Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 303† St. Nikolai 1622

Beschreibung

Epitaph für Hermann Westphal und seine Ehefrau Margarete Klinkow. Im 18. Jahrhundert im nördlichen Seitenschiff angebracht.1) Da das Epitaph bei Weinreich (Hs. 303) nicht erwähnt wird, war es vermutlich bereits 1839 nicht mehr vorhanden. Über die Gestaltung des Epitaphs und der Inschriften liegen keine Informationen vor.

Inschrift nach Dähnert.

  1. Viro quondam clarissimo (et)a) consultissimo Domino HERMANNO WESTPHAL J(uris)C(onsul)to (et) duorum Principum Pomeraniae Domini Ernesti Ludovici P(iae) M(emoriae) (et) Domini Philippi Julii a Consiliis secretioribus (et) Judicii aulici Wolgastani Directori vigilantissimo Haereditario in Miltzow (et) Martensdorf Anno 1607 d(ie) 14 Decembr(is) pie denato ejus dilectiss(imae) coniugi MARGARETHAE KLINKOVIAE A(nno) 1622 d(ie) 12 Aug(usti) placide defunctae parentibus charissimis monumentum hoc liberi superstites poni curavere A(nno) C(hristi) 1622 Mense Octobri

Übersetzung:

Dem einst höchstberühmten und -kundigen Herrn Hermann Westphal, Rechtsgelehrter und zweier Fürsten von Pommern, des Herrn Ernst Ludwig seligen Angedenkens und des Herrn Philipp Julius, Geheimer Rat und sehr fürsorglicher Direktor des Hofgerichts in Wolgast, Erbherr in Miltzow und Martensdorf, im Jahr 1607 am 14. Dezember fromm verstorben, und seiner innig geliebten Ehefrau Margarete Klinkow, im Jahr 1622 am 12. August friedlich verstorben; den teuersten Eltern haben die überlebenden Kinder im Jahr Christi 1622 im Monat Oktober dieses Denkmal errichten lassen.

Kommentar

Der Vater des Juristen Hermann Westphal († 1607), Vorsitzender des herzoglichen Hofgerichts in Wolgast, war der Greifswalder Kaufmann Joachim Westphal.2) Im Jahr 1557 immatrikulierte sich Hermann an der Universität Greifswald, 1561 in Wittenberg und 1568 in Heidelberg.3) Im Januar 1570 wurde er, bereits Doktor beider Rechte, auf herzoglichen Befehl zum Professor in Greifswald ernannt; seit 1571 bis 1578 war er kontinuierlich als Lehrender, Rektor und herzoglicher Rat tätig, 1604 wird er als Prokanzler bezeichnet.4) Hermann war verheiratet mit Margarete, Tochter des Kaspar Klinkow († 1560), Witwe des Ratsherrn Jürgen Möller. Aus dieser Ehe gingen sieben Kinder hervor: der spätere Ratsherr Joachim († 1626), Maria († 1630), verheiratet mit dem Greifswalder Juristen Augustin Rhaw,5) Margarete († 1626), verheiratet u. a. mit dem Ratsherrn Peter Grubbe (Kat.-Nr. 277), Sophia, verheiratet mit Eustachius Picht; ferner Katharina, die mit dem Ratsherrn Johann Jäger und dem Bürgermeister Christoph Krauthof verheiratet war (Kat.-Nr. 302, 356), sowie Siegfried und der spätere pommersche Hofmarschall Heinrich. Die Kinder ließen das Epitaph der Inschrift zufolge erst nach dem Tod der Mutter im Jahr 1622 errichten.

Textkritischer Apparat

  1. Hier und in den folgenden Fällen bei Dähnert kursive et-Ligatur.

Anmerkungen

  1. StA Stralsund, Hs. 245, S. 163.
  2. Zu diesen Personen vgl. DI 77 (Greifswald), Nr. 301.
  3. Ältere Matrikel Greifswald 1, S. 245. Da sich an demselben Tag ein Namensvetter des Hermann Westphal immatrikulierte, dessen Vater Valentin Westphal war, ist nicht für jeden in den folgenden Jahren vorgenommenen Matrikeleintrag sicher, dass es sich dabei um den später in Stralsund tätigen Juristen handelt. – Matrikel Wittenberg 1502–1602, S. 22; Matrikel Heidelberg 2, S. 46.
  4. Ältere Matrikel Greifswald 1, S. 299 (Ernennung zum Professor 1570), S. 301f. (Rektorat 1571) u. ö., S. 361 (1578); danach S. 374 (1601, Immatrikulation der Söhne Joachim und Siegfried), S. 384 (1604, als Prokanzler letzte Erwähnung).
  5. Vgl. DI 77 (Greifswald), Nr. 185.

Nachweise

  1. StA Stralsund, Hs. 245, S. 2 Nr. 3.
  2. Dähnert, Denkmale, S. 316.

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 303† (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0030306.