Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 117 Stralsund Museum 15.Jh., 1641

Beschreibung

Kelch.1) Silber, vergoldet. Ohne Beschau- und Meisterzeichen. Aus dem Stift St. Annen und Birgitten. Auf dem Sechspassfuß mit schmalem Standring ist ein Kruzifixus aufgenietet, der sechsseitige Schaft mit breitem, flachem Nodus, darauf abwechselnd je sechs Rauten und Blüten. Auf den sechs Rotuli, glatt vor bearbeitetem Hintergrund graviert, fünf Buchstaben (A). Die Kuppa flach und kegelstumpfförmig. Auf der Unterseite des Fußes die umlaufend gravierte Inschrift B.

Maße: H. 16,7 cm, Dm. 10,5 cm (Kuppa), 12,6 cm (Fuß). Bu. 0,6 cm (A), 0,25 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A); Kapitalis mit Versal (B).

Jürgen Herold [1/10]

  1. A

    a o i i b

  2. B

    MARGARETA ˑ GLEBE ˑ S(ELIGEN) ˑ IOHANNES CRVSENa) WITWE MICHEL BLANDOW VND DAVIDT DOERWECH ‎/ HABEN DISEN KELCH ˑ VND PATEIN ZV GOTTES EHREN IN S(ANCT) ANNEN KLOSTER ‎/ VEREHRET A(NN)O 1641

Kommentar

Der Kelch ist wohl ins 15. Jahrhundert zu datieren und wurde 1641 für das Frauenstift St. Annen und Birgitten umgearbeitet (B). Die dazugehörige Patene mit einer vierpassförmigen Vertiefung weist keine Inschrift auf.2) Die jüngere Inschrift B auf dem Kelch könnte von dem Goldschmied Marten Diederich graviert worden sein, der seit 1637 zahlreiche Inschriften anfertigte.3) Zwei Männer namens Johannes Kruse erwarben 1592 und 1601 das Stralsunder Bürgerrecht,4) der Kaufmann Michel Blandow im Jahr 1624. Der Letztgenannte erwarb am 5. April 1642 eine Begräbnisstelle mit Grabplatte in St. Nikolai.5) In diesem Jahr erteilte er auch eine Vollmacht für den Erwerb einer Bude am Alten Markt.6)

Textkritischer Apparat

  1. CRVSEN] Erner Oltmanns.

Anmerkungen

  1. Stralsund Museum, Inv.-Nr. 1927:0575. – Der Kelch und die zugehörige Patene werden erwähnt bei Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 375.
  2. Patene: Stralsund Museum, Inv.-Nr. 1927:0577.
  3. Zu den Werken des Marten Diederich vgl. die Einleitung, Kap. 7.3 und 7.5.
  4. Ob der auf dem Kelch genannte, bereits verstorbene Johannes Kruse derjenige war, der 1592 oder 1601 das Bürgerrecht erwarb (Stadtarchiv Stralsund, Online-Recherche, 5.1.2015), ist ebensowenig zu entscheiden wie die Frage, ob er Besitzer einer Grabplatte in St. Jakobi war, die keine Jahreszahl trägt (vgl. Kat.-Nr. 74).
  5. Nach PfA St. Nikolai, R 33a (o. S.).
  6. StA Stralsund, Rep. 3 Nr. 3479 (1642; nach Archivverbund Mecklenburg-Vorpommern, Online-Recherche Ariadne, 5.1.2015).

Nachweise

  1. Oltmanns, Abendmahlsgerät, S. 122 (Nr. 326).

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 117 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0011700.