Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 258 Stralsund Museum A.17.Jh.

Beschreibung

Pokal der Kleinfuhrleute.1) Silber, teilweise vergoldet. Ohne Beschau- und Meisterzeichen. Der runde Fuß besteht aus zwei Wülsten, die mit getriebenem Blattwerk verziert sind. Am Schaft ein mit Muscheln dekorierter Nodus, ein Ring und eine Kehle, in der drei Volutenranken sitzen. Am unteren Rand der hohen, leicht ausgestellten Kuppa starke silberne Buckel und Groteskenköpfe, darüber ein goldenes Band mit Perlschnur und Palmettenblättern. Am oberen Rand ein umlaufend graviertes, vergoldetes Band mit Beschlagwerkornamentik, darunter die jeweils zweizeilig und in unregelmäßigen Buchstaben gravierten Namen A. Nach den ersten beiden Namen ein kleiner Spaten als Berufszeichen der Kleinfuhrleute. In der Mitte der Wandung ein umlaufendes vergoldetes Band mit Beschlagwerk, darin drei Medaillons mit Brustbildern im Profil von Helena, Jason und Flora sowie den rechts der Figuren gravierten Beischriften B.

Maße: H. 26 cm, Dm. 10,3 cm. Bu. 0,4 cm (A), 0,2 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Jürgen Herold [1/4]

  1. A

    TITKE ‎/ FRESE ‎// MARCVSa) ‎/ WIGE ‎// CLAWS ‎/ SANDHAGEN ‎// CLAWS ‎/ WEITE

  2. B

    HELENA ‎// IASON ‎// FLORA

Kommentar

Stilistisch lässt sich der Pokal aufgrund von Vergleichsbeispielen in die Zeit etwa zwischen 1570 und 1630 einordnen, auch wenn der stark gebuckelte und mit Groteskenköpfen versehene Schaftring einzigartig ist.2) Darüber hinaus sind vergleichbare Pokale in aller Regel mit einem Deckel versehen. Die vier in Inschrift A genannten Personen lassen sich nur teilweise und nicht zweifelsfrei nachweisen. Ein Marx (Kurzform von Markus) Wyge erhielt 1584 das Bürgerrecht, Personen namens Klaus Sandhagen werden 1592 und 1606 unter den Bürgerneuaufnahmen genannt, Klaus Witte 1585 und 1604.3)

Textkritischer Apparat

  1. Statt -CVS zunächst -CS graviert, dann korrigiert.

Anmerkungen

  1. Stralsund Museum, Inv.-Nr. 1890:0047.
  2. Für ausführliche Hinweise zur Ornamentik und Datierung dieses Pokals danke ich Birgit Dahlenburg, Kustodie der Universität Greifswald (29.6.2015).
  3. Bürgerrecht nach Stadtarchiv Stralsund, Online-Recherche (16.6.2015).

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 258 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0025806.