Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 116 Stralsund Museum 15.Jh., 1638, 18.Jh.?

Beschreibung

Kelch.1) Silber, vergoldet. Ohne Beschau- und Meisterzeichen. Aus der Kirche St. Johannis. Sechspassförmiger Fuß mit hoch ansteigenden Segmenten, schmaler, sechseckiger Schaft mit breitem, relativ flachem Nodus, schlichte große Kuppa mit leicht ausgestelltem Rand. Auf den rautenförmigen Rotuli des Nodus ist Inschrift A glatt vor schraffiertem Hintergrund graviert. Die Buchstaben wurden teilweise erneuert. Inschrift B ist am Rand über fünf Segmente des Fußes graviert. Auf einem Segment ist ein Kruzifixus aufgelötet, links davon sind ein Wappen und oberhalb der Helmdecke die Initialen C eingepunzt, rechts ist zeilenweise Inschrift D eingraviert. Die Eigentums- und Gewichtsangabe E ist schwach in die Unterseite des Fußes eingepunzt.

Maße: H. 23 cm, Dm. 13,2 cm (Kuppa), 14 cm (Fuß). Bu. 0,5 cm (A), 0,3 cm (B), 0,25 cm (C), 0,15–0,3 cm (D), 0,25 cm (E).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Minuskel- und Majuskelbuchstaben (A), Kapitalis (C) mit Versalien (B, D) und humanistische Minuskel mit Versalien (D), lateinische Schreibschrift (E).

Jürgen Herold [1/11]

  1. A

    JheShSa)

  2. B

    CHRISTVS IST FVR VNS‎/ER SVNDE GESTORBEN ‎/ VND VMB VNSER GE‎/RECHTIGKEIT WIDER ‎/ AVFERSTANDEN2)

  3. C

    I(OCHIMVS) D(ADE)

  4. D

    DISER ‎/ KELCH ‎/ VND PATEN ‎/ HAT HER ‎/ IOGHIMVS ‎/ DADE ‎/ VND SEIN ‎/ ELICHE HAVS‎/FRAVW MARIA ‎/ LITZMAN ZV ‎/ GOTTES EHREN ‎/ IN SANCT IOHAN‎/NES KIRCH VEREH=‎/RET, den 9 sebtembris ‎/ Anno 1638

  5. E

    St ˑ Johanis ‎/ 36 loht

Wappen:
Dade

Kommentar

Die Buchstaben von Inschrift A wurden, vielleicht anlässlich der Umarbeitung des Kelches 1638, teilweise erneuert; daher sind nur noch zwei von sechs Buchstaben in gotischer Minuskel ausgeführt. Möglicherweise stammt auch die große Kuppa aus diesem Jahr. Ein Vergleich besonders von Inschrift D mit anderen Werken des Stralsunder Goldschmiedes Marten Diederich (vgl. allein das charakteristische kursive Bogen-r in sebtembris) zeigt, dass er auch diese Inschrift angefertigt hat. Der Minuskelteil nähert sich jedoch stärker als in der Inschrift der Oblatendose Kat.-Nr. 363 der humanistischen Minuskel an. Zu diesem Kelch gehört eine Patene (Kat.-Nr. 376).

Der Brauer Joachim Dade3) erwarb 1622 das Bürgerrecht, saß seit 1637 im städtischen Rat und war seit 1656 Provisor von Heilgeist.4) Als Provisor von St. Johannis wird Joachim Dade in einer Inschrift auf einer 1651 für diese Kirche gegossenen Glocke bezeichnet.5) In diesem Jahr stifteten er und seine Ehefrau Maria Litzmann für St. Johannis auch eine Kanne.6) Dade verstarb im Dezember 1668 und wurde in St. Jakobi bestattet, wo er bereits 1639 eine Grabplatte erworben hatte (vgl. Kat.-Nr. 378).

Textkritischer Apparat

  1. Der dritte Buchstabe e beschädigt, vorletzter Buchstabe h anstelle eines u oder U.

Anmerkungen

  1. Stralsund Museum, Inv.-Nr. 1927:0581.
  2. Vgl. 1 Ko. 15,3f.
  3. Biografische Angaben, wo nicht anders nachgewiesen, nach StA Stralsund, Hs. 360 (Dinnies, Verzeichnis 2), S. 303f.
  4. Laut StA Stralsund, General-Register (14.7.2015) wird Joachim Dade zwischen 1656 und 1664 mehrfach als Provisor von Heilgeist bezeichnet.
  5. Nach Biederstedt, Glocken.
  6. Vgl. Oltmanns, Abendmahlsgerät, S. 127f. Nr. 341; auch Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 411.

Nachweise

  1. Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 412 (A).
  2. Oltmanns, Abendmahlsgerät, S. 126 (Nr. 338, ohne C).

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 116 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0011603.