Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 242 Stralsund Museum um 1600?

Beschreibung

Gemälde.1) Öl auf Holz. Aus der Ratsbibliothek,2) seit 1971 im Museum. Das porträtierte Fürstenpaar ist in Halbfigur hinter einer schmalen grünen Balustrade dargestellt. Der Mann trägt ein schwarzes enges Wams mit roten Litzen und geschlitzten Ärmeln, seine Gemahlin ein Kleid aus weißer Spitze mit weiten Ärmeln und Halskrause, darüber einen schwarzen Umhang mit roten Litzen, schließlich als Kopfputz ein Perlendiadem mit Federschmuck. Im oberen Bereich des Gemäldes, kaum noch erkennbar, die wohl älteste und ursprüngliche, zweizeilige Beischrift A. Auf dem unteren Rahmen sind in bräunlichen Buchstaben auf schwarzem Grund die Inschriften B und C aufgemalt.

Maße: Br. 33,3 cm, H. 29 cm. Bu. 0,25 cm (A), 0,4–0,7 cm (B, C).

Schriftart(en): Kursive (A); Versalschrift und lateinische Schreibschrift (B, C).

Jürgen Herold [1/3]

  1. A

    Der Konig Jn Dennemarck ‎/ vnd sein gemahl

  2. B

    BOGISLAUS XIV. ‎/ in aetate Prima virili.

  3. C

    ELISABETH ‎/ Princ(ipessa) HolSatica Vxor

Übersetzung:

(B) Bogislaw XIV. in jungem Mannesalter.

(C) Elisabeth, Prinzessin von Holstein, seine Ehefrau.

Kommentar

Die dargestellten Personen sind aufgrund der Rahmeninschriften B und C immer wieder dem letzten Pommernherzog Bogislaw XIV. († 1637) und seiner Ehefrau Elisabeth von Schleswig-Holstein-Sonderburg († 1653) zugewiesen worden.3) Als Entstehungsjahr des Porträts wurde 1615, das Jahr der Hochzeit des Fürstenpaares, genannt. Die Identifizierung wird jedoch zum einen durch die Beischrift A, die nach Dänemark verweist, in Frage gestellt. Diese Inschrift ist nicht nur schriftgeschichtlich älter als die Rahmeninschriften, sondern auch auf dem Gemälde selbst angebracht und damit wahrscheinlich authentischer. Zudem wurde in diesem Bereich des Gemäldes der Firnis verwischt, als hätte man sich bemüht, A unkenntlich zu machen.4) Ferner handelt es sich bei dem Dargestellten nicht mehr um einen jungen Mann, sodass die Darstellung nicht zu Inschrift B zu passen scheint.

Das Gemälde fügt sich indes auch nicht in die Reihe der erhaltenen zeitgenössischen Porträts für Mitglieder des dänischen Königshauses.5) Die Darstellung der Frau folgt vielmehr pommerschen Porträts von Andreas Riehl d. J. (um 1551–1613).6) Da das Werk qualitativ jedoch deutlich schwächer ist als die Riehlschen Werke, könnte es sich auch um die Kopie eines authentischen Porträts handeln.

Anmerkungen

  1. Stralsund Museum, Inv.-Nr. A1971:0175.
  2. Auf der Rückseite der Tafel ist in roter Farbe vermerkt: „SLG.RB.10“; außerdem auf einem links oben aufgeklebten Schild „Schr. VI o. Nr. 5“.
  3. Vgl. etwa Bethe, Bildnisse, S. 96f.; in jüngster Zeit auch bei Hannes, Bildnisse Herzoginnen, S. 46, dort jedoch in Anm. 33 schon mit dem Hinweis auf die ursprüngliche Inschrift A.
  4. Freundliche Auskunft zum restauratorischen Befund von Burkhard Kunkel (Stralsund) im Sommer 2003.
  5. Für Hinweise zu den dargestellten Personen im Kontext der zeitgenössischen Königs- bzw. Herzogsporträtreihen danke ich Carsten Neumann, Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin (Februar 2013), vielmals. – Aus Dänemark kämen grundsätzlich infrage: Friedrich II. (1559–1588), verheiratet mit Sophie von Mecklenburg; weniger Christian IV., der von 1588–1648 regierte und zunächst (bis 1612) mit Anna Katharina von Brandenburg, seit 1615 mit Kirsten Munk verheiratet war.
  6. Vgl. etwa das um 1590 entstandene Porträt der Erdmuthe von Brandenburg (1561–1623), Ehefrau Johann Friedrichs von Pommern-Stettin (1542–1600), das im Stettiner Schloss aufbewahrt wurde, heute aber verschollen ist; dazu Watzdorf, Bildnisse Riehl, S. 171 und Tf. 45. Zu Andreas Riehl d. J. vgl. Thieme/Becker/Vollmer, Künstler 27/28, S. 328f.

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 242 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0024208.