Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 157 St. Nikolai E.15.–M.16.Jh., M.15.–M.16.Jh., 1611

Beschreibung

Grabplatte für Heinrich Schwarte (A) und Heinrich Hagemeister (C). Kalkstein. Im ersten Joch des südlichen Seitenschiffs.1) Zweimal gebrochen, Oberfläche der hochrechteckigen Platte besonders an der linken Seite abgetreten, dadurch Schriftverlust. Inschrift A ehemals wohl dreiseitig umlaufend, ohne Eckverzierungen; B parallel zur oberen Schmalseite, beide erhaben in vertiefter Zeile. Mit einigem Abstand dazu die zeilenweise eingehauene Inschrift C gefolgt von einem zugehörigen Wappenschild.

Maße: H. 224 cm, Br. 138 cm. Bu. 10 cm (A), 9,5 cm (B, C).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (B) mit Versalien (A); Kapitalis (C).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    An(n)[o ˑ d](omi)ni ˑ M [– – –] ˑ iar des dins‎/teda[ges – – – h]e(m)melvart (christ)ia) ˑ wart hinrik swart hir ‎/ beg[(ra)]ue[(n) d]emb) [– – –]

  2. B

    [– – –]nd[e] sinen ‎/ [– – –]

  3. C

    HER HENRICH HAGEMESTER ‎/ VND SINEN ERVEN ˑ 1ˑ6ˑ1ˑ1

Übersetzung:

(A) Im Jahr des Herrn (....) am Dienstag (...) Christi Himmelfahrt wurde Heinrich Schwarte hier begraben, dem (...).

Wappen:
Hagemeister II

Kommentar

Inschrift A ist in der Spätform der gotischen Minuskel ausgeführt und weist spitz ausgezogene Quadrangeln etwa an d und s auf; ferner u mit nach außen abgeschrägten Schaftenden und Kasten-a. Heinrich Schwarte, Stralsunder Bürger, war der Vater des gleichnamigen Ratsherrn (seit 1507) und Altermanns der Gewandschneider, der im Jahr 1551 bzw. vor 1552 verstarb. Dieser wiederum war Vater von Gesa,2) über die die Grabplatte offenbar vererbt wurde.

Heinrich Hagemeister (C), Ratsherr (seit 1588), immatrikulierte sich 1568 in Rostock.3) Im Jahr 1612 wurde er Bürgermeister, nachdem er eine frühere Wahl abgelehnt hatte, und starb am 13. September 1616. Seine Eltern waren Matthias Hagemeister († 1587) und Gesa, Enkelin des genannten Heinrich Schwarte. Verheiratet war Heinrich Hagemeister mit Maria, Tochter des Ratsherrn Peter Bavemann († 1580, vgl. Kat.-Nr. 198), und Katharina († 1629), Tochter des Ratsherrn Carsten Schwarte († 1581). Von ihren 14 Kindern wurden die Söhne Christian († 1654) und Nikolaus († 1675) ebenfalls Ratsmitglieder.4) Er wohnte in der Heilgeiststraße und besaß das Gut Damitz bei Prohn (Ldr. Vorpommern-Rügen). Den Kirchen St. Nikolai und St. Marien hinterließ er zur Unterstützung der Armen jeweils 400 Reichstaler. Über sein Lebensende schreibt Dinnies: Er zog sich den verwirrten Zustand dieser Stadt dergestalt zu Gemüthe, daß er vor Unruhe und Gram am 13ten September Abends um 6 Uhr seinen Geist aufgab.5)

Textkritischer Apparat

  1. Befund xpi.
  2. Wohl zu ergänzen zu ‚dem Gott gnädig sei‘ oder ‚dem Gott gnade‘.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 315.
  2. Biografische Angaben nach StA Stralsund, Hs. 359 (Dinnies, Verzeichnis 1), S. 563f.; StA Stralsund, Hs. 364 (Dinnies, Stammtafeln 1), S. 122a–123.
  3. Matrikel Rostock 2, S. 165. Bei StA Stralsund, Hs. 360 (Dinnies, Verzeichnis 2), S. 105, heißt es, Heinrich Hagemeister habe die Rechte studiert; weitere Immatrikulationen außer der eben angeführten lassen sich aber nicht nachweisen.
  4. Biografische Angaben nach StA Stralsund, Hs. 360 (Dinnies, Verzeichnis 2), S. 105–107; vgl. auch StA Stralsund, Hs. 364 (Dinnies, Stammtafeln 1), S. 142a–143. Zu Nikolaus Hagemeister s. Kat.-Nr. 413.
  5. StA Stralsund, Hs. 360 (Dinnies, Verzeichnis 2), S. 107.

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 157 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0015704.