Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 222(†) St. Nikolai 1591, 1703

Beschreibung

Epitaph für Valentin Lafferdt. Öl auf Holz.1) An der Nordwand der nördlichen Turmhalle. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wohl noch am ursprünglichen Standort an der Südseite des fünften südlichen Langhauspfeilers, am Gestühl der Goldschmiede.2) 1703 erneuert (vgl. Inschrift B). Die Bildtafel oben in einem profilierten Rahmen, darunter eine Schrifttafel. Im Vordergrund des qualitätvollen Gemäldes der auferstandene Christus mit Siegesfahne und stürzende römische Soldaten. Im Mittelgrund links von Christus der geöffnete leere Sarkophag, auf dessen Rand ein Engel sitzt, davor die drei Frauen, rechts von dieser Szene Christus als Gärtner vor der knienden Maria Magdalena. Rechts von Christus sind Jonas und der Wal, im Bildhintergrund die Stadt Jerusalem dargestellt. Am unteren Rand des Bildfeldes die knienden und betenden Mitglieder der Familie Lafferdt, links Valentin Lafferdt mit acht Söhnen, rechts seine drei Ehefrauen mit neun lebenden und vier verstorbenen Töchtern. In der Mitte zwischen beiden Personengruppen links ein Vollwappen, rechts ein Wappenschild. Unter der Bildtafel die erneuerte Schrifttafel mit den in goldenen Buchstaben zentriert untereinander aufgemalten Inschriften.

Inschrift A ergänzt nach Witzendorff.

Maße: Br. 86 cm, H. 145 cm. Bu. 2 cm (A), 2,7 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien.

Jürgen Herold [1/2]

  1. A

    ANNO 1591 DEN 21 APRIL IST DER ERBAR VALENTIN LAFFERDT, ‎/ IN DIESER STADT DER GOLDTSMEDE OLDERMAN, IN WARER ERKENTENIS ‎/ VND ANROPINGE CHRISTI SEINES HEILANDES SELICHLICH ENTSLAPEN. [AETAT(IS) SVAE 81]

  2. B

    F. S. CAEMERER UND C. UNGER. / ANNO 1703.

Übersetzung:

(A) (...) im 81. Lebensjahr (im Alter von 81 Jahren).

Wappen:
Lafferdt?3)

Kommentar

Valentin Lafferdt, geboren 1510 oder 1511, entstammte einer verzweigten, ursprünglich Braunschweiger Familie, von der sich einige Mitglieder in Lüneburg niederließen. Sein Vater Werner Lafferdt († 1560) lebte in Lübeck. Valentin hatte drei Söhne, die jung verstarben, sowie drei, Werner, Valentin und Christoph, die das Erwachsenenalter erreichten. Der Darstellung auf dem Epitaph zufolge war Lafferdt, Altermann der Stralsunder Goldschmiede, dreimal verheiratet; die Namen seiner Ehefrauen sind nicht bekannt.4) Eine Ehefrau wurde am 2. September 1565 in St. Johannis bestattet; bei der darauffolgenden Trauung am 2. September 1567 war auch der Bürgermeister Nikolaus Gentzkow zugegen.5) Im Jahr 1565 erhielt Gentzkow von Lafferdt ein silbernes Zahn- und Ohrpflegeset.6) Der unbekannte Maler des Epitaphs hat sicherlich, wie der Bildaufbau und stilistische Ähnlichkeiten zeigen, auch das nur teilweise erhaltene Epitaph Kat.-Nr. 245 angefertigt.

Anmerkungen

  1. Materialangabe nach Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 490.
  2. Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 490; Hagemeister, Nikolaikirche, S. 19; Weitzel, St. Nikolai, S. 197; StA Stralsund, Hs. 303, Bl. 44v–45v.
  3. Wappen ? (geteilt, oben wachsender Löwe mit zwei Schwänzen, unten geschacht).
  4. Alle Angaben zur Familie Lafferdt nach Büttner, Genealogiae (o. S.). Die Namen der Ehefrauen Valentin Lafferdts werden in diesem Werk nicht genannt.
  5. Vgl. Böcker (Hg.), Gentzkow, S. 404, 454.
  6. Vgl. Böcker (Hg.), Gentzkow, S. 416.

Nachweise

  1. Witzendorff, Wegweiser, S. 63 (A).
  2. Leibniz Bibliothek Hannover, MS XXIII, 848–862 (Gebhardi, Collectanea) Bd. 1, S. 483 (A).
  3. StA Stralsund, Hs. 303, Bl. 44v–45v.
  4. StA Stralsund, Hs. 628, Bl. 79v.

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 222(†) (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0022206.