Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 127 St. Nikolai 1503

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Ohne Beschau- und Meisterzeichen. Auf dem sechspassförmigen Fuß mit durchbrochener, teilweise beschädigter Zarge ist umlaufend zwischen einfachen Linien Inschrift A graviert. Das Anfangskreuz steht oberhalb der Zeile, in den Zwickeln der einzelnen Schriftbandsegmente befinden sich Füllornamente. Im Segment, in dem Inschrift A beginnt, eine kleine aufgenietete Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes sowie dem Titulus B, darüber die Darstellung Jakobusʼ d. Ä., in den folgenden Segmenten Laurentius, Barbara, Johannes Ev. mit Schlangenkelch, Ursula und Mauritius. Am unteren Schaftende ein Hängekamm aus durchbrochenem Blattwerk. Ober- und unterhalb des Nodus Inschrift C, zusammengesetzt aus einzelnen teilweise sinnwidrig eingesetzten Metallplättchen. Die Buchstaben glatt vor schraffiertem Hintergrund. Auf den Rotuli des Nodus Inschrift D, dazwischen Blüten und durchbrochenes Maßwerk. Der Hintergrund der Inschriften C und D zeigt noch Reste einer dunklen, kontrastierenden Substanz. Die jüngere Kuppa wird von einem Korb mit Band- und Beschlagwerk sowie Puttenköpfen getragen. Alle Inschriften sind graviert.

Maße: H. 26 cm, Dm. 16,7 cm (Kuppa), 18–18,5 cm (Fuß). Bu. 0,5 cm (A), 0,2 cm (B), 1,2 cm (C), 1 cm (D).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A, B, D) mit Versal in gotischer Majuskel (C).

  1. A

    + dessen ˑ kelk ˑ gaf ˑ herm‎/en ˑ plagheˑman ˑ to ˑ sˑvnte ˑ ia‎/cobpes ˑ kerken ˑ to ˑ deme ‎/ hogen ˑ altare ˑ orate ˑ pr‎/o ˑ eˑo ˑ et ˑ vxore ˑ anno ‎/ d(omi)ni m ˑ vc ˑ vn(de) ˑ iii ˑ pasˑcaa)

  2. B

    i(esus) n(azarenus) r(ex) i(udaeorum)1)

  3. C

    ihesvsb) ‎// Ic) maria

  4. D

    ihesvs

Übersetzung:

(A) Diesen Kelch stiftete Hermann Plagemann der St. Jakobikirche für den Hochaltar. Betet für ihn und seine Ehefrau. Im Jahr des Herrn 1503 an Ostern (16. April).

Kommentar

In Inschrift A ist der e-Balken als großer, nicht mit dem Buchstabencorpus verbundener Zierbogen gestaltet; ein ähnliches Zierelement am oberen Bogenabschnitt des langen s. Die oberen Schaftenden von l und t sowie das untere Ende des p-Schaftes sind lang gegabelt. Diese Zierformen bilden einen deutlichen Kontrast zu den generell eckig-rechtwinkligen, wenig flächigen Buchstaben. Auch die Quadrangeln sind nicht flächig, sondern nur als kleine Kreuze ausgeführt. Die Inschriften C und D sind als Bandminuskel ausgeführt.

Wie der für den Hochaltar von St. Jakobi bestimmte Kelch nach St. Nikolai gelangte, ist nicht bekannt. Bereits in einem Inventar der Nikolaikirche aus dem Jahr 1775 wird er genannt; dazu gehörten eine Patene und ein Löffel.2) Hermann Plagemann war 1492 und 1497 Testamentsvollstrecker von Kunneke und Heinrich Kruse.3)

Textkritischer Apparat

  1. m ˑ vc ˑ vn(de) ˑ iii ˑpasˑca] Zwischen der Ziffer v und dem hochgestellten c für die Jahrhunderte eine redundante Haste, vermutlich ein irrtümlich in der Zeile begonnenes, nicht zuende ausgeführtes c. – m ˑ vIc ˑ vii ˑ in ˑ pasce (also Datierung 1507) Haselberg. So auch Oltmanns, dort ferner pace statt pasˑca.
  2. ihesvs] Befund svehis.
  3. I] Hier bei Haselberg ein Kreuz.

Anmerkungen

  1. Io. 19,19.
  2. PfA St. Nikolai, Nr. 321 (Altargeräte), darin: Protocollum Inventationis über das Altar- und Kirchen-Geräthe zu St. Nicolai (6. Dezember 1775), Nr. 3.
  3. Vgl. StA Stralsund, Testamente Nr. 770 (21. März 1492), Nr. 810 (1497), nach StA Stralsund, General-Register (16.6.2015).

Nachweise

  1. Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 504 (A, C, D).
  2. Oltmanns, Abendmahlsgerät, S. 132f. (Nr. 353, A, C).

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 127 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0012706.