Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 237† St. Jakobi 1599

Beschreibung

Denkmal, wohl Epitaph, für den Pfarrer Lorenz Wessel und seine Tochter Anna mit der Überschrifft A und den Unterschrifft[en] B und C.1)

Inschriften nach Hs. 245.

  1. A

    Fleres si scires unum tua tempora mensemRides cum non sit forsitan una dies2)

  2. B

    Hoc Epitaphium charissime parens Quod vivus tibi tuaeq(ue) filiae unicae Cum qua nunc es beatusa) adornabas Nos tua conjunx et filii moerentes statuimus ut hic quando cogit amor Tacite tecum loqueremur3) Si non respondes pro te respondebit desiderium tui per quod semper es nobiscum ubi hoc in tuo conditorio ossa nostra tuis miscuerimus Tecum simul omnes bene valebimus Ave

  3. C

    Ossibus et Memoriae Mag(istri) Laurentii Wesselii Pastoris huius Ecclesiae per annos 19 fidelissimi Qui obiit 1599 Mens(e) Septembr(is) Die 5. aetatis 63 et filiae eius unicae Annae Quae obiit 98 20 (Septem)bris aetat(is) 18 victuris aeternitatem aeternam M(onumentum) E(x) T(estamento) pos(uerunt) moestiss(imi)

Übersetzung:

(A) Du würdest weinen, wenn du wüsstest, dass dein Leben (nur noch) einen Monat dauert; du lachst, obwohl es vielleicht nicht (einmal) ein Tag ist.

(B) Dieses Epitaph, teuerster Vater, das du zu Lebzeiten dir und deiner einzigen Tochter, mit der du nun gemeinsam selig bist, reich ausschmücktest, haben wir, deine Ehefrau und deine Söhne, trauernd errichtet, damit wir hier, wenn uns die Liebe dazu treibt, mit dir still sprechen können. Wenn du nicht antwortest, wird die Sehnsucht nach dir für dich antworten, durch die du immer bei uns bist. Sobald wir in deiner Grabstätte unsere Gebeine mit den deinen vereint haben werden, wird es uns allen mit dir zusammen wohl ergehen. Leb wohl.

(C) Den Überresten und dem Gedenken an Magister Lorenz Wessel, 19 Jahre lang treuester Pfarrer dieser Kirche, der 1599 am 5. September im 63. Lebensjahr (im Alter von 63 Jahren) starb, und seiner einzigen Tochter Anna, die (15)98 am 20. September, im 18. Lebensjahr (im Alter von 18 Jahren), starb. Sie werden in alle Ewigkeit leben. Dieses Denkmal ließen die tieftraurige (Ehefrau) und die sehr traurigen (Söhne) nach testamentarischer Verfügung errichten.

Versmaß: Elegisches Distichon (A).

Kommentar

Lorenz Wessel aus Tribsees (Ldkr. Vorpommern-Rügen) wurde Inschrift C zufolge 1536 oder 1537 geboren und war 1581–1599 Pfarrer an St. Jakobi in Stralsund, zuvor in Tribsees. Er war verheiratet mit Lucia Harmen (und/oder Malchow) und starb am 5. September 1599. Als Kinder sind die in den Inschriften B und C genannte, früh verstorbene Tochter Anna († 1598) und ein Sohn Johann (1568–1617) namentlich bekannt. Johann war seit 1597 Pfarrer in Wiek (Insel Rügen, Ldkr. Vorpommern-Rügen).4) Zur Grabplatte des Lorenz Wessel vgl. Kat.-Nr. 239.

Textkritischer Apparat

  1. beate Hs. 245, Dähnert.

Anmerkungen

  1. Angaben zur Platzierung der Inschriften nach StA Stralsund, Hs. 245, S. 95 Nr. 19.
  2. Thomas Morus, Epigrammata, Basel: Johann Froben 1520 (VD 16 M 6296), S. 34.
  3. quando cogit amor Tacite tecum loqueremur] Hexameter.
  4. Biografische Angaben nach StA Stralsund, Hs. 366 (Dinnies, Stammtafeln 3), S. 200a–201; vgl. auch Lobes, Reformations-Werck, S. 58, 69; Heyden, Wolgast, S. 135. Heyden geht für Lorenz Wessel von zwei Ehefrauen mit gleichem Vornamen aus, während Dinnies zufolge Wessels Ehefrau Lucia den Geburtsnamen Harmen oder Malchow trug. Zu dem Sohn Johann Wessel vgl. DI 55 (Rügen), Nr. 139.

Nachweise

  1. StA Stralsund, Hs. 245, S. 95 Nr. 19.
  2. Dähnert, Denkmale, S. 330f.

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 237† (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0023707.