Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 173 St. Nikolai 1555

Beschreibung

Totenschild für den Bürgermeister Nikolaus Steven. Eichenholz, geschnitzt und farbig gefasst. Im späten 19. Jahrhundert erneuert.1) Am dritten nördlichen Chorpfeiler in großer Höhe angebracht. Auf der quadratischen Holztafel ein Wappenschild im Flachrelief umgeben von Blattwerk. Darüber die skulptierte Helmzier, unter dem Wappenschild ein vierzeiliges Schriftfeld. Gegenstück zum Totenschild für den in demselben Jahr verstorbenen Bürgermeister Christoph Lorbeer (Kat.-Nr. 172). Die Inschrift ist erhaben geschnitzt und farbig gefasst. I mit Punkt.

Maße: H. ca. 190 cm, Br. ca. 110 cm.

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

Jürgen Herold [1/1]

  1. ANNO ˑ D(OMI)NI ˑ 1555 ˑ DOMINICA ˑ VOCEM ˑ IVCVN‎/DITATIS ˑ OBYT ˑ DOMINVS ˑ NICOLAVS ˑ STEVEN ‎/ PROCONSVL ˑ SVNDENSIS ˑ CVIVS ˑ ANIMA ‎/ REQVIESCATa) ˑ IN ˑ PACE ˑ

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1555 am Sonntag Vocem Iocunditatis (19. Mai) starb Herr Nikolaus Steven, Bürgermeister von Stralsund. Seine Seele ruhe in Frieden.

Wappen:
Steven

Kommentar

Die Inschrift weist durchgängig retrogrades N auf. A ist mit nach links überstehendem Deckbalken und senkrechtem rechten Schaft, M mit ebenso senkrechten Schäften und bis auf die Grundlinie reichendem Mittelteil, O als breites Oval gestaltet. Trotz einiger Unterschiede ist zu erkennen, dass die Inschrift aus derselben Werkstatt wie diejenige auf dem bereits erwähnten Totenschild für Christoph Lorbeer stammt.

Nikolaus Steven d. Ä., geboren 1509 oder früher, wurde 1546 Ratsherr und Bürgermeister. Im Jahr 1547 war er Taufpate von Amalia, Tochter Herzog Philipps von Pommern-Wolgast. 1553 vertrat er die Stadt auf einem Hansetag in Lübeck. Nikolaus Steven d. Ä. besaß ein durch Heirat erworbenes Haus am Wendemarkt, in dem im späten 18. Jahrhundert der Stralsunder Bürgermeister und Historiker Johann Albert Dinnies selbst lebte. Seine Eltern waren der Bürger Balthasar Steven († vor 1509) und Gertrud, Tochter des Heinrich Busch. Mit seiner Ehefrau Anna, Tochter des Anklamer Bürgermeisters Martin Braun, Witwe des Henning Pale, hatte er die Kinder Nikolaus d. J., Dorothea, verheiratet mit dem Bürgermeister Melchior Prütze (Kat.-Nr. 183), Ilsabe, Balthasar und zwei Töchter namens Anna.2) Zu Nikolaus Steven d. J. siehe Kat.-Nr. 180.

Textkritischer Apparat

  1. requiescit Hs. 245.

Anmerkungen

  1. Genaueres bei Kat.-Nr. 172.
  2. Biografische Informationen nach StA Stralsund, Hs. 359 (Dinnies, Verzeichnis 1), S. 633–635; StA Stralsund, Hs. 365 (Dinnies, Stammtafeln 2), S. 111a–112.

Nachweise

  1. StA Stralsund, Hs. 245, S. 32 Nr. 40.
  2. Dähnert, Denkmale, S. 323.
  3. StA Stralsund, Hs. 359 (Dinnies, Verzeichnis 1), S. 634.
  4. StA Stralsund, Hs. 341, Bl. 107v.
  5. StA Stralsund, Hs. 628, Bl. 80v.
  6. Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 487.
  7. Zaske, Kirchen Stralsunds, Abb. 62.

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 173 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0017308.