Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 105 Stralsund-Voigdehagen, St. Marien E.15.Jh.

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Ohne Marken und Beschauzeichen. Der Kelch befand sich im späten 19. Jahrhundert in der Pfarrkirche von Voigdehagen; wann und unter welchen Umständen er dorthin gelangte, ist nicht bekannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg galt er als verschollen, später wurde er dem Museum in Stralsund übergeben und schließlich im Jahr 2013 an die Kirchengemeinde Heilgeist-Voigdehagen zurückgeführt. Die Kelchoberfläche ist aufgrund von Feuereinwirkung angelaufen. Sechspassförmiger Fuß mit hoher Zarge und breitem, gekehlten Standring. Auf dem Fuß graviertes spätgotisches Maßwerk und ein aufgenieteter Kruzifixus ohne Titulustafel. Die Kuppa wird von einem Korb aus sechs halbkreisförmigen Ornamenten getragen. Auf dem sechsseitigen Schaft oberhalb des Nodus Inschrift A, unterhalb B. Auf den Rotuli des mit Maßwerk verzierten Nodus Inschrift C, als Abschluss eine Blüte. Alle Inschriften sind glatt vor schraffiertem Hintergrund graviert.

Maße: H. 19 cm, Dm. 10 cm (Kuppa), 13,5 cm (Fuß). Bu. 1,0 cm (A, B), 0,7 cm (C).

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

Jürgen Herold [1/3]

  1. A

    HILEa) ˑ IESVSb) ˑ

  2. B

    SANTc) ANA

  3. C

    MARIA

Kommentar

Die frühhumanistische Kapitalis der Inschriften (H und I mit Nodus, A mit beidseitig überstehendem Deck- und gebrochenem Mittelbalken) und das spätgotische Maßwerk legen eine Datierung des Kelchs nicht vor dem späten 15. Jahrhundert nahe.1) Inschrift A gleicht zwei Inschriften auf einem weiteren Kelch, der nachweislich für das erzbischöfliche Umfeld in Erfurt angefertigt wurde (Kat.-Nr. 119) und wohl zusammen mit dem hier behandelten Kelch aus Erfurt nach Voigdehagen gelangte.

Textkritischer Apparat

  1. HILE] Die Buchstaben IL in einem Feld. Zur möglichen Deutung dieses Wortes vgl. Kat.-Nr. 119, Anm. a.
  2. IESVS] Die Buchstaben IE und SV in einem Feld, SV auch verschränkt.
  3. SANT] SA verschränkt.

Anmerkungen

  1. Die Datierung von Oltmanns, Abendmahlsgerät, S. 139, in die zweite Hälfte des 16. Jh. ist sicher zu spät.

Nachweise

  1. Haselberg, Kreis Franzburg, S. 61.
  2. Oltmanns, Abendmahlsgerät, S. 139 (Nr. 383).

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 105 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0010500.