Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 190(†) Rathaus 1575

Beschreibung

Gemälde mit Porträt des Bürgermeisters Nikolaus Gentzkow. Öl auf Holz. Ende des 19. Jahrhunderts im Bürgermeistersaal oder im Sitzungssaal des Bürgerschaftlichen Kollegiums,1) vorher in der Ratsbibliothek.2) Der Porträtierte ist in Halbfigur vor einem aufgeschlagenen Vorhang als älterer Mann mit weißem Vollbart dargestellt. Er trägt ein Wams mit schmaler Halskrause, einen offenen Mantel mit Pelzbesatz und eine schlichte Haube. In den Händen hält er eine Kette und einen Geldbeutel. Rechts am oberen Bildrand die in hellen Buchstaben aufgemalte, erneuerte Inschrift, darunter ein Vollwappen.

Maße: H. 78 cm, Br. 60 cm. Bu. 1,2–2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien und lateinische Schreibschrift.

Jürgen Herold [1/2]

  1. NICOLAVS IENTZKOV. J(URIS) U(TRIUSQUE) D(OCTOR) AETATIS. SVAE. 73. ‎/ Cons(ul) J. S. T.a) Sindicus. 1575. ‎/ Civitat(is) Stralsundt:

Übersetzung:

Nikolaus Gentzkow, Doktor beiderlei Rechts, im 73. Lebensjahr (im Alter von 73 Jahren), Bürgermeister (...), Syndikus der Stadt Stralsund. 1575.

Wappen:
Gentzkow

Kommentar

Zu den Stralsunder Bürgermeisterporträts vgl. die Einleitung, Kap. 3.4. Nikolaus Gentzkow3) wurde am 6. Dezember 1502 in Wittstock (Brandenburg) als Sohn eines Schuhmachers geboren. Wo er seine akademische bzw. juristische Ausbildung erhielt und zum Doktor beider Rechte promoviert wurde, ist nicht bekannt.4) Der Name seiner ersten Ehefrau, mit der er die Söhne Samuel und Johann hatte, ist nicht überliefert; die zweite, Ilsabe Wickbold († 1550), war eine Tochter des Ratsverwandten Johann Wickbold. Seine dritte Ehefrau war die erfolgreiche Geschäftsfrau Dorothea Kron, Tochter des Stadtwägers Hinrick Kron.5) Seit 1540 war Gentzkow Syndikus, seit 1555 zusätzlich Bürgermeister von Stralsund. In diesem Amt ebenso wie als Anwalt war er weit über die Grenzen Stralsunds und Pommerns hinaus tätig. Während seiner Amtszeit setzte Nikolaus Gentzkow sich aktiv für ein städtisches Gymnasium ein, dessen Gründung 1560 erfolgte.6) In den Jahren 1558 bis 1567 führte er ein Tagebuch, das seine familiären und wirtschaftlichen Verhältnisse, zahlreiche Aspekte des Alltagslebens, die Verbindungen innerhalb der städtischen Elite und politische Angelegenheiten behandelt.7) Er starb am 24. Februar 1576, das Porträt entstand also kurz vor seinem Tod.

Textkritischer Apparat

  1. Die Bedeutung dieser Initialen ist nicht bekannt.

Anmerkungen

  1. Standort Bürgermeistersaal nach Theodor Pyl, ‚Gentzkow, Nikolaus‘, in: ADB 8 (1878), S. 593–595 (Onlinefassung, 22.12.2014); Standort Sitzungssaal des bürgerschaftlichen Kollegiums nach Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 534.
  2. Der Standort in der Ratsbibliothek nach StA Stralsund, Hs. 359 (Dinnies, Verzeichnis 1), S. 681.
  3. Angaben zur Biografie, wo nicht anders nachgewiesen, nach Böcker, Repräsentation, bes. S. 511–514. Dieser Beitrag befasst sich ausführlich auch mit der Wohn- und Repräsentationskultur Gentzkows (ebd., S. 515–517, 521–524) und seinen geistigen Interessen (ebd., S. 517–521). Zahlreiche Details zum Leben Nikolaus Gentzkows auch in StA Stralsund, Hs. 359 (Dinnies, Verzeichnis 1), S. 666–681; zu den Nachkommen Gentzkows vgl. StA Stralsund, Hs. 365 (Dinnies, Stammtafeln 2), S. 124a–126a.
  4. In der Literatur fehlen Angaben zur akademischen Laufbahn Gentzkows, er ist nicht nachweisbar im RAG, 22.12.2014. Im Jahr 1557 fungierte er auf Befehl des pommerschen Herzogs bei einer Greifswalder Promotion als adjunctus (Ältere Matrikel Greifswald 1, S. 248).
  5. Vgl. Böcker (Hg.), Gentzkow, S. 53–55, 57.
  6. Theodor Pyl, ‚Gentzkow, Nikolaus‘ (wie Anm. 1). Vgl. Böcker (Hg.), Gentzkow, S. 33f.
  7. Das Autograph des Tagebuchs wird aufbewahrt im StA Stralsund (Hs. 388a und 388b). Vgl. Zober (Hg.), Gentzkow; Zober (Hg.), Tagebuch (jeweils in Auszügen); Böcker (Hg.), Gentzkow (nicht immer zuverlässige Übertragung der von Zober publizierten Auszüge ins Neuhochdeutsche).

Nachweise

  1. Schildhauer, Stadt, S. 126 Abb. 57.
  2. Böcker (Hg.), Gentzkow, Abb. 3.
  3. Lößner, Bürgermeister, S. 56 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 190(†) (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0019002.