Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 274† St. Marien 1606

Beschreibung

Weinkanne. Silber, vergoldet. Während des Zweiten Weltkriegs verloren gegangen.1) Auf dem profilierten Deckel ein Pelikan mit seinen Jungen,2) auf der Innenseite eine verschraubte Scheibe, darauf ein gravierter Luchs mit Beischrift A.3) Unter dem Tüllenansatz auf dem bauchigen Kannencorpus Inschrift B in einer Kartusche, umgeben von einer Tuchdraperie. Mehrfach profilierter Fuß. Auf der Kanne auch das Beschauzeichen der Stralsunder Goldschmiede und das Meisterzeichen des Anton Hein (d. Ä.),4) das wohl aufgrund einer Reparatur der Kanne angebracht wurde.

Inschriften nach Haselberg.

Maße: H. 29 cm (Haselberg).

  1. A

    EIN LOXS

  2. B

    HINRICK ˑ PLVME VNDE SINE FRWE ˑ ANNA ˑ LEIDENBERGES HEBBEN DISSE KANNE GEGEVEN ˑ VP DAT ALTAR IN MARIEN KERKEN 1606

Kommentar

Die Kanne wird auch in der zeitgenössischen schriftlichen Überlieferung erwähnt. Zum Jahr 1606 schrieb der damalige Pfarrer der Marienkirche in die sog. Wesselsche Bibel: ‚Am Weihnachtstag ist die silberne Kanne an unserem Altar in der Marienkirche das erste Mal benutzt worden; diesem geschenkt von dem Altermann der Buntmacher Hinrick Plume, der sie mir, dem Pfarrer M. Joachim Werneke, mit der Bitte übergab, sie nicht umarbeiten zu lassen. Gott möge ihm und seinen Kindern diese Wohltat vergelten. Amen.‘5) Der Kürschner Hinrick Plume hatte bereits im Jahr 1603 eine Grabplatte in St. Marien erworben (Kat.-Nr. 231), dort auch weitere Angaben zu den Personen.

Anton Hein (d. Ä.), Altermann der Goldschmiede, der im Jahr 1624 sein Testament verfasste,6) fertigte oder reparierte Vasa sacra nicht nur für Stralsunder, sondern auch für Rügener Kirchen.7)

Anmerkungen

  1. Die Beschreibung der Kanne erfolgt auf der Grundlage von Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 441, sowie Oltmanns, Abendmahlsgerät, S. 132 (Nr. 352); dort als Kriegsverlust bezeichnet. Zur Form der Kanne vgl. auch ebd., Abb. 56.
  2. Um einen Pelikan handelt es sich gemäß den handschriftlichen Notizen und der Zeichnung der Deckelfigur im durchschossenen Exemplar im LAKD/AD von Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 441. Im gedruckten Haselbergschen Text und bei Oltmanns, Abendmahlsgerät, S. 132 (Nr. 352), ist fälschlicherweise von einem Adler die Rede.
  3. Gemäß den handschriftlichen Notizen zu Haselberg (vgl. Anm. 2) war es möglich, diese Scheibe mit der Luchsdarstellung abzuschrauben. Auf der anderen Seite war die Inschrift ein zweites Mal eingraviert. („Die Gestalt des Luchses [...] ist auf einer Scheibe im Deckelinnern sichtbar angebracht, löst man die verschraubte Scheibe, so findet man, von außen unsichtbar auf der Rückseite des Luchses, daß im Kreise [...] auf der Scheibe dieselbe Inschrift eingraviert ist, wie auf einer Cartusche an der Außenseite der Kanne. Diese Inschrift ist nur sichtbar, wenn die Innenfläche derselben zu Tage kommet nachdem sie abgeschraubt worden ist. Die Sache hat den Zweck ein Geheimzeichen des werthvollen Geräths zu haben falls es mal gestolen ist. Der schlaue Luchs birgt das Geheimnis.“)
  4. Angaben nach Oltmanns, Abendmahlsgerät, S. 132 (Nr. 352).
  5. Anno 1606. Am hilligen Christdage is thom ersten mhal de sulueren geetkanne up vnsem altar tho Marien gebruket; Demsuluigen vorehret van dem olderman der Buntmaker Hinrick Plummen, de se my M. Joachimo Werneken Pastori auerantwerdet, mit bidde, dat se nicht mochte geendert werden. Got vorgelde Em und sinen Kinderen solcke woldat. Amen. Nach Zober (Hg.), Tagebuch, S. 512f.
  6. Nach Adler, Goldschmiede, S. 154. Bei dem Goldschmied Anton Hein (d. J.), der erst 1639 das Stralsunder Bürgerrecht erwarb, wird es sich demnach um eine andere Person handeln; vgl. Kat.-Nr. 431.
  7. Vgl. DI 55 (Rügen), Nr. 30, 45, 180, 197, 198.

Nachweise

  1. Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 441.
  2. Oltmanns, Abendmahlsgerät, S. 132 (Nr. 352).

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 274† (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0027400.