Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 283 Heilgeistkirche und -hospital 1612

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Der Kelch, in jüngerer Zeit erneuert und neu vergoldet, weist einen sechskantigen Fuß und eine Zarge mit durchbrochenem Blattwerk auf. In die Oberseite des Fußes ist ein Band mit Blumen- und Blattornamenten graviert. Auf dem Standring zwei Beschauzeichen der Stralsunder Goldschmiede1) und das Meisterzeichen des Michael Lindner (M14). Nodus in Form einer gedrückten Kugel mit einer mittig aufgelegten Schnur sowie Kügelchen- und Schnurornamentik. Die Kuppa ruht in einem Korb aus Beschlagwerk und Masken. Die Inschriften sind konturiert in die Unterseite des Standrings graviert, die Worttrenner in Form kleiner Schrägkreuze.

Maße: H. 25 cm, Dm. 11,8 cm (Kuppa), 14,6 cm (Fuß). Bu. 0,3–0,4 cm (A), 0,3 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien und Minuskel (A), Kapitalis mit Minuskel (B).

Jürgen Herold [1/9]

  1. A

    ANNO ˑ 1612 ˑ JST DIEssE ‎/ KÖLCH JN HAILIGEN GES ‎/ ZVR EHRE GOTES GEˑM‎/ACHT WORDEN . VORSTER ˑ ‎/ IST GEWESEN ˑ MICHEL ‎/ DANNENVELTa) .

  2. B

    WEGT 63 L‎/ot

Kommentar

Inschrift A weist Versalien mit lang ausgezogenen, gebogenen (Schräg-)Schäften auf (A, J, M). Das Meisterzeichen (ML in Ligatur) lässt sich dem Stralsunder Goldschmied Michael Lindner (1604–1617) zuweisen,2) der im Jahr 1615 Mitglied des städtischen Hundertmänner-Kollegiums war.3) Michel Dannenfeld war 1612, als er den Kelch stiftete, Provisor von Heilgeist. In den Jahren 1619 und 1621 wird er als Vorsteher von St. Marien genannt.4) Im Jahr 1646 klagten die Vormünder der Kinder des verstorbenen Michel Dannenfeld, vielleicht schon ein Sohn des in der Kelchinschrift genannten Gemeindeprovisors, in einer Geldsache.5)

Textkritischer Apparat

  1. Erstes N retrograd.

Anmerkungen

  1. Wohl Scheffler, Goldschmiede, Nr. 931.
  2. Vgl. StA Stralsund, N Adl 54 (Adler, Goldschmiedemeister); Michael Lindner wird bei Scheffler, Goldschmiede, nicht genannt.
  3. Langer, Stralsund, S. 278.
  4. StA Stralsund, Städtische Urkunden Nr. 2331 (1619), StA Stralsund, Urkunden St. Marien Nr. 93 (1621); beide nach StA Stralsund, General-Register (14.7.2015).
  5. Vgl. StA Stralsund, Rep. 3 Nr. 1768 (nach Archivverbund Mecklenburg-Vorpommern, Online-Recherche Ariadne, 20.3.2015).

Nachweise

  1. Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 381.
  2. Oltmanns, Abendmahlsgerät, S. 123 (Nr. 329a).

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 283 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0028309.