Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 210 St. Nikolai 1586

Beschreibung

Fragment einer Grabplatte für den Pfarrer Jonas Staude. Kalkstein. Im Scheiteljoch des Chorumgangs.1) Oberfläche der hochrechteckigen Platte stark abgetreten, größeres Stück aus der Ecke links oben ausgesägt. Links unten sind ein achteckiges Eckmedaillon und darüber an der linken Langseite Spuren einer nicht mehr lesbaren Inschrift in gotischer Minuskel zu erkennen. Am oberen Plattenende ehemals eine weitere Inschrift, ausgeführt in der Spätform der gotischen Minuskel, darunter ein Wappenschild in Tartschenform, beide verloren. In Relation dazu um 180° gedreht am gegenüberliegenden Plattenende die wohl in zentrierten Zeilen eingehauenen Inschriften A und B. Die Buchstabenschäfte, -balken und -bögen sind in vielen Fällen abgetreten, Inschrift B lässt sich jedoch auf der Grundlage der tiefer eingehauenen Sporen einigermaßen zuverlässig rekonstruieren.

Maße: H. 165 cm, Br. 94 cm. Bu. 5,5 cm (A, B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    FERENDVM ‎/ ET SPERANDVM

  2. B

    M(AGISTER) ION[A]S STAVDE ‎/ [PA]STO[R A]D D(IVVM) ‎/ [NI]C[O]LAVM C[.]a) [HE]REDIBVS ‎/ 1586

Übersetzung:

(A) Wir müssen ertragen und hoffen.

(B) Magister Jonas Staude, Pfarrer an St. Nikolai, mit (seinen) Erben.

Kommentar

Jonas Staude (* 27. September 1527 im sächsischen Annaberg, † 6. Juli 1593 in Stralsund), hatte in Leipzig und Wittenberg zunächst Jura, dann Theologie studiert. Von dem Geistlichen Christian Ketelhodt nach Stralsund gerufen, heiratete er dessen Tochter Katharina und war seit 1555 Diakon an Heilgeist und St. Jakobi, dann seit 1561 an St. Nikolai tätig. Im Jahr 1557 hatte er in Greifswald den Magistergrad erworben.2) Von 1567 bis zu seinem Tod 1593 war er Archidiakon von St. Nikolai. Aus seiner zweiten Ehe mit Maria von Schacht ging der Goldschmied und Kartograph Johannes Staude hervor;3) vgl. Kat.-Nr. 314. Im Jahr 1736 befanden sich zwei kleine Steine auf der Grabstelle des Jonas Staude, die wie das noch vorhandene Fragment hinter dem Chor lag.4) Sein posthum angefertigtes Epitaph, das auf Veranlassung seines Enkels, des Goldschmieds Daniel Staude, 1669 erneuert worden war, ging während des Zweiten Weltkriegs verloren.5)

Textkritischer Apparat

  1. Vielleicht ursprünglich CV(M).

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 177.
  2. Ältere Matrikel Greifswald 1, S. 248, 250.
  3. Biografische Angaben, wo nicht anders vermerkt, nach Möller, Goldschmied Staude, S. 168f.; dort auch weitere Details zur Genealogie. Vgl. Lobes, Reformations-Werck, S. 57, 67, 70; Heyden, Wolgast, S. 112f., 145.
  4. PfA St. Nikolai, Nr. 130 (Richter, Begräbnisse), S. 25 Nr. 257.
  5. Eine gute Abbildung des Epitaphs für Jonas Staude bietet http://de.wikipedia.org/wiki/Jonas_Staude (26.3.2015). Sie lässt unter der Darstellung Staudes eine Inschrift erkennen, die fortlaufend aufgemalt war und die 1669 erfolgte Erneuerung festhielt. Somit stammte sie nicht aus dem für diesen Inschriftenband maßgeblichen Zeitraum bis einschließlich 1650, das Epitaph wurde daher nicht bearbeitet. Die darauf angebrachten Inschriften werden wiedergegeben bei Dähnert, Denkmale, S. 321; StA Stralsund, Hs. 245, S. 26 Nr. 33. Zu Daniel Staude vgl. Scheffler, Goldschmiede, S. 519; Möller, Goldschmied Staude, S. 170.

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 210 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0021006.