Angaben nach Römer, Renaissanceplastik, S. 56: „Das Todesdatum ist aus der im Stralsunder Stadtarchiv aufbewahrten Leichenpredigt zu ersehen.“ Ob diese Leichenpredigt dort noch vorhanden ist, konnte nicht überprüft werden.
  4. Schubert, Trauregister 6, S. 72 (Nr. 2989).
  5. Schubert, Trauregister 6, S. 6 (Nr. 160), S. 72 (Nr. 3008).

Nachweise

  1. StA Stralsund, Hs. 245, S. 23f. Nr. 30.

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 325 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0032502.