Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 313(†) St. Nikolai 1626, 1635

Beschreibung

Gemälde (1626), nachträglich in das Epitaph für den Pfarrer Johannes Sleker (1635) eingefügt. Tempera auf Holz. Im ersten Joch des südlichen Chorumgangsbereichs, an der Südwand links neben der Archivtür. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts und vielleicht schon im 18. Jahrhundert am vierten südlichen Langhauspfeiler angebracht.1) Das Epitaph besteht aus einer Bild- und einer darunter angebrachten Schrifttafel. Die Bildtafel ist großflächig übermalt, die Schrifttafel wohl zur Gänze neu angefertigt.2) Als Bildhintergrund ein drapierter Vorhang. Der Porträtierte ist als Halbfigur an einem Tisch stehend dargestellt. Er trägt einen Talar mit Halskrause und eine Haube. In der rechten Hand hält er ein Buch, die linke ruht auf einem Totenschädel. Rechts neben seinem Kopf die erneuerte Inschrift A. Auf der ebenfalls erneuerten Schrifttafel die Inschrift B, in kleineren Buchstaben darunter links C, rechts D. Alle Inschriften sind gemalt und mit Interpunktionszeichen versehen.

Maße: H. 186 cm, Br. 106 cm. Bu. 1,1 cm (A), 2,2 cm (B), 1,2 cm (C, D).

Schriftart(en): Kapitalis (A), humanistische Minuskel und Kapitalis, beide mit Versalien, griechische Buchstaben (B), humanistische Minuskel mit Versalien (C, D).

Jürgen Herold [1/3]

  1. A

    AETATIS SVE ‎/ 43. A(NN)O 1626.

  2. B

    JOHANNIS Facies Haec est Veneranda SCLEKERI,Qui Σoφοs in Roseaa) floruit ante Schola.Post haec Sundana vigilavitb) Pastor in Urbe, sed super Astra locum nunc tenet inter Oves.

  3. C

    Natus Garzae Pom(eraniae) A(nn)o 1583, ‎/ denatus Stralsundi A(nn)o 1629.

  4. D

    M(agister) Henricus Bolte ‎/ fecit A(nn)o 1635.

Übersetzung:

(A) Im 43. Lebensjahr (im Alter von 43 Jahren), im Jahr 1626.

(B) Dies ist das verehrungswürdige Antlitz des Johannes Sleker, der anfangs als Philosoph in der Schule (Lehrer an der Universität) in Rostock berühmt war. Danach wachte er als Hirte in der Stadt Stralsund (über seine Gemeinde), aber jetzt hat er seinen Platz über den Sternen unter den Schafen.

(C) Geboren in Gartz in Pommern im Jahr 1583, gestorben in Stralsund im Jahr 1629.

(D) Magister Heinrich Bolte hat dies gedichtet im Jahr 1635.

Versmaß: Elegische Distichen (B).

Kommentar

Die in der frühen Neuzeit verbreitete Herleitung des Ortsnamens Rostock von ‚Rosenstock‘ (B) führte zu latinisierten, von rosa abgeleiteten Namensformen.3)

Johannes Sleker (1583 – 24. September 1629) stammte aus Gartz (Ldkr. Uckermark, Brandenburg). Im Jahr 1596 immatrikulierte er sich an der Universität Greifswald, 1602 in Frankfurt (Oder). 1606 wurde Sleker an der Universität Rostock eingeschrieben, 1607 wurde ihm der Magistergrad verliehen und er begann zu lehren; 1614 und erneut 1617 war er als Professor der Physik und Metaphysik Rektor der Universität.4) Im Jahr 1618 wurde er in Stralsund Archidiakon an St. Nikolai, 1621 Pfarrer. Sleker verfasste mehrere katechetische Schriften.5) Das Epitaph wurde erst sechs Jahre nach seinem Tod errichtet. Zum Autor der dem Bild beigegebenen Verse, Slekers Amtsnachfolger Heinrich Bolte, vgl. Kat.-Nr. 367. Zum Slekerschen Erbbegräbnis, das seine Witwe Katharina Schmid einige Jahre nach seinem Tod erwarb, vgl. Kat.-Nr. 351. Seine Leichenpredigt wurde 1630 in Hamburg gedruckt.6)

Textkritischer Apparat

  1. Befund Kosea, Resultat einer fehlerhaften Erneuerung der Inschrift; Rosea noch bei Dähnert.
  2. vigilavit] Befund vigitavit, Resultat einer fehlerhaften Erneuerung.

Anmerkungen

  1. StA Stralsund, Hs. 245, S. 165; Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 518. – Das Bildnis wird auch erwähnt in PfA St. Nikolai, Nr. 130 (Richter, Begräbnisse), S. 9.
  2. Freundliche Auskunft von Burkhard Kunkel, Stralsund, 16.6.2011.
  3. Vgl. dazu Liefer, Bellum Sundense, S. 212.
  4. Ältere Matrikel Greifswald 1, S. 361; Matrikel Frankfurt a. O. 1, S. 468; Matrikel Rostock 2, S. 285, 291; Matrikel Rostock 3, S. 12, 25.
  5. Biografische Daten, wo nicht anders angegeben, nach Heyden, Wolgast, S. 104.
  6. Vgl. Online-Katalog Leichenpredigten Wolfenbüttel, Nr. 13203 (24.4.2015). Dort wird als Todesjahr Johannes Slekers 1619 genannt.

Nachweise

  1. StA Stralsund, Hs. 245, S. 45 Nr. 51 (B–D).
  2. Dähnert, Denkmale, S. 325 (B–D).
  3. StA Stralsund, Hs. 628, Bl. 81r.

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 313(†) (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0031302.