Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 101 St. Nikolai 1487

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Ohne Beschau- und Meisterzeichen. Die einzelnen Segmente des sechspassförmigen Fußes weisen einen Mittelgrat auf und laufen zur Zarge hin spitz aus. Diese ist mit durchbrochenen Vierpässen verziert. Auf den Segmenten des Fußes gravierte Kreuzblumen und ein aufgelöteter Kruzifixus mit leerem Schriftband. Um den Fuß umlaufend, beginnend auf dem Segment rechts neben dem Kruzifixus, Inschrift A. Zu Beginn und am Ende jedes Segments Füllornamente. Auf dem sechskantigen Schaft ober- und unterhalb des Nodus Inschrift B, am Ende ein sternförmiges Ornament. Auf den Rotuli des heute verkehrt herum eingefügten Nodus auf blauem und grünem Emailgrund die Buchstaben C, dazwischen vierteilige Blüten und durchbrochenes Maßwerk. Die kegelförmige Kuppa steht auf einem kleinen Korb aus Blumen- und Blattmotiven. Die Inschriften sind glatt vor schraffiertem Hintergrund graviert.

Maße: H. 19,5 cm, Dm. 14,7 cm (Fuß), 14,5 cm (Kuppa). Bu. ca. 0,7 cm (A), 1 cm (B), 0,8 cm (C).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (B, C) mit Versal (A).

  1. A

    ˑ Jste ˑ calix ˑ ‎/ p(er)tin(et) ˑ fr(atr)i ˑ lo‎/dewico ˑ gre‎/ver ˑ ordi(ni)s ˑ fr‎/(atru)m ˑ p(re)di(c)a(torum)a) ‎/ ˑ an(n)o ˑ d(omi)ni ‎/ m ˑ cccc ‎/ lxxxvii

  2. B

    ihesvs ‎// maria

  3. C

    ihesvs

Übersetzung:

(A) Dieser Kelch gehört Bruder Ludwig Grever vom Orden der Predigerbrüder. Im Jahr des Herrn 1487.

Kommentar

Die Inschriften A und B sind als sorgfältige Bandminuskel mit Schattenstrichen ausgeführt. Schaft-, Bogen- und Balkenenden, im Fall von Inschrift A auch die Kürzungszeichen sind mit perlförmigen Zierelementen versehen. Wann und unter welchen Umständen der Kelch nach St. Nikolai gelangte, ob er aus Stralsund stammt und ob folglich der genannte Dominikaner Ludwig Grever Bruder im hiesigen Katharinenkloster war, ist nicht bekannt. Der Familienname Grever lässt sich in Stralsund nur für das Jahr 1375 belegen.1)

Textkritischer Apparat

  1. Auf i zwei übereinander stehende Quadrangeln als Form des cc-a, danach orum-Kürzung. Auf p(re) auch zwei Hasten, die sich nicht erklären lassen.

Anmerkungen

  1. Vgl. Schroeder (Hg.), Liber memorialis 1, Nr. 549. Im Zusammenhang mit der Geschichte des Stralsunder Dominikanerklosters wird der Name Ludwig Grever bei Hoogeweg, Klöster 2, S. 718–728, nicht genannt.

Nachweise

  1. PfA St. Nikolai, Nr. 321 (Altargeräte) o. S.
  2. Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 504.
  3. Oltmanns, Abendmahlsgerät, S. 133 (Nr. 354, A, B teilweise).

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 101 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0010102.