Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 197† St. Marien 1580

Beschreibung

Grabmal für den Pfarrer Samuel Calander. Bei Nathan Chytraeus keine Angaben zu Standort und Gestaltung des Grabmals.

Inschriften nach Chytraeus.

  1. A

    MEMORIAE M(agistri) Samuelis Calandri huius Eccles(iae) past(oris) non lingua tantum (et)a) veste sed animo (et) vita vere Theologi paternoq(ue) erga auditores (et) sincero erga omnes affectu (et) sapientiae eloquentiaeque Christianae zelo praestantiss(imi) qui vt antea ita in peste quoque aliis inseruiens seipsum consumens cum omnium bonorum moerore (et) desiderio ad meliora est sublatus In spem certissimae resurrectionis vxor cariss(imo) marito liberi opt(imo) parenti cum lacrymis vberrimis P(ie) P(osuerunt) Obiit ann(o) M D XXCb) mens(is) Septembr(is) die XX inter XI (et) XII pomeridi(anam) Aetatis XL Offic(ii) XVII

  2. B

    Inueni portum dum tu iactaris in alto Euentu vt simili fac tua nauis eat

Übersetzung:

(A) Dem Andenken an den Magister Samuel Calander, Pfarrer dieser Kirche, nicht nur nach Sprache und Kleidung, sondern auch nach Geist und Lebensführung wahrhaft Theologe, von väterlicher Zuneigung gegenüber den Zuhörern, von aufrichtiger Gesinnung gegenüber allen; durch Eifer für christliche Weisheit und Redegewandtheit herausragend, der wie vorher so auch während der Pest anderen diente und sich selbst dabei verzehrte und nun, von allen Guten betrauert und vermisst, zu einem besseren (Leben) hinweggenommen wurde. In der Hoffnung auf die Gewissheit seiner Auferstehung hat die Ehefrau ihrem innig geliebten Mann, haben die Kinder ihrem besten Vater unter unendlichen Tränen (dieses Denkmal) pflichtgemäß errichtet. Er starb im Jahr 1580 am 20. September zwischen der elften und zwölften (Stunde) nach Mittag, im 40. Lebensjahr (im Alter von 40 Jahren) und im 17. Jahr seines Amtes.

(B) Ich habe den Hafen gefunden, während du (noch) auf dem Meer umhergeworfen wirst. Sorge dafür, dass deine Schifffahrt einen ähnlich (guten) Ausgang nimmt.

Versmaß: Elegisches Distichon (B).

Kommentar

Es ist nicht sicher zu entscheiden, ob es sich bei B um ehemals inschriftlich ausgeführte Verse oder um einen der abgeschriebenen Prosainschrift A durch Chytraeus selbst hinzugefügten Spruch handelt; vgl. zu dieser Frage auch Kat.-Nr. 193. Samuel Calander aus Grabow (Ldkr. Ludwigslust-Parchim), Inschrift A zufolge 1540 oder 1541 geboren, war seit 1564 Diakon und seit 1565 bis zu seinem Tod während einer Pestepidemie am 20. September 1580 Pfarrer an St. Marien.1) Er nahm 1577 an einer Synode in Wolgast sowie 1578 an einer weiteren in Greifswald und Stettin teil. In seiner Amtszeit erhielt die Marienkirche eine neue Orgel (Kat.-Nr. 193). Seine Kinder waren Matthäus Calander, später Pfarrer an Heilgeist, und Dorothea.

Textkritischer Apparat

  1. Hier und in den folgenden Fällen tironisches et.
  2. M D bei Chytraeus als neulateinische Zahlzeichen wiedergegeben.

Anmerkungen

  1. Biografische Daten nach Lobes, Reformations-Werck, S. 57, 68; Heyden, Wolgast, S. 122. Die Angaben ebd., S. 127, Samuel Calander sei Pfarrer an Heilgeist gewesen und 1619 verstorben, beruhen auf einer Verwechslung mit seinem Sohn Matthäus (vgl. ebd., S. 145). Auch die Information, seine Tochter habe sich 1565 verheiratet (ebd., S. 122), kann in Anbetracht des Geburtsjahres ihres Vaters nicht zutreffen.

Nachweise

  1. Chytraeus, Deliciae, S. 524.

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 197† (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0019708.