Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 106 St. Jakobi 4.V.15.Jh.

Beschreibung

Schrifttafel. Kalkstein. In der Westvorhalle an der Nordseite angebracht. Die Inschrift ist erhaben in vertiefter Zeile ausgeführt, der Versal am Textanfang beschädigt.

Maße: Br. 60 cm, H. 29 cm. Bu. 9 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

Jürgen Herold [1/2]

  1. Gia) geuet to d(iss)em ‎/ buwete dorch g‎/otb)

Übersetzung:

Ihr gebt für dieses Gebäude um Gottes willen.

Kommentar

Der G-Versal ist mit stark eingerolltem Bogen ausgeführt. Die späte gotische Minuskel zeigt lange Oberlängen, spitz ausgezogene Quadrangeln und nach außen abgeschrägte u-Schäfte; h mit gespaltener Oberlänge, e mit nahezu senkrechtem Balken, der oberhalb des oberen Bogenabschnitts ansetzt und in einem tropfenförmigen Zierelement endet.

Die Inschrift wird im späten 15. Jahrhundert entstanden sein. In diesem Zeitraum1) wurde der Westteil von St. Jakobi umgebaut: Der Turm wurde um ein Joch nach Westen versetzt, sodass die ursprüngliche Westfassade sich danach im Kircheninneren befand. Die Steintafel mit dem Aufruf, den Kirchenbau zu unterstützen, könnte in einer frühen Phase der Umbaumaßnahme an der zunächst noch außen gelegenen und damit allen Vorübergehenden zugänglichen Westfassade angebracht worden sein. Der spätmittelalterlichen Frömmigkeitspraxis entsprechend stellt die Inschrift den Spendern positive Auswirkungen auf ihr Seelenheil in Aussicht.

Textkritischer Apparat

  1. Da der Stein in diesem Bereich beschädigt ist, lässt sich nicht eindeutig bestimmen, ob es sich bei dem zweiten Buchstaben um ein Minuskel-i oder ein Majuskel-I handelt. Die Brechungen am oberen und unteren Schaftende sind anders ausgeführt als bei den übrigen Buchstaben. – Das Wort fehlt bei Haselberg.
  2. Die beiden letzten Buchstaben aus Platzgründen klein über der Zeile eingemeißelt.

Anmerkungen

  1. Nach Markfort, Baugeschichte, S. 46, wurden zwischen 1472 und 1484 vermehrt Mauersteine und Geld für St. Jakobi gestiftet.

Nachweise

  1. Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 394.
  2. Zaske, Kirchen Stralsunds, Abb. 104.

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 106 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0010607.