Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 215 St. Nikolai 1587

Beschreibung

Grab- oder Gruftplatte für Martin Woele und Elisabeth Prütze. Kalkstein. Neben dem nordwestlichen Eingang aufrecht an der Wand befestigt.1) Unten auf der Platte ist in einem einfach gerahmten, großen querrechteckigen Feld ein Allianzwappen und eine Art Unterhang mit Inschrift A zu sehen, darüber der auferstandene Christus mit Siegesfahne. Auf dem Architrav Inschrift B, im Giebelfeld ein Puttenkopf. Auf einem umlaufenden Schriftband Inschrift C, beginnend am oberen Ende der linken Langseite. Am oberen Ende der rechten Langseite anschließend Inschrift D. Die Worttrenner sind als kleine Quadrate (A) bzw. Rauten (B, C, D) ausgeführt. Die Inschriften sind eingehauen, die Buchstabenkerben schwarz ausgefüllt.

Maße: Br. 123 cm, H. 239 cm. Bu. 4,2 cm (A), 3,5–4 cm (B), 6,5 cm (C, D).

Schriftart(en): Kapitalis.

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    DISSE STEIN HORT H(ER) MARTIN ‎/ WOELEN ELISABETH PRVE‎/ZEN VND EREN ERVEN ‎/ ANNO ˑ 15ˑ87

  2. B

    SCIO QVOD REDEMPTOR MEVS VIVIT ˑ ‎/ ET IN ˑ NOVISSIMO ˑ DIE ˑ RESVRGAM2) ˑ IOB ˑ 19

  3. C

    CREDO ‎/ RESVRRECTIONEM MORTV‎/ORVM3) ˑ

  4. D

    SELICH ˑ IS DER ˑ WELCKER ˑ SIN ˑ DEIL ˑ AN ˑ ‎/ DER ˑ VPERSTANDEGE ˑ DER ‎/ ˑ DODEN ˑ HEFFT4) ˑ APOCAL ˑ AM ˑ 20 ˑ CAPITEL ˑ

Übersetzung:

(B) Ich weiß, dass mein Erlöser lebt und dass ich am Jüngsten Tag auferstehen werde.

(C) Ich glaube an die Auferstehung der Toten.

(D) Selig ist derjenige, der Anteil hat an der Auferstehung der Toten.

Wappen:
WoelePrütze

Kommentar

Besonders die in größeren Buchstaben ausgeführten Inschriften C und D lassen das Bemühen um die Unterscheidung von Haar- und Schattenstrichen sowie Bogenverstärkungen bei C und O erkennen. Dieselbe Steinmetzwerkstatt hat in demselben Jahr auch die gleich gestaltete Gruftplatte Kat.-Nr. 216 angefertigt; dort weitere Beobachtungen zu beiden Objekten. Martin Woele, seit 1579 Ratsherr, vertrat Stralsund auf einem Hansetag und war Provisor von Heilgeist. Für dieses Hospital stiftete er 1586 einen Kelch (Kat.-Nr. 209); mit seiner Ehefrau Elisabeth, Tochter des Melchior Prütze († 1563), tätigte er eine Stiftung für die Kramerkompanie. 1584/1585 war er als herzoglicher Kommissar in einem Rechtsstreit um den Besitz eines Gestühls in der Kirche von Groß Mohrdorf (Ldkr. Vorpommern-Rügen) tätig.5) Seine wegen Krankheit oder Altersschwäche erbetene Entlassung aus dem Amt als Kämmerer lehnte der Stralsunder Rat ab. Woele starb am 13. Dezember 1593 und wurde in einer Kapelle hinter dem Chor von St. Nikolai bestattet.6) Da eine Gruft nicht ausdrücklich als Grabstätte erwähnt wird, ist unklar, ob es sich bei der hier behandelten Platte um eine Grabplatte oder eine Gruftplatte handelt.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 46.
  2. Iob 19,25.
  3. Aus dem Glaubensbekenntnis.
  4. Off. 20,6.
  5. Vgl. StA Stralsund, Rep. 3 Nr. 1317 (1584/1585; nach Archivverbund Mecklenburg-Vorpommern, Online-Recherche Ariadne, 17.2.2015).
  6. Alle biografischen Informationen, wo nicht anders nachgewiesen, nach StA Stralsund, Hs. 360 (Dinnies, Verzeichnis 2), S. 77f.

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 215 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0021501.