Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 143†   1541

Beschreibung

Gewänder mit aufgenähter Inschrift. Im Jahr 1541 ritt eine Abordnung der Stadt Stralsund dem pommerschen Herzog Philipp I. und seiner Ehefrau Maria von Sachsen anlässlich ihres Besuchs entgegen. Die Gewänder der Stralsunder reitenden Boten bestanden aus rotem englischen Tuch mit schwarzem Besatz. Auf den Ärmeln war die Devise aufgenäht.

Inschrift nach Dröge.

  1. G(ADES) W(ORDT) B(LIFFT) E(WICHLICK)1)

Übersetzung:

Gottes Wort bleibt ewig.

Kommentar

Die Worte Verbum domini manet in aeternum entwickelten sich zur generellen Devise der Lutheraner, später der Angehörigen des Schmalkaldischen Bundes. Als Erster hatte Kurfürst Friedrich der Weise 1522 veranlasst, dass seine Höflinge diese Worte auf der Kleidung trugen. Eine zeitgenössische Illustration zeigt, dass deren Initialen am Oberarm aufgenäht bzw. eingestickt waren.2) Inschriftlich lässt sich die (nieder-)deutsche Version der Devise kurz vor der Mitte des 16. Jahrhunderts mehrfach nachweisen,3) jedoch nur in Stralsund in ihrem ursprünglichen Gebrauchskontext, nämlich als auf der Kleidung getragene Devise. Kurfürst Friedrich der Weise war ein Onkel von Maria, Ehefrau Herzog Philipps I. von Pommern. Dieser erschien 1539 überraschend in Stralsund und forderte die Huldigung der Stadt, die nach zähen Verhandlungen dann 1541 zustande kam.4) Im Gefolge der beiden daran beteiligten Bürgermeister Franz Wessel und Christoph Lorbeer befanden sich 300 Reitknechte, die die beschriebene Kleidung trugen.

Anmerkungen

  1. Lutherische Devise nach 1 Pt. 1,25.
  2. Stopp, Verbum, S. 125, dazu Plate III.
  3. Als Hausinschriften etwa in DI 19 (Stadt Göttingen), Nr. 92; DI 56 (Stadt Braunschweig II), Nr. 442, 444; DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 367; DI 62 (Weißenfels), Nr. 136; auf einem Armleuchter in DI 56 (Stadt Braunschweig II), Nr. 466.
  4. Dazu genauer Berwinkel, Weltliche Macht, S. 38, 131f.

Nachweise

  1. StA Stralsund, Hs. 359 (Dinnies, Verzeichnis 1), S. 612.
  2. Dröge, Leben Franz Wessels, S. 290.
  3. Orthus, Lobgedicht, S. 136.

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 143† (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0014300.