Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 110(†) St. Johannis, Franziskanerkloster 15.Jh.

Beschreibung

Reste von Wandmalereien. In der Nordwestecke des Klosters nördlich des Refektoriums in einem gewölbten, zweijochigen Raum, der erst durch eine nachträglich zu beiden Seiten einer Säule errichtete Südwand entstand. Die 1964 freigelegten und restaurierten Malereien1) gehören zu zahlreichen Malschichten und sind schlecht erhalten. Zu erkennen sind auf grünem Grund links der Säule noch fünf, rechts ein Medaillonrahmen,2) darin zwei einander zugewandte Brustfiguren mit Nimben, zwei mit weltlichen Kopfbedeckungen. Darunter ein Wandbehangmotiv. Auf dem vierten Medaillonrahmen von links in schwarzer Farbe Inschrift A, Versalien und quadrangelförmige Worttrenner rot. Die Inschrift wird nach einem Foto von 1965 wiedergegeben, das einen besseren Erhaltungszustand als den heutigen zeigt. Rechts der Säule ein weiteres, kurzes Stück Schriftband mit dem Fragment B. Darüber hinaus weitere Spuren von zeilenweise angebrachten Inschriften, die von Einzelbuchstaben abgesehen nicht mehr lesbar sind.3) Die Inschriften sind gemalt.

Inschrift A nach Foto LAKD/AD.

Maße: L. 730 cm, H. ca. 145 cm. Bu. 4 cm (A), 6 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (B) mit Versal in gotischer Majuskel (A).

Jürgen Herold [1/5]

  1. A

    Qve ˑ svnt ˑ plagea) ˑ in ˑ [– – –] ˑ iste [– – –]

  2. B

    [– – –]ra terg(us)b) [– – –]

Übersetzung:

(A) Diese sind (...) dieser (...).

Kommentar

Die Malereien werden im 15. Jahrhundert entstanden sein.4) Es ist zu beachten, dass die edierten ebenso wie die nicht mehr lesbaren Inschriftenreste und -spuren nicht einer einzelnen, sondern verschiedenen Ausmalungsphasen angehören. Das wenige Erhaltene lässt keine Deutung des einstigen Bildprogramms mehr zu.5) Die Funktion des Raums ist nicht bekannt.6)

Textkritischer Apparat

  1. Lesung unsicher.
  2. Lesung unsicher.

Anmerkungen

  1. Dazu LAKD/AD, Akten Stralsund, Johanniskloster, Mappe 1: Johannes Voss, Vermerk zur Freilegung von Wandmalereien im Johanniskloster zu Stralsund, Halle, 16. März 1964; im Folgenden auch weitere Schriftstücke dazu. Vgl. auch Ewe, Franziskanerkloster, S. 130.
  2. Rechts daneben an der Wand das obere Ende eines Baldachins. Diese Malereireste gehören zu einer älteren historischen Schicht.
  3. Linke Seite: ein Inschriftenrest am unteren Rand des Malereifeldes, Schriftbänder am oberen und am unteren Rand; rechte Seite: Reste von drei(?) kreisförmigen Schriftbändern oberhalb des Säulenkapitells.
  4. Pieper/Einhorn, Franziskaner, S. 45, übernehmen die nicht nachvollziehbare Datierung „um 1500“ von Ewe, Franziskanerkloster, S. 132 (vgl. Anm. 5).
  5. Die Vermutung Herbert Ewes, es handele sich um Porträts zeitgenössischer Personen, lässt sich nicht belegen, die angenommene Lesung eines Personennamens – um welches Medaillon es sich handelt, wird nicht angegeben – lässt sich nicht verifizieren. Vgl. Ewe, Franziskanerkloster, S. 132: „Die Umschriften der Porträts sind leider so zerstört, daß dem Text wohl kaum eindeutige Aussagen zu entnehmen sind. Lediglich in einem Fall dürften folgende Buchstaben (...) Pl ... (= Paulus?) Virk (Virik?) einen gewissen Anhaltspunkt geben. Bei dem Träger dieses Namens handelt es sich um einen Guardian der Stralsunder Franziskaner um das Jahr 1500.“
  6. Vgl. dazu Pieper/Einhorn, Franziskaner, S. 45.

Nachweise

  1. LAKD/AD, Fotosammlung.

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 110(†) (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0011001.